Zahlen Kunden am Imbiss für Regionalität und Tierwohl?
Schützenwirt Armin Hartmann kooperiert mit dem Adventure-Golfpark in Gutach. Test: Sind die Kunden bereit, für mehr Qualität und Regionalität beim Fleisch auch mehr zu bezahlen?
Auch wer spätestens nach den jüngst öffentlich gewordenen Skandalen in der Fleischindustrie peinlich darauf achtet, nur regionales Fleisch zu verzehren – bei einer Fast-Food-Wurst am Imbissstand muss man dann meistens doch entweder verzichten oder seine Grundsätze über Bord werfen.
Das muss nicht sein, findet der Hornberger Schützenwirt Armin Hartmann. Er hat gestern seinen neuen Imbisswagen bekommen, mit dem er nun eine Kooperation mit dem Adventure-Golfpark in Gutach eingeht. Dort – direkt an der B33 nicht nur für Golfparkgäste – wird es ausschließlich regionale Produkte mit Fleisch in Qualivo-Qualität geben (siehe Stichwort). Er ist allerdings mächtig gespannt, ob die Kunden tatsächlich bereit sind, für mehr Qualität und Regionalität auch einen höheren Preis zu bezahlen.
Denn natürlich macht es einen Preisunterschied, ob Schweine und Rinder in bäuerlichen Betrieben im Südschwarzwald und in Oberschwaben nach den Bedingungen von Qualivo gehalten werden oder in industriellen Mastanstalten – und ob ein Schlachthof wie Adler in Bonndorf 300 Schweine in der Woche oder einer wie Tönnies 30 000 am Tag schlachtet.
Armin Hartmann arbeitet für diese neue Kooperation mit der Metzgerei Damm aus Zell zusammen, die Qualivo-Fleisch bezieht. Die 50 Cent, die er für die Wurst mehr bezahlen muss, gibt er an die Kunden weiter. „Ich bin überzeugt, dass Regionalität auch am Schnellimbiss möglich ist“, sagt er. Gespannt ist er aber schon, ob die Kunden wirklich bereit sind, dafür auch etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen.
Morgen geht’s los
Die Würste bezieht er fertig von der Metzgerei Damm, die Burger und die Maultaschen („eine Sau hat ja nicht nur Filet und Rücken“) macht er mit Qualivo-Fleisch selbst. Auch die Weckle für die Burger sind regional, sie kommen von der Hausacher Bäckerei Waidele.
Ab morgen, Samstag, geht’s los. Vorerst wird der regionale Imbiss beim Adventure-Golfpark nur samstags und sonntags geöffnet sein, „vielleicht auch noch freitags“, so Hartmann. Ziel seien ab Mitte Juli ausgeweitete Betriebszeiten, allerdings hänge dies noch von der Personalsituation ab.
Die Initiative für die Kooperation ging von Carsten Wöhrle vom Adventure-Golfpark aus. „Wir sind beide Hornberger, da habe ich einfach mal gefragt, ob er sich das vorstellen kann“, so Wöhrle. Gerade jetzt in den Corona-Zeiten habe er gemerkt, dass er ohne die Bewirtung mit Speisen mit wesentlich weniger Personal auskommen könnte – er werde künftig nur noch Getränken verkaufen und sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Zumal man bei den beschränkten Bedingungen eh nicht das anbieten konnte, was sich die Gäste wünschen.
Armin Hartmann überlegte sich ein Konzept – zu Hause Naturparkwirt, im Imbiss am Golfpark Qualivo – und hatte innerhalb zehn Tagen einen Imbisswagen besorgt. Der stand bisher am Fanstand des Freiburger Stadions. Und beim neuen Stadion werden künftig gar keine Imbisswagen mehr erlaubt sein, sondern nur fest eingebaute Imbissnischen, so Hartmann.
Qualivo
Qualivo steht für qualitativ hochwertiges Premium-Fleisch und hohe Kontrollstandards. Geschäftsführer Martin Russ, selbst Landwirt aus Lottstetten am Hochrhein, erläutert auf OT-Anfrage, dass die Tiere auf Stroh gehalten werden müssen. Für Qualivo-Schweine beispielsweise müssen Zweiraumbuchten zur Verfügung stehen mit Auslauf. Die Schweine kommen aus bäuerlichen Betrieben rund um Bonndorf und aus dem Raum Pfullendorf. Damit seien kurze Transportwege zum Schlachthof in Bonndorf garantiert. Das Futter muss gentechnik- und antibiotikafrei sein.
Guter Start nach Corona
Sie seien recht zufrieden mit dem Start des Adventure-Golfparks gewesen, nachdem Corona den Saisonbeginn unfreiwillig verzögert hatte, sagte Carsten Wöhrle auf Anfrage. Auch der neue Fußball-Socer werde sehr gut angenommen. Man merke, dass sich gern draußen etwas unternehmen wollen. Ein Problem sei aber immer noch die ungleichmäßige Verteilung. Bei schönem Wetter am Wochenende könne man fast die Uhr danach stellen, wann der große Ansturm kommt. Die Betreiber möchten deshalb künftig günstigere Tickets für die Zeiten morgens von 10 bis 12 Uhr und abends von 17 bis 19 Uhr anbieten.