Zurück nach Afrika: Mühlenbacherin macht Urlaub "zu Hause"
Zehn Monate leistete Franziska Buchholz aus Mühlenbach 2014/2015 einen Freiwilligendienst im ostafrikanischen Tansania. In einem Reisetagebuch ließ sie die Leser des Offenburger Tageblatts an ihren Erfahrungen teilhaben. Zwischenzeitlich kehrte sie für vier Wochen zurück und berichtet noch einmal über ihre »zweite Heimat«.
Ich sitze im Bus am Fenster. Leider ist die Scheibe nicht mehr vorhanden und so bläst mir der sandige Wind unermüdlich ins Gesicht. Durch die Lautsprecher scheppert Bongo-Musik. Der Fahrer lenkt in eine Einbuchtung und stoppt ruckartig. »Tupo Mwanga sasa hivi (Wir sind nun in Mwanga)«, sagt meine Sitznachbarin – eine kräftige Tansanierin, die mich, seit ich in Daressalam eingestiegen bin, begleitet. Ich hätte die Bushaltestelle fast nicht wiedererkannt.
Ich kann nicht sagen, was anders ist – aber irgendwie hat es sich verändert, seit ich hier das letzte Mal vor zwei Jahren in den Bus eingestiegen bin und zurück nach Deutschland reiste. Es ist das erste Mal, dass ich nach meinem Freiwilligendienst der Organisation »Weltwärts 3+10« wieder »nach Hause« gehe und meine ehemalige Arbeitsstelle im Krankenhaus besuche.
Aus dem Bus quetschen
Ich steige aus und sofort fühlt sich alles sehr vertraut an: Es stürmen mehrere Menschen auf die aussteigenden Fahrgäste zu. Die einen wollen Erdnüsse verkaufen, die anderen Cola, wiederum andere ein Brot. Ich quetsche mich ins Freie durch, wie man das hier in Tansania immer machen muss, um aus einem Bus aussteigen zu können und suche mir ein »Piki-Piki«, einen Motorrad-Transport. Damit lasse ich mich zum Neema Hospital fahren und bin beruhigt, als ich immer mehr wiedererkenne.
Kurz vor dem Krankenhaus treffe ich schließlich auf das erste bekannte Gesicht. Der »Piki-Piki«-Fahrer muss eine Vollbremsung für mich einlegen, damit ich meinen ehemaligen Kollegen sofort begrüßen kann. Die Freude ist riesig und die Glücksgefühle sprudeln gerade so aus mir heraus, als ich auf mehr und mehr Arbeitskollegen treffe. Es fühlt sich alles »wie immer« an!
Das Einzige, was sich verändert hat: Mein Kiswahili ist ganz schön eingerostet. Aber natürlich finden alle anderen, dass ich ganz hervorragend sprechen würde und ich überhaupt nichts vergessen hätte. »Immer diese liebevollen Lügen«, denke ich mir insgeheim.
Das Krankenhaus hat sich sehr weiterentwickelt. Natürlich hoffte ich darauf, dass endlich das Operationsgebäude eröffnet wurde, was leider nicht der Fall ist. Dafür wurde aber begonnen, ein neues Gebäude zu errichten, das nun als weiterer Rohbau den Platz ziert. Mir wird berichtet, dass die Arbeit im OP-Haus sehr bald starten soll – genau denselben Satz sagten sie mir schon vor zwei Jahren – und das andere Haus »so schnell wie möglich« fertiggestellt werden soll.
Spannende Geschenke
Ich verbringe meine Zeit in Mwanga damit, einige Bekannte zu besuchen. Überall werde ich mit offenen Armen empfangen und die tansanische Gastfreundschaft zeigt sich von ihrer gutmütigsten Seite. Ich bringe natürlich auch Gastgeschenke mit, welche mit einer herrlichen Skepsis getestet werden: deutschen Honig (tansanischer Honig ist im Normalfall ein Mix aus Bienenwabe, Bienen und süßem Honig) und Schwarzwälder Schinken.
Das kennen die Tansanier überhaupt nicht, aber schon nach dem ersten kritischen Bissen sind sie hellauf begeistert. Ich bin nur drei Tage in Mwanga. Zu meinem Glück kann ich einen Sonntag dort verbringen und somit die feierliche Messe mit kräftigem Gesang, Tanz und Jubel genießen.
Geheimtipps entdeckt
Mit einigen kleinen Geschenken für zu Hause im Gepäck verlasse ich Mwanga schweren Herzens. Aber die Reise muss weitergehen. Zusammen mit einer deutschen Freundin habe ich nun noch ganze drei Wochen Zeit, quer durchs Land zu reisen. Wir gestalteten die folgende Zeit ganz nach dem Motto »wenn nichts geplant ist, kann auch nichts schiefgehen«, was sich bewährt. Immer wieder werden wir von nicht erwarteter Gastfreundschaft und Geheimtipps überrascht.
Am Ende unserer Reise können wir auf einzigartige vier Wochen zurückschauen. Nun versuche ich, die tansanische Einfachheit so gut es geht in den deutschen Alltag einzubauen und mich nicht allzu sehr von der typisch deutschen Eigenart anstecken zu lassen. Kila ya heri, Tansania – Auf Wiedersehen!