Amphibien-Biotop Hohbergsee in Lahr wird entschlammt
Seit gut einer Woche ist eine holländische Firma mit Spezialgeräten auf dem Hohbergsee im Einsatz. Das wertvolle Amphibien-Biotop muss dringend von Schlamm befreit werden.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Hohbergsee angelegt. Ursprünglich war er als Attraktion für das angrenzende Hotel gedacht, dessen Gäste sich in kleinen Booten auf dem See vergnügen konnten. Heute ist der See, der inzwischen dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) gehört, eines der wertvollsten Biotope vor allem für Erdkröten und Grasfrösche. Jedes Jahr legen bis zu 12 000 dieser Amphibien hier ihre Eier ab.
Funktion des Biotops war in Gefahr
Doch diese Funktion war in Gefahr, so der Lahrer NABU-Vorsitzende Udo Baum und Vorstandsmitglied Walter Caroli. Denn der See ist inzwischen stark verschlammt. »Bis heute ist in dieser Hinsicht nie etwas gemacht worden«, so Walter Caroli. Im Durchschnitt ist der See etwa 1,20 Meter tief – aber inzwischen dürfte sich auf dem Grund eine etwa 60 Zentimeter dicke Schlammschicht abgelagert haben. Zwar hat der NABU in den letzten Jahren einige der umstehenden Bäume fällen lassen, damit nicht mehr so viel Laub ins Wasser fällt – doch das reicht nicht mehr: Der Schlamm muss raus.
Spezialfirma aus den Niederlanden
Jetzt endlich kann die große Entschlammungsaktion anlaufen. Seit rund einer Woche ist eine Firma aus Cuijk (Niederlande) dort mit Spezialgeräten im Einsatz. Ein Fachbüro hatte die Ausschreibung übernommen, berichtet Caroli – die Ausschreibung wurde vom Regierungspräsidium Freiburg aus Mitteln des Landesnaturschutzfonds finanziert. Auch das E-Werk Mittelbaden, die Sparkassen-Stiftung Offenburg und die Volksbank Lahr konnten als Sponsoren gewonnen werden. Insgesamt rechnet Caroli für die Aktion mit Kosten von rund 200 000 Euro. Das Fachbüro übernimmt auch die Fachbegleitung der Aktion; die Untere Naturschutzbehörde ist ebenfalls eingeschaltet.
Wie Brät in die Wurst
Zunächst wurde das Schilf beseitigt, erläutert Uwe Baum das technische Prozedere. Danach kam ein Saugbagger an die Reihe, der den Schlamm aus dem See holt. Der Schlamm wird über Rohrleitungen an Land gespült und dort in riesige Schläuche gefüllt, die aus einem dünnen, porösen und recycelbaren Kunststoffgewebe bestehen – so ähnlich wie man Wurst-Brät in die Pelle füllt. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Dimensionen ganz andere sind: Die Schläuche sind etwa 35 Meter lang und 9 Meter breit. Zuvor wird der Schlamm mit einem biologischen Mittel »geimpft«, damit sich Wasser und Schlamm besser voneinander trennen. Das überschüssige Wasser wird dann wieder zurück in den See gepumpt. Rund 2700 Kubikmeter Schlammmasse wird die Spezialfirma in den kommenden Wochen aus dem See holen, schätzt Baum; davon werden, wenn die Masse getrocknet ist, rund 1300 Kubikmeter reiner Schlamm übrig bleiben.
Schlamm soll an Land abtrocknen
Caroli schätzt, dass die Entschlammung etwa drei Wochen dauern wird. Bis Ende November hofft er, dass die Aktion abgeschlossen werden kann. Der Schlamm bleibt dann an Land zurück und kann danach abtrocknen, bevor er schließlich auf Lkw verladen und auf einer Erdaushubdeponie entsorgt werden kann. Wie lange es dauert, bis der Schlamm getrocknet ist, sei schwer zu sagen, so Caroli: »Das hängt von vielen Faktoren ab – etwa ob’s im Winter Frost gibt.« Voraussichtlich wohl im Frühjahr wird es soweit sein.
»Lebensdauer um mindestens 100 Jahre verlängert«
Caroli ist jedenfalls vorsichtig optimistisch, dass alles programmgemäß läuft. »Dann hätten wir die Lebensdauer dieses wichtigen Biotops um mindestens 100 Jahre verlängert.«