Anni Sautter: Ihr Metier ist Messers Schneide
Frauen können mehr als die berühmten drei Ks. Sie stehen in Unternehmen ihren Mann – auf ihre eigene weibliche Art. Zehn davon stellt der Lahrer Anzeiger in seiner Serie »Starke Frauen der Lahrer Werbegemeinschaft« vor – immer donnerstags. In Folge 7 geht es um Anni Sautter, Chefin der Messerschmiede Sautter.
»Wenn wir nicht wären, würden die Leute Augen machen«, sagt Anni Sautter (77) selbstbewusst und meint damit das Lahrer Einzelhandelsgeschäft in der Marktstraße 13, das dort seit 99 Jahren in einer Branche zu Hause ist, die bundesweit rückläufig ist. »Es gibt in Deutschland jedes Jahr 20 Kollegen, die zumachen«, weiß die Seniorchefin der Messerschmiede Sautter, die in der Fußgängerzone neben Stahlwaren wie Messer und Scheren auch Bestecke und andere Haushaltswaren verkauft.
Wie kommt’s? Anni Sautter macht den Schwund in der Branche an zwei Dingen fest. Da ist zum einen der große Wettbewerber Internet – »für mich ein rotes Tuch«, gesteht die Geschäftsfrau. Häufig kämen Leute in den Laden, die im weltweiten Netz etwas entdeckt haben und dazu dann die Beratung des Fachgeschäfts suchen. Was laut Anni Sautter aber noch lange nicht heißt, dass der Kauf dann auch im Laden vor Ort getätigt wird.
Punkt zwei: »Junge Leute sind nicht mehr so qualitätsbewusst, wenn es um Messer und Scheren geht«, so Anni Sautters Erfahrungen. An diesen Dingen werde gespart und schnell mal ein Billigprodukt gekauft, das auf Dauer gesehen aber teurer komme, weil seine Lebensdauer mit der von Qualitätsware längst nicht mithalten könne, so die Geschäftsfrau. »Da gibt es ganz große Unterschiede«, weiß Anni Sautter um die Qualität von Schneidwerkzeugen. Und Qualität habe eben ihren Preis. »Wir führen keine Schere für zehn Euro«, sagt die Ladeninhaberin; den Preis einer gewöhnlichen Haushaltsschere taxiert sie bei »24 Euro oder mehr für eine mittlere Qualität«. Der Preis könne aber auch bis zu 80 Euro gehen.
Anna Sautter, die von Kind an nur »Anni« gerufen wurde, erinnert sich an die Worte ihrer Mutter: »Wir sind zu arm; wir können nur einmal kaufen.« Damit habe die Mutter sagen wollen, dass es sich letztlich eher auszahle, auf etwas qualitativ Hochwertiges zu sparen, als häufiger Billiges zu kaufen.
Mit Freude im Verkauf
Die junge Anni Lehmann, wie sie bei Geburt hieß, ist in der Landwirtschaft ihrer Eltern in Dinglingen groß geworden. Da half sie mit und hatte insbesondere Freude am Verkauf auf dem Markt. »Mit Leuten umzugehen, war schon immer mein Ding.« So fiel es ihr auch nicht schwer, den Verkauf in der Messerschmiede Sautter zu übernehmen. Das war 1966, als ihr Ehemann Hermann, den sie zwei Jahre zuvor geheiratet hatte, das Geschäft seines Vaters Georg fortführte.
Der Ursprung der Messerschmiede Sautter geht auf das Jahr 1891 zurück. Gottlieb Sautter gründete den Betrieb in Schweinfurt und zog 1895 nach Lahr, wo er sich zunächst in der Kirchstraße niederließ. Als das Haus Marktstraße 13 zum Verkauf stand, siedelte das Unternehmen um. Dort residiert die Messerschmiede Sautter nun seit 99 Jahren.
Nachfolge
Eine Zäsur für Anni Sautter gab es im September 2009, als ihr Mann Hermann starb. Er hatte gut vier Jahrzehnte lang die Werkstatt und das Büro geführt, sie den Verkauf. Nun musste sie als Alleinerbin mit einem Male alles managen. »Ich wurde reingeschmissen«, formuliert sie ihr Empfinden seinerzeit. Aber sie betrachtete dies auch als Herausforderung, die sie mit Blick auf die Zukunft gern angenommen hat. Denn Christoph Sautter, einer ihrer beiden Söhne, ist beruflich in die Fußstapfen seiner Vorfahren getreten und schon lange im Unternehmen tätig. Ihm will Anni Sautter das Geschäft im kommenden Jahr übertragen. Der Familienbetrieb geht dann in die vierte Generation über.
Logisch, dass Anni Sautter auch den einen oder anderen »messerscharfen« Tipp parat hat. Einer lautet zum Beispiel: Zum Speckvesper kein Messer mit Welle benutzen; das »reißt« den Speck. Dass eine scharfe glatte Klinge besser ist, wusste schon Firmengründer Gottlieb Sautter. »Er hatte immer ein scharfes Taschenmesser dabei, wenn er in die Wirtschaft ging«, weiß Anni Sautter. Ihr zweiter Tipp: »Gute Messer nicht in den Geschirrspüler tun, sondern immer per Hand abspülen; das ist pfleglicher. Durch die Hitze im Geschirrspüler verlieren Messer an Schärfe.«