Aus einem wurden sieben
Meißenheim. 100 Jahre wäre der Turnverein (TV) Meißenheim in diesem Jahr geworden – wenn er nicht Ende 1993 nach 81 Jahren aufgelöst worden wäre. Anlass dafür waren steuerliche Gründe, denn die einzelnen Abteilungen hatten sich nach und nach vom Hauptverein gelöst, um als eigenständige Vereine zu wirtschaften und eventuelle Steuerfreibeträge für sich zu verbuchen.
Einst vereinte der TV die Abteilungen Turnen, Handball, Leichtathletik, Fußball, Faustball, Tennis, Tischtennis und Skifreunde unter einem Dach. Aus diesen Abteilungen entstanden der Fußballsportverein (FSV), der Handballturnverein (HTV), der Leichtathletikturnverein (LTV), der Tennisclub (TC), die Skifreunde, der Tischtennisverein (TTV) und der TV »Freizeit«.
Der TV Meißenheim war zunächst als reiner Turnverein gegründet worden. Die positive Denkweise von Turnvater Jahn hatte sich bis ins Rieddorf herumgesprochen, die turnfreudige Jugend sollte sich in einem Verein zusammenschließen. Erster Vorsitzender wurde Karl Fischer. Bereits 1913 wurde der neue Verein mit einem Turnfest der Öffentlichkeit vorgestellt.
Eine große Rolle spielte der TV über die ganzen Jahrzehnte bei den Riedturnfesten. Der Verein brachte insbesondere vor und nach dem Zweiten Weltkrieg exzellente Turner hervor, die mit Erich Schlenker bis in die damalige Olympiamannschaft hineinwirkten. Aber auch große Namen wie Berthold und Erich Schiff, Kurt Binder, Paul Ziepack und Willi Häs hatten neben vielen anderen tüchtigen Turnern beim TV Meißenheim für Furore gesorgt. Bei den Damen waren dies unter anderen Mina Schäfer, Ida Häs, Gertrud Reuter, Emma und Frieda Reith und Hermine Fischer.
Aber auch große Sportler aus den anderen Sportarten sind hier zu nennen. So spielten die Handballer des TV Meißenheim immer eine wichtige Rolle in Südbaden und teilweise über die Region hinaus. Unter der Ägide von Alois Oed als Abteilungsleiter kamen die Dorfhandballer im Hallenhandball bis in die Regionalliga. Handballer wie Dieter Schäfer, Hans Läßle, Klaus Baumann waren nur einige von den vielen Auswahlspielern aus der eigenen Jugend, die sich in Auswahlmannschaften einen guten Namen machten.
Die Leichtathletik wurde von Herbert Schiff als Funktionär und Abteilungsleiter lange Jahre geprägt. Hier kamen Spitzensportler wie die Speerwerfer Jürgen Beck, Gerhard Lutz, Ria Bühler, Rüdiger Wingert mit ihren großartigen Leistungen bis zu nationalen und internationalen Einsätzen. Der unermüdliche Leichtathletikvater Herbert Schiff war trotz starker körperlicher Behinderung immer ein Vorbild für die Jugend.
Grundstein gelegt
Die Fußballer spielten in den 50er-Jahren eine große Rolle. Heinz Gabbert schaffte mit seinen hervorragenden Mitstreitern den Aufstieg in die Bezirksklasse Süd. Meißenheim brachte auch immer wieder sehr gute Einzelspieler und Trainer hervor, die sich aber anderen Vereinen anschließen mussten, um in höheren Klassen Erfolg zu haben.
Auch der Breitensport nahm im TV viel Raum ein. Hier muss als einer der Motoren der Chronist, Handballfunktionär, Schriftführer und manches Mal Mann für alle Fälle Oskar Bohnert genannt werden. Beispielgebend für den Breitensport sind bis heute die Turnerfrauen, die Gesundheitssport betreiben und immer helfende Hände bei allerlei Festen waren.
Großes Glück hatte der TV auch, dass die jeweiligen Bürgermeister und Gemeinderäte ein offenes Ohr für seine Belange hatten und schon früh neben einer Turn- und Festhalle auch eine gut funktionale Sporthalle gebaut wurde. Und vergessen werden sollte auch nicht, dass die Grundsteine zu den sportlichen Anlagen in der Zeit des TV gelegt wurden. Sportplätze, 400-Meter-Laufbahn, Tennisplätze, Fest- und Sporthallen und vieles andere mehr – immer saßen auch Organisatoren des TV Meißenheim bei der Verwirklichung mit der Gemeinde im Boot.
Informiert
Vorsitzende
13 Männer standen in den 81 Jahren an der Spitze des Turnvereins Meißenheim: Karl Fischer (Bürgermeister), Karl Reith (Bürgermeister), Georg Sensenbrenner, Heinrich Schäfer, Hermann Schlenker, Albert Herrenknecht, Heinrich Luick, Fridolin Kern, Erich Bertsch, Wilhelm Schlenker, Richard Schlenker, Horst Schnebel und bis zur Auflösung Rüdiger Wingert.