Aus Liebe wurde tiefes Unglück
Heinrich Hansjakobs Erzählung »Der Vogt auf Mühlstein« nahm den Schwerpunkt des Ausflugs des Reichenbacher Kirchenchors ein. Natürlich gehörte auch eine Einkehr in der Mühlstein-Gaststätte zum Programm.
Lahr-Reichenbach. Ein Ausflug führte den Kirchenchor Reichenbach zu einem der bekanntesten Plätze des mittleren Schwarzwaldes. Vor allem den älteren Menschen ist Heinrich Hansjakobs Meistererzählung »Der Vogt auf Mühlstein« bekannt.
Im Gebiet der Reichstäler Harmersbach und Nordrach lagen die »Schottenhöfe«, die seit alters zur Benediktinerabtei Gengenbach gehörten. Der größte von ihnen war der Mühlstein.
Auf diesem Hof wuchs Magdalene, die Tochter von Anton Muser, auf. Das Mädchen mit seiner wunderbaren Stimme beeindruckte die Leute im ganzen Kirchspiel Zell und Nord-
rach. So war es kein Wunder, dass sie sich mit den anderen jungen Leuten nach der Kirche oder bei Festen traf, um mit ihnen gemeinsam zu singen.
Dabei lernte sie den Ölerjoken-Hans kennen, dessen Familie es aber mit den großen Bauernfamilien ringsum nicht aufnehmen konnte. Hans und Magdalene gestanden einander ihre Liebe, wohl wissend, dass sie kaum eine Chance hatten.
Magdalenes Vater versprach seine Tochter dem reichen Hermesbuur. Bei der Hochzeitsfeier am 17. Januar 1785 nahmen ihre langjährigen Sangesfreunde, darunter auch Hans, teil und sangen. Magdalene erhob sich und erklärte, dass ihr Herz und ihre Liebe dem Hans gehören. Zu Hause erklärte sie ihrem Angetrauten, dass sie seine erste Magd sein werde, aber niemals seine Frau. Am 15. März des gleichen Jahres starb Magdalene.
Grabbesuch inkognito
Hans verschwand noch in der Nacht der Hochzeit aus dem Land und schloss sich als Soldat den kaiserlichen Truppen an. Erst 1792 kehrte er für einige Stunden zurück. Inkognito besuchte er das Grab seiner Magdalene auf dem Friedhof in Zell. Danach verlor sich eine Spur.
Bei der gemütlichen Einkehr in der stimmungsvollen Mühlstein-Gaststätte und bei einer Andacht ließen die Fahrtteilnehmer die Geschichte ausklingen.