Ausstellung über Geflüchtete in Lahr eröffnet
Sind Flüchtlinge in Lahr unbekannte Mitbürger oder besser und einfacher erklärt: »Neu-Lahrer«? Die Ausstellung »Un-Bekannte Mitbürger – Leben und Alltag von Geflüchteten in Lahr« in der Tonofenfabrik gibt Auskunft darüber.
Im Stadtmuseum können sich Interessierte derzeit die Ausstellung »Un-Bekannte Mitbürger« ansehen. Die Vernissage am Sonntag eröffneten Sonya Shamsani, die sich im Freundeskreis Flüchtlinge engagiert, Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller und die Gruppe »Deutsche Kurden«.
Der Freundeskreis hat die Ausstellung initiiert und zusammen mit der Museumspädagogik umgesetzt. Ein ausdrückliches Lob gibt es für die gesamte Konzeption. Ein Zaun zerteilt den hellen Raum, der den Wechselausstellungen vorbehalten ist – und zum Thema passt. Die weiten Maschen sind nicht so bedrückend, wie das Symbol sein sollte.
Insgesamt sind die Zahl der Objekte, Texte samt Grafiken und Bildern gut angeordnet. Der gesamte Raum wirkt dabei – trotz des nicht einfachen Themas – einladend, hell und offen. Eine Ausnahme ist ein Container, der zeigt wie Flüchtlinge, nicht immer, aber doch oft genug, unterkommen. Dieser ist bei der Ausstellung eng genug.
»Wir wollen Sie für Menschen interessieren, die es auf der Flucht hierher verschlagen hat.« Mit diesem einfachen Satz sagte Shamsani sehr viel über das Engagement des Freundeskreises aus, der weit mehr leistet, als die gute Idee und Umsetzung eines musealen Projektes anzuregen. Die Offenheit für etwas Neues sei eine wichtige Voraussetzung für den Umgang anderen gegenüber. Mit der Ausstellung sollen Vorurteile abgebaut und ein anderer Blickwinkel gezeigt werden. »Sie können die neuen Mitbürger, die als Flüchtlinge gekommen sind, hier kennenlernen«, sagt sie.
OB Müller erinnerte an eine bemerkenswerte Episode, die er als Rathauschef erlebt habe. In Lahr zu Gast war einmal der Lörracher SPD-Landtagsabgeordnete und Justizminister Rainer Stickelberger. Ein Syrer entschuldigte sich bei dem Besucher damals ausdrücklich wegen der Ereignisse der Silvesternacht 2015 in Köln. Müller wünschte sich bei der Eröffnung der Ausstellung, Wege zu finden, »wie wir miteinander umgehen«. Im Rückblick auf die Situation 2015 und 2016 in Lahr, als viele Geflüchtete zuerst in mehreren Sporthallen unterkommen mussten, sprach er von »Belastungen für alle«.
Zum Thema der Ausstellung stellte Müller eine rhetorische Frage: »Kennen wir uns gut genug?« Müller gab die Antwort: Auch »Alt-Lahrer« würden sich nicht gut genug kennen. Und: »Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen, ohne uns zu kennen!«
Hörversuch starten
Neben Texten, die Schicksale von Neu-Lahrern darstellen, gibt es einfache Erklärungen und Demonstrationen, was am Zusammenleben nicht so ganz einfach ist. Beispielsweise die Schrift: Arabisch wird von rechts nach links und ohne Vokale geschrieben. Wie das auf Deutsch aussehen würde, ist zu erkennen. Wer hören will, der kann einen Versuch starten, Kurdisch, einen Franko-Afrikanischen Dialekt und Pidgin-English zu unterscheiden. .
Die Gruppe »Deutsche Kurden« umrahmten die Vernissage zusammen mit Ronya Shamsani und ihrem Bruder Farhat musikalisch. Die Deutschen Kurden sind Mesud Omar, Nirov Mohammad und Kamal Ismail. Als Sänger wirkte Yaya Singhateh aus Gambia mit, der auf Englisch sang und sein Anliegen auf Deutsch erklärte.
Die Ausstellung
Die Ausstellung »Un-Bekannte Mitbürger« ist bis einschließlich 10. November im zweiten Obergeschoss des Stadtmuseums in der Tonofenfabrik zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Während der Chrysanthema hat das Museum jeden Tag geöffnet. Eine lange Museumsnacht gibt es am Freitag, 25. Oktober, dann können Interessierte bis 22 Uhr ins Museum.