Bibel und Sonnenenergie - Franz Alt sprach in Lahr
Franz Alt ist Historiker, Journalist und hat dazu Theologie studiert. Daher spannte der 80-jährige beim Vortrag im Haus zum Pflug einen weiten Bogen – vom See Genezareth zur Zeit des römischen Kaisers Tiberius und der Bergpredigt bis in die Zukunft einige Generationen später.
Der Name des langjährigen Leiters des SWR-Magazins »Report« zieht immer noch. Beim Vortrag, zu dem am Mittwoch VHS und Lahrer Friedensforum geladen hatten, blieb kein Stuhl frei. Die mehr als 100 Besucher erlebten einen polemischen und redegewandten Sprecher. Seine Ansichten waren mitunter plakativ. Dafür konnte Franz Alt immer belegen, was er behauptete. Der Autor des Buches »Was Jesus wirklich sagte« hatte eine Idee angekündigt, wie Frieden im Nahen Osten möglich sein könnte. Um diese Idee zu erklären, stellte er ein – als Autor erlaubtes – fiktionales Interview mit Jesus vor.
»Völlig undenkbar«
»Jesus war ein Streithammel.« Diese sehr plakative Aussage relativierte Alt aber mit seinem eigenen Buch. Jesus hat, da haben Theologen und Historiker keinen Zweifel, am See Genezareth ausschließlich auf Aramäisch gepredigt. Daher ist die aus dem Griechischen ins Deutsche übertragene Aussage im Neuen Testament, »ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert« (Matthäus 10, 35) falsch. Er habe, erklärte Alt, stattdessen von »Harmonie« und »Streitgespräch« gesprochen. Also – ein Bezug zur Gegenwart – gelte es, das Streitgespräch zu suchen, um irgendwann Harmonie zu finden. Oder anders ausgedrückt: Man müsse vom Ende her denken. So haben Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in den 50er-Jahren die Vision einer deutsch-französischen Aussöhnung geschafft. »Das war zwei Generationen vor uns noch völlig undenkbar.«
Alt kam zu einem der Hauptanliegen des Vortrages. Ist eine Verständigung zwischen Israel und Palästinensern möglich? Ja, wenn man das Gespräch auf beiden Seiten suchen würde. In der Genesis erkannten die verfeindeten Brüder Jakob und Esau, dass das Land groß genug für beide ist. Konkret, da sprach der erfahrene Beobachter und Besucher der Konfliktregion Naher Osten, müssten Israelis und Palästinenser – also die Nachfahren Jakobs und Esaus – einander um Verzeihung bitten und mit einer gemeinsamen Hauptstadt Jerusalem erkennen, dass es in beiden Staaten Minderheiten gebe. Das sei eine Aufgabe der UNO – wahrscheinlich auch zuerst militärisch mittels Blauhelmen zu sichern. Spannend sei da dann nur die Frage: »Wer macht den ersten Schritt?!«
Eine andere zentrale Aussage Alts war, dass eine Umweltsünde auf unserem Planeten sowie Krieg und Frieden untrennbar verbunden seien. Der Klimawandel verursache die Flucht vieler Menschen. Alt zeigte anhand von Bildern, wie arme Menschen, denen vor Ort geholfen wurde, eine ganz andere Lebenseinstellung bekamen. Auf allen Bildern waren Solaranlagen zu sehen. Mit Strom von der Sonne haben Nomaden in der Wüste Gobi die Möglichkeit das Internet zu nutzen. Eine ähnliche Situation zeigte er anhand von Bildern aus Afrika. »Wir haben eine unerschöpfliche Energiequelle, die Sonne.« Niemand auf der Erde könne um dieses Kraftwerk einen Krieg führen. »Der liebe Gott war schlau. Die Sonne ist 150 Millionen Kilometer weg.« Besser also die Sonne nutzen anstatt fossile und bald erschöpfte Energie zu verbrauchen. Die Folgen, welche die Enkel – vielleicht auch schon die Kinder der meisten Zuhörer – zu ertragen hätten, sind bekannt.