Per Bike von England in die alte Heimat Oberschopfheim
Das 43. Lendersbach-Treffen der Motorradfreunde Oberrhein bei Oberschopfheim lockt auch Wendelin Ehret von England in die ehemalige Heimat. Nach 40 Jahren Seefahrt gilt seine Leidenschaft nun dem Motorradfahren.
Wendelin »Wendel« Ehret wird heute Abend sicher zu den gefragtesten Besuchern des Lendersbach-Treffens der Motorradfreunde Oberrhein (MFO) am Waldrand bei Oberschopfheim zählen. Rein optisch durch seine lange gepflegte weißhaarige Vollbartpracht ebenso wie durch sein Gefährt – eine Indian Chief Vintage mit Seitenwagen. Die US-Kultmarke steht der Harley Davidson in nichts nach und findet auch hierzulande immer mehr Anhänger.
Vom Fernweh geplagt
Mindestens genauso interessant ist die Lebensgeschichte des gebürtigen Niederschopfheimers. Nach der Ausbildung zum Elektromaschinenbauer zog es den damals 18-jährigen Burschen in die große weite Welt. Gerade einmal das Nötigste hatte er bei sich, als er mit dem Ziel, zur See zu fahren, 1967 nach Hamburg aufbrach. »Ich wollte was von der Welt sehen. Vielleicht wurde mir dieses Fernweh in die Wiege gelegt, da mein Opa, der ›Moser-Toni‹, auch schon zur See gefahren ist«, meint der heute 67-jährige im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger.
40 Jahre zur See gefahren
Ohne lange zu überlegen, heuerte er auf dem nächstbesten Schiff an. Auf dem Stückgutfrachter »Fresenburg« war er im Mittelmeer unterwegs – und mit seiner Ausbildung ein gefragter Mann im Maschinenraum. In 40 Jahren war er auf vielen Schiffen Herr über die Schiffsmotoren. Einen Wohnsitz hatte er über Jahre hinweg nicht – für ihn galt der Satz aus einem alten Schlager-Schmachtfetzen von Lolita: »Deine Heimat ist das Meer.« Am schönsten war‘s in der Karibik und um Südamerika herum, sagt er.
Große Liebe an Land gefunden
Bei einem Landgang in der englischen Hafenstadt Ipswich fand er jedoch 1970 in Chris seine große Liebe. Doch auch nach der Heirat ein Jahr später ließ ihn das Fernweh nicht los. »Da braucht man die rechte Frau dazu«, sagt Ehret – schließlich war er manchmal bis zu 14 Monate am Stück abwesend. Erst 2006 stellte »Wendel« seine Energie auf Landstrom um. Nicht freiwillig – Chris war nach einem Schlaganfall auf seine Hilfe angewiesen. Im Januar diesen Jahres verstarb sie.
Die Jahre an Land ließen noch Zeit für seine zweite Leidenschaft. Denn schon seit der Jugend hatten es ihm motorisierte Zweiräder angetan. »Einst hatte ich die schnellste Kreidler der Region und galt als größter Moped-Frisierer«, schmunzelt er über seine Jugend in Niederschopfheim.
England ist heute Heimat
Fragt man den Weltenbummler heute nach seiner Heimat, gibt er eine klare Antwort: »England«. Dort ist seine Familie mit den drei Kindern und sieben Enkeln. Ach ja, und da sind ja noch seine sechs Motorräder. Ein Harley-Davidson-Gespann von 1930 und fünf teils genauso alte Indians. Mit diesen US-Marken betreibt er sogar ein kleines Geschäft mit Werkstatt. »Bei diesen alten Dingern muss man was vom Schrauben verstehen«, sagt »Wendel«.
Zu Wasser oder auf dem Motorrad – wo bewegt er sich am liebsten fort? »Es macht beides Riesenspaß«, so seine Antwort. Bester Beleg ist seine Anfahrtsstrecke. Er nahm nicht nur die Anfahrt von fast 1000 Kilometern in Kauf. Vielmehr lebte er sein Fernweh mit einer ausgiebigen Tour über die Ardennen, Südfrankreich, Verona und Tirol aus.
Tropfnass bei der Ankunft
Dass er am Donnerstag nach ganztägiger Regentour tropfnass bei seiner Schwester Claudia Seitz ankam, störte den Motorrad fahrenden Seemann allenfalls am Rande. Seine Vorfreude galt bereits dem Motorradtreffen am Oberschopfheimer Waldrand.
Biker-Treffen am Lendersbach
Das Lendersbach-Treffen der Motorradfreunde Oberrhein dauert noch bis Sonntag. Die Organisatoren erwarten Biker aus der gesamten Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland. Heute Abend wird rund um Weinlaube, Weizenstand und Festzelt bei Live-Musik ein stimmungsvoller Treffpunkt für Motorradfreunde geboten. Die Bürger sind herzlich eingeladen, mit den Bikern mitzufeiern und sich zu einem Plausch und einem guten Gläschen am Lendersbach zu treffen.
Besucher werden gebeten, ihr Auto zu Hause zu lassen: Aus Sicherheitsgründen werden keine Autos zum Ort des Geschehens durchgelassen. An der Auberghalle stehen jedoch genügend Parkmöglichkeiten zur Verfügung.
Gegen eine kleine Spende kann der Fahrdienst der Motorradfreunde genutzt werden. Um Ruhestörungen zu vermeiden, wurde die Haltestelle für den Fahrdienst auf den Parkplatz am Sportheim verlegt.
Außerdem werden die Besucher gebeten, sich unbedingt an die Absperrungen und Beschilderungen zu halten und den Anweisungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten.