Bio-Landwirt der ersten Stunde
Schwanau-Ottenheim. Wenn Manfred Wenz heute über die Entwicklung der Landwirtschaft im Allgemeinen und vom Familienbetrieb im Speziellen spricht, sagt das jemand, dessen Wissen international gefragt ist. Dies ist das Resultat von über 40 Jahren Erfahrung, aber auch der Bereitschaft, Dinge im Sinne des Naturschutzes zu ändern.
Der gebürtige Ottenheimer Manfred Wenz (Jahrgang 1934) ist Berufslandwirt, konnte nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitgehend intakte Landwirtschaft übernehmen. Der Betrieb entwickelte sich in den kommenden 20 Jahren, unter anderem wurde Hybrid-Mais angebaut. 1970/71 kam es zu einem einschneidenden Erlebnis. Wenz besuchte einen Lehrgang an einer norddeutschen Landwirtschaftsschule. In einer Vorlesung wurde er mit einer Aussage zum Thema Bodendegeneration konfrontiert. Der Zustand der Böden sei, auch in der Rheinebene, derart desolat, dass sich, so eine Prognose, ganz neue Unkrautfaktoren einschleichen würden. Aufgerüttelt durch diese These, stellte Wenz den Betrieb um. Im April 1971 gründete er mit elf Kollegen den Bioanbauverband »Bioland«, dem heute über 5700 Betriebe angehören.
Boden im Blick
Es sollte bis 1980 dauern, ehe Versuche, Verbesserungen im biologischen Landbau zu erzielen, fruchteten. Bis dahin wurde sich bemüht, mit üblicher Pflugtechnik nach bekannten Methoden zu arbeiten, allerdings ohne Chemie und Düngung. Dabei wurde nicht bedacht, die desolaten Böden wieder aufzubauen. Wie Manfred Wenz und Sohn Friedrich, der in den Familienbetrieb einstieg, rückblickend berichten, musste erst gelernt werden, »aus der Sicht des Bodens zu denken«.
Lockern statt wenden
In den kommenden 15 Jahren wurde, beeinflusst durch Kontakte mit Fachleuten aus Deutschland, der Schweiz, Australien oder Brasilien, das »Wenz Eco-Dyn System« entwickelt. Einfach ausgedrückt: Während überall in der Landwirtschaft der Boden zunehmend nur als Haltgeber für Wurzeln erachtet wurde, stellt das Ottenheimer System den Boden als Ganzes, mit Mikroorganismen und Tieren, in den Mittelpunkt. Technisch wird der Boden nicht mehr gewendet, sondern gelockert. So bleiben die einzelnen Bodenschichten erhalten, was Wachstum und Erhaltung der Pflanzen günstig beeinflusst.
»Die Ertragszahlen sind überzeugend. Die Böden werden dabei geschont und können sich in Ruhe entwickeln«, so Friedrich Wenz. Da das System mit einer ganzjährigen Bodendeckung arbeitet, erhalten Bakterien und Regenwürmer ausreichend Nahrung, die Erde wird mit Stickstoff angereichert. Die Systementwicklung war nicht frei von Rückschlägen. Heute verweist Familie Wenz jedoch nicht ohne Stolz auf die Entwicklung der vergangenen 18 Jahre.
Ihr System hat weltweite Nachfrage gefunden, so dass die Ottenheimer mittlerweile auch als Berater für Kollegen in Österreich, Brasilien oder auch der Ukraine gefragt sind. Das System wird konstant weiterentwickelt. Friedrich Wenz: »Bisher sind vielleicht etwas mehr als zehn Prozent ausgereizt, das Potential bietet in Zukunft noch weitere Möglichkeiten.«
Informiert
Zahlen und Fakten
Auf dem 30-Hektar-Familienbetrieb wird das Wenz-Eco-Dyn System mit Erfolg betrieben. Nach Angaben von Friedrich Wenz werden bei der Feldbearbeitung 50 Prozent weniger Kraftstoff verbraucht und pro Hektar pro Jahr lediglich sechs bis sieben Stunden Bearbeitungszeit benötigt. Raubbau an den Böden sei viel zu lange betrieben worden. Die klare Botschaft von Familie Wenz: »Wir sind den nächsten Generationen verpflichtet.«