Bücher werden bei Karl-Friedrich Groß zu Kunstobjekten
Seit rund zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Karl-Friedrich Groß mit der Buchkunst und der Herstellung von Künstlerbüchern. Seine Ausstellung in der Galerie L’Art pour Lahr zeigt Arbeiten, die Geschichten ohne Ursprung erzählen, literarische Werke bildhaft interpretieren und mit neuen Inhalten füllen.
Die Wände der Galerie des Kunstvereins L’Art pour Lahr zieren übermalte Schulhefte mit scheinbar vergilbten Fotografien und Portraits, abgerissene Buchdeckel, Herbarien und bemalte Papierbögen mit Häkelmustern. Hinzu gesellen sich kleine Reisealtare und Schreine, die Geschichten aus Italien erzählen.
In Vitrinen ruhen Klassiker von Rainer Maria Rilke, Franz Kafka und Thomas Mann, die es so in keiner Buchhandlung zu kaufen gibt, und gleich eine ganze Reihe Exemplare eines Buches mit dem Titel »Gevatter Tod – Bemerkungen zu unserem nächsten Verwandten«. Die in einer Auflage von 150 Exemplaren gedruckten Textblätter sind identisch. Trotzdem stellt jedes Buch ein im Grunde eigenständiges Werk dar, ein individuell gestaltetes Unikat.
Arbeit mit losen Blättern
Karl-Friedrich Groß, 1949 in Karlsruhe geboren, arbeitet mit den losen Blättern des Buches, ergänzt die Textfragmente durch Aquarelle und Zeichnungen, Collagen und Linolschnitten. Es gibt einen »Alpinen Totentanz« und eine einfach gehaltene Volksausgabe, Ausgaben mit Schmuckeinbänden, die kleine Totenschädel oder Skelette zieren.
Bei Thomas Manns Buch »Der Tod in Venedig« ist der Künstler gerade anders herum zu Werke gegangen. Hier hat er die Geschichte des Romans in einer Handvoll Aquarellen zusammengefasst, die nun anstelle des Textes den Raum zwischen den Buchdeckeln ausfüllen.
Karl-Friedrich Groß stöbert auf Flohmärkten und in Antiquariaten, entdeckt dort immer wieder die »Zutaten« für sein künstlerisches Handwerk. Der Künstler »zerlegt« Bücher, verwandelt Buchdeckel in Bildträger, bemalt die Passepartouts von alten Fotobüchern, zeigt Aquarelle, die wie vergilbte Fotografien aussehen, und Fotografien, die an verwischte Zeichnungen erinnern.
An anderer Stelle treffen Gräser und Blüten auf Kritzeleien und Fragmente von Zeichnungen, Häkelmuster auf schemenhaft anmutende Bilder aus Modekatalogen und Zeichnungen. Alles scheint dabei mit einer Patina überzogen, die das wahre Alter der Arbeiten verschleiert.
Die kleinen Reisealtare, die den Titel »Memento mori« tragen, wurden aus Fundstücken, Schachteln und kleinen Kisten zusammengefügt und durch Bildchen und Accessoires ergänzt, die jeweils eine eigene Geschichte erzählen.
Öffnungszeiten
Die Arbeiten von Karl-Friedrich Groß sind noch bis Samstag, 20. Februar, in der Galerie L’Art pour Lahr in der Obertorstraße 4 zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung »Buchkunst – Künstlerbücher« jeweils donnerstags von 17 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr.