Cannabis Social Club in Lahr gegründet
Ein Gesetzentwurf der Regierung will Cannabis legalisieren. Um die Abgabe zu regulieren und kontrollieren, sollen Cannabis Clubs zum Einsatz kommen. Nun wurde auch hier einer gegründet.
High Green Palace heißt der erste Cannabis Social Club, der in Lahr gegründet wurde. Seit Anfang August ist die Vereinsgründung offiziell. Die Idee zur Gründung hatte Vorsitzender Willi Erling allerdings weit vor dem geplanten Gesetzesentwurf. „Das hat im Oktober 2020 angefangen, als ich im familiären Rahmen erlebt habe, wie medizinisches Cannabis helfen kann“, erzählt er. Diese Erfahrung habe ihn motiviert mehr über die Vorteile und auch Risiken der Pflanze zu erfahren. Kurz darauf hat der 33-Jährige eine Weiterbildung als Sachverständiger für Cannabismedikation absolviert.
Zusammen mit fünf anderen Mitgliedern hat er nun den ersten Lahrer Cannabis Social Club gegründet. Seit diesem Jahr ist der Lahrer CSC auch Mitglied im Deutschen Hanfbund. Dabei erfülle jedes Gründungsmitglied eine spezielle Aufgabe im Verein. Neben einem Anbaurat gebe es so auch einen Schatzmeister und einen Technikrat. Bald solle auch eine Mitgründerin als IT-Rat in die Gruppe integriert werden.
Die Social Clubs sollen, laut Gesetzentwurf als Anbauvereinigung funktionieren und die Hauptbezugsquelle für Cannabis für Clubmitglieder sein. Bis zu 50 Gramm Cannabis im Monat könne so in Maximalmengen von 25 Gramm über den Club bezogen werden. Bis zu einem Alter von 21 Jahren ist diese Menge auf 30 Gramm beschränkt. Außerdem darf die Konzentration von Tetrahydrocannabinol (THC) – dem Stoff, der die Rauschwirkung hervorruft – die Grenze von zehn Prozent nicht überschreiten. Das entscheidende Detail: Der Club darf nicht gewinnorientiert handeln. Doch auch der Club an sich muss sich an die Vorgaben der Regierung halten. So sieht beispielsweise ein Sicherheitskonzept vor, dass die Anbauflächen der Clubs mindestens 200 Meter von Schulen oder anderen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche entfernt sind. Dieses Konzept habe Erling mit seinem Verein schon ausgearbeitet bevor es für den Gesetzesentwurf überhaupt spruchreif wurde.
Auch für den Anbau muss eine genaue Dokumentation über die Menge und Qualität der Pflanzen erfolgen, überschüssig erzeugtes Cannabis müsse vernichtet werden, sagt Erling. Eine solche Kontrolle der Qualität sei ein großer Vorteil der Clubs, ist sich Erling sicher. „Auf dem Schwarzmarkt weiß man nicht, was man da überhaupt verkauft bekommt.“
Selbstanbau
Doch der Gesetzentwurf erlaubt auch den Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen in den eigenen vier Wänden. „Ich finde die Idee mit dem Selbstanbau nicht gut. Auch hier kann man die Qualität der Pflanzen schlecht überprüfen. Wenn man Kinder zu Hause hat, wäre der Anbau sowieso unverantwortlich“, sagt Willi Erling. Im Rahmen des Clubs soll der Preis für den Anbau über einen Grammpreis gedeckt werden. Der soll, so plant es die Bundesregierung, unter dem des Schwarzmarktes liegen. Hier zahle man aktuell etwa 10 Euro pro Gramm, schätzt Erling. Das Ziel: Den Schwarzmarkt nach und nach austrocknen. Der monatliche Club-Mitgliedsbeitrag von 15 Euro deckt organisatorische Ausgaben, Infoveranstaltungen oder Suchtberatungen. Denn auch die sind eine Vorgabe, die die Clubs erfüllen müssen.
Derzeit habe der Club rund 95 Mitglieder, 500 Mitglieder sei das erlaubte Maximum. Der Aufnahmeprozess ist genaustens geregelt. Nach einer ersten Anmeldung über die Webseite führt Willi Erling mit allen Interessierten ein erstes Gespräch. „Ich weise in diesem Rahmen natürlich auch darauf hin, dass der Konsum aktuell noch illegal ist und erläutere die Gefahren des Schwarzmarktes“, erzählt Willi Ehret.
Eine Aufnahme ist erst ab 18 Jahren möglich. „Das finde ich absolut richtig. Im Alter von 18 bis 25 Jahren sollte man ja auch eigentlich gar kein Cannabis konsumieren, da das Gehirn noch nicht voll entwickelt ist“, sagt Willi Erling. Aus diesem Grund woll er mit dem Club an Schulen präsent sein und über die Risiken von Cannabis in jungen Jahren aufklären. Auch Kooperationen mit dem Lahrer Schlachthof seien geplant.
Die Nähe zu den Mitgliedern sei das Soziale an dem Verein. Wenn man Suchthinweise bei einigen Mitgliedern entdecke, könne man private Gespräche suchen, Menschen begleiten oder sie an die Suchtberatung verweisen. „Ich arbeite in einem zwei Schichten System in Offenburg, den Club organisiere ich dann quasi in meiner freien Zeit“, sagt Erling. Für die Zukunft des Clubs hat er viele Ideen, wie sie umzusetzen sind, werde sich zeigen, sobald der Gesetzentwurf beschlossen sei.