Charmanter Jubiläumsabend
Wenn’s drauf ankommt, darf man von den Hugsweierern Besonderes erwarten. Dies zeigte sich am Eröffnungstag der 1100-Jahr-Feier am Freitagabend in der Schutterlindenberghalle.
Unter der Gesamtleitung von Ortsvorsteher Hansjakob Schweickhardt, des Ortschaftsrats und der Vorsitzenden des Vereins für Heimatkunde und Ortsgeschichte, Martina Enneking, präsentierte sich der kleinste Lahrer Stadtteil bei seinem Jubiläumsfest von der besten Seite. Das abwechslungsreichen Programm des Jubiläumsabends vereinte witzige, spritzige und unterhaltsame Elemente und wurde vom Publikum in der voll besetzten Schutterlindenberghalle mit viel Beifall bedacht. Die Festveranstaltung führte alle Generationen zusammen.
Vor dem Eintritt in den Saal hatten die Festbesucher einen kleinen, von Manuela Braun und Frank Foßler gestalteten Parcours zu durchlaufen – vorbei an vielen Utensilien aus den alten Zeiten der Landwirtschaft, des Wein- und Tabakanbaus. Für die Tischdekoration hatten Hugsweierer Frauen mit Gläschen selbst hergestellter Marmelade, Äpfel mit Hugsweierer Wappen und buntem Blumenschmuck gesorgt.
Hommage ans Heimatdorf
Zum Auftakt servierte der von Reiner A. Kammerer geleitete Männergesangverein mit dem Beitrag »O Dörflein Hugsweier« eine Hommage an das Heimatdorf. Moderator Markus Braun zitierte in seiner Begrüßung den Heimatdichter Gerhard Jung, der in deftiger Mundart »D’Hergeloffene« willkommen hieß. Ortsvorsteher Hansjakob Schweickhardt stellte kurz den zweitältesten Lahrer Stadtteil vor, in dem rund 1500 Einwohner inklusive 300 Migranten leben und in dem 14 Vereine und Gruppierungen »ein beispielhaftes ehrenamtliches Engagement leisten«, würdigte Schweickhardt. Zur Eingliederung der Dorfes in die Stadt Lahr vor gut 40 Jahren konstatierte der Ortsvorsteher: »Hugsweier ist mit diesem Schritt gut gefahren.«
Festrede vom OB Müller
Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller ging in seiner Festrede auf die traditionelle Bindung des Stadtteils zu Lahr ein. Hugsweier habe stets den herrschaftlichen-protestantischen Vorposten gegenüber dem Kloster Schuttern gebildet, sagte Müller. Die Beziehung zur nahen Stadt sei aber stärker ökonomisch als politisch und lebensweltlich strukturiert. Politischen Streit habe es allenfalls bei die Übernahme von Kriegslasten gegeben. OB Müller erinnerte an die Erweiterungspläne der Besatzungsmacht, die trotz Gegenwehr der Bevölkerung im Jahr 1952 den Nato-Flugplatz »durchdrückte«. Ein Drittel der Gemarkung ist Hugsweier dabei verlorengegangen.
Der Rathauschef sprach auch vom Spannungsverhältnis, als es zwischen den städtischen Lahrern und den »Hugschwiirern« um die Folgenutzung des Flugplatzes gegangen war. Heute, so der OB, zeigten die Gründung und Tätigkeit des Vereins für Heimatpflege, der Kulturverein Koffer und die Herausgabe der von Walter Caroli verfassten Ortsgeschichte, wie lebendig Hugsweier sei. Müller schloss seine Rede mit einem Zitat von Martina Enneking: »Hugsweier ist ein Ort, der Heimat für die hier Geborenen und für die Zugezogenen ist.«
Den Reden folgte ein Programm mit vielen Beteiligten. Nach den Liedbeiträgen des mit Sängern aus Sulz und Friesenheim verstärkten Hugsweierer Kirchenchors unter Leitung von Doris Kurz fand der Bildvortrag des Obst- und Gartenbauvereins, der Kunst im Bild ausdrückte, viel Beifall. Die Aufnahmen von Kurt Hockenjos setzte Norbert Dilger mit Begleitmusik und passenden Überblendungen Szene.
Den zweiten Teil des Abends eröffnete eine Seniorengruppe unter Leitung von Helmut Göhringer. Unter dem Titel »Wir erinnern uns« blickten Hans Rinderspacher sowie Andreas und Marlies Kammerer auf viele Jahrzehnte zurück. Die Beiträge von Kindergarten und Schule spiegelten das dörfliche Leben wider, ehe die Gitarrengruppe »Taktlos« unter Leitung von Markus Braun mit dem »Bürgerlied« in die Zeit der Badischen Revolution entführte.
Episoden aus dem Leben
Beifall erhielten die »Turnerdratschwiiewer«, die unter Leitung von Jürgen Peter Amüsantes zum Besten gaben und es schafften, dass die Besucher in der Halle bei »Rock mi« aufstanden und begeistert mitklatschten. Der Kulturkeller Koffer nahm anschließend das Wort Hugsweier buchstäblich auseinander und brachte dabei zahlreiche Episoden ins Spiel. Das »Blaue Band der Schutter«, die Mühlen, das Entenrennen, aber auch die Flugplatzproblematik wurden auf unterschiedlichste Weise dargestellt.
Nachdem die Gitarrengruppe »Taktlos« sich in die Herzen der Besucher gespielt hatte, zeigte die Hugsweierer Dorfjugend unter Leitung von Stadthistoriker Thorsten Mietzner bei der »Hugschwiierer Dagesschau« einen viel beachteten Auftritt. Höhepunkt war dabei die außerplanmäßige Ortschaftsratssitzung, in der das Thema der militärischen Flugplatznutzung zu turbulenten Ereignissen führte.