Corona und beten: Lahrer Kirchen predigen online
Gottesdienste im Livestream, Kurz-Andachten am Telefon und jeden Tag wird zum Gebet in den eigenen vier Wänden auf der Internetseite eingeladen. Die Kirche macht das Beste aus der Corona-Krise und setzt immer mehr auf Online-Angebote. Der Lahrer Anzeiger hat sich auf den Internetseiten umgeschaut.
Die evangelische Kreuzgemeinde nimmt ihre Gottesdienste am Sonntag und an den Osterfeiertagen auf und stellt sie auf die Video-Plattform Youtube. Die katholische Kirchengemeinde An der Schutter verweist auf die täglichen Gottesdienste um 18.30 Uhr und sonntags um 10 Uhr live im Freiburger Münster.
„Die Kirche steht momentan vor großen Herausforderungen, doch die Kollegen sind sehr kreativ und ich glaube, dass wir durch das Coronavirus einen Digitalschub erhalten“, sagt Rainer Becker, Dekan der evangelischen Kirche in Lahr. Gerade in solchen Zeiten sieht es die Kirche besonders als ihre Aufgabe an, das Wort Gottes weiterzugeben und in der Not da zu sein. „Ein Gottesdienst lebt vom Mitfeiern und dem Zusammenkommen. Das ist momentan nicht möglich und wir müssen andere Wege finden.“
Online hat sich die Kirchengemeinde deshalb ein kleines Paket einfallen lassen. „In Lahr haben sich die Kollegen dazu entschieden, den Gottesdienst aufzunehmen. Dazu haben wir telefonische Kurz-Andachten und ein täglich wechselndes Abendgebet, das online zu finden ist“, so Becker.
Doch was ist mit den älteren Besuchern eines Gottesdiensts? „Natürlich sind viele Kirchengänger schon etwas älter und haben mit den neuen Medien wenig am Hut. Aber auch da arbeiten wir zurzeit nach Lösungen.“ Zum Beispiel bietet der Fernseh-Gottesdienst am Sonntag eine Alternative zum Kirchgang. „Zusätzlich wollen wir in den Amtsblättern und in Gemeindebriefen Gebete auf den Weg mitgeben. Hier im Südbezirk haben wir auch schon ganze Gottesdienste in Papierform verteilt.“ Auf einem Faltblatt sind Predigt, das Wochenlied und der Wochenpsalm aufgeschrieben, um zuhause ein wenig Gottesdienst feiern zu können. Becker sieht die Sache auch positiv: „Wir freuen uns, wenn wir alle wieder gemeinsam Gottesdienste feiern können, aber mit Sicherheit lernen wir momentan auch für die Zukunft.“
Gespaltene Meinung
Johannes Mette, Dekan der katholischen Kirchengemeinde, steht der Situation etwas gespalten gegenüber: „Ich sehe eine Gefahr: Die Menschen könnten erkennen, dass sie den Gottesdienst auch zuhause auf dem Bildschirm erleben können und suchen vielleicht nicht mehr die Kirche auf.“ Andererseits bietet der Online-Gottesdienste Vorteile, da jeder immer dabei sein kann. Derzeit verweist die Kirchengemeinde in Lahr auf den Gottesdienst im Freiburger Münster, doch Mette glaubt, dass noch viele weitere Angebote dazukommen. „In Freiburg gab es bereits vorher diesen Livestream, weshalb die technisch sehr gut aufgestellt sind. Auch wir experimentieren gerade mit verschiedenen Sachen.“ Der Fokus liegt auf Audio-Aufnahmen. „Wir haben überlegt, dass ich die Evangelien singe. Das mache ich auch ganz gerne. Jedoch steckt das noch in der Aufbauphase.“
Natürlich hat sich die katholische Kirchengemeinde ebenfalls Gedanken zu den betagteren Kirchengänger gemacht. „Wir machen viel über unsere Website. Das ist natürlich eher etwas für Jüngere. Für unsere älteren Mitmenschen haben wir beispielsweise Gebete in der Kirche ausgelegt, die sie mitnehmen können“, sagt Mette. Dazu kommt eine Fürbitte-Aktion, die es in der Kirche St. Peter und Paul schon länger gibt, ebenso in Sancta Maria.
Über das Osterprogramm hat sich Mette bislang nur wenig Gedanken gemacht. „Die Situation ist so dynamisch und wir haben viele Ideen im Kopf. Es kann sein, dass wir nächste Woche schon wieder eine neues Angebot haben.“