Der Unbeugsame wird heute 80
Er ist ausgewiesener Fachmann im Obst- und Gartenbau, Spezialist in Obstbaum-Veredelung und in Lahr vor allem als der Mann bekannt, an dem sich die Stadt in einem angestrebten Grundstückserwerb auf dem Landesgartenschaugelände die Zähne ausbeißt: Werner Grafmüller. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.
Im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Diersburg aufgewachsen, hat Werner Grafmüller schon in jungen Jahren »meinen besonderen Hang für Obstbäume« entdeckt. So war es nur folgerichtig, dass sein beruflicher Werdegang in Richtung Obst- und Gartenbau ging. Seine Ausbildungs- und Studienwege führten ihn in die Schweiz, nach Nürtingen und Weihenstephan, sein Berufsweg über Bruchsal nach Heilbronn.
In Heilbronn war der staatlich diplomierte Gartenbauinspektor 28 Jahre lang Leiter der Landkreis-Beratungsstelle für Grünplanung und Obstbau, bis er gegen Ende der 90er-Jahre in den Ruhestand trat. Im gleichen Zeitraum wirkte er auch als Geschäftsführer des Heilbronner Kreisverbands für Obstbau, Garten und Landschaft, dem Dachverband der Obstbauvereine.
Lizenz für »Revita«
Ein besonderes Faible hat Werner Grafmüller bis heute für die Veredelung von Obstbäumen, »meine Spezialität«, wie er unbescheiden unterstreicht. So hat er zum Beispiel ausgetüftelt, wie man einen Pfirsichbaum weitgehend widerstandsfähig gegen Kräuselkrankheitsbefall machen kann. Herausgekommen ist dabei die Pfirsichsorte »Revita«, für die Grafmüller deutschlandweit die Sortenschutz-Lizenz hat. »Für diese Züchtung werde ich heutzutage beneidet«, sagt der Fachmann nicht ohne Stolz.
Nach seiner Pensionierung kam Werner Grafmüller nach Lahr und machte sich auf dem mütterlichen Grundstück – seine Mutter stammte aus Burgheim – in der Dinglinger Hauptstraße sesshaft. Sein Schwiegervater hatte dort die Baumschule Reiche aufgebaut, die später von seiner aus Spandau stammenden Frau Renate (verheiratet seit 1962) weitergeführt und heute von seinem Sohn Thomas betrieben wird.
Im Betrieb seines Sohnes hilft Werner Grafmüller mit, »wenn Not am Mann ist«. Und er geht bis heute seinem Faible, der Obstbaumzüchtung, nach. Dies macht es auch auf seinem 24 Ar großen Grundstück im Mauerfeld, das die Stadt Lahr ihm für die Realisierung der Landesgartenschau-Pläne seit drei Jahren abkaufen will. Doch Grafmüller sagt bis heute kompromisslos »Nein«.
»Da wächst Ihnen alles«
»Mir geht es nicht um Geld«, beteuert der 80-Jährige gegenüber dem Lahrer Anzeiger. »Ich habe hier viel Arbeit geleistet bei der Zucht ohne Gentechnik. Es ist ein Boden, in dem was drinsteckt; da wächst Ihnen alles.« Dass hier nun nach den Bürgerpark-Plänen der Stadt Lahr zur Landesgartenschau 2018 ein Sportplatz hinkommen soll, kann der diplomierte Gartenbauinspektor mit seinem beruflichen Ego nicht in Einklang bringen. »Es kann doch nicht Sinn einer Gartenschau sein, Boden zu sterilisieren«, sagt Grafmüller. Und weiter: »Dann hat die Landesgartenschau ihren Namen nicht verdient.«
Eine Einigung in der Auseinandersetzung um das begehrte Grundstück, die längst anwaltlich ausgetragen wird, ist nicht in Sicht. Werner Grafmüller bleibt unbeugsam, zumal ihn noch etwas anderes ärgert. Er hatte einst Bedenken gegen die Autowaschanlage in der Nähe seines Grundstücks in Dinglingen angemeldet, weil der seifehaltige Sprühnebel die Fauna und Flora an der benachbarten Schutter schädige, so Grafmüller. Seine Einwendungen seien von den Behörden jedoch allesamt vom Tisch gewischt worden, was ihn in seiner Ehre als Fachmann kränkt. Deshalb sagt Werner Grafmüller in der Mauerfeld-Grundstücksfrage kompromisslos: »Solange die Waschanlage läuft, bin ich kein Gesprächspartner.«