Dorfmitte Wittenweier: Debatte ums richtige Pflaster
Die neu gestaltete Wittenweierer Dorfmitte soll, wie der Ortschaftsrat am Dienstag empfahl, mit Natursteinen gepflastert werden. Das würde allerdings die Kosten nach oben treiben.
Aufmerksame Beobachter fühlten sich im Wittenweierer Ortschaftsrat am Dienstag, als es um den Pflasterbelag für die neue Ortsmitte ging, an die Debatte um Ottenheims Ortskerngestaltung erinnert. Vor allem das frei nach Shakespeare im Raum stehende Motto »Granit-Naturstein oder Betonpflaster – das ist hier die Frage« beschäftigte sowohl Räte als auch Zuhörer.
Einsparpotential
Planer Georg Heer zeigte anhand von Planskizzen, dass Naturstein, in gebundener Bauweise auf wasserdurchlässigem Beton und vermörtelt, aufgrund von Aufwand und Material die Kosten nach oben treibe. Dabei werde auch einbezogen, dass die Steine die Belastung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge aushalten müssen. Als mögliche Farbvarianten wurden rötlich, gelb oder grau vorgestellt. Heer gab allerdings zu bedenken, dass rötliches Granitpflaster Kosten von rund 515 000 Euro verursachen würde. Zum Vergleich: Im Haushalt stehen für den ersten Bauabschnitt der Ortsmitte 400 000 Euro bereit.
Der Planer hatte sich angesichts der deutlichen Diskrepanz bereits mit mehreren Einsparmöglichkeiten befasst. So könnten die Kosten bei Verwendung von grauen Steinen auf 480 000 Euro, bei Vergrößerung der Fugen und weiteren Material-Einsparungen auf bis zu 430 000 Euro gedrückt werden. Eine Ausführung in Betonpflaster würde bei rund 300 000 Euro liegen, nannte Heer eine Vergleichsgröße.
Im Ortschaftsrat herrschte ein einhelliges Votum zugunsten der Natursteine. »Natürlich ist das teurer als Beton, soll aber auch auf länger als zehn Jahre ausgelegt sein. Bei Beton wären wir bald wieder beim alten Stand«, sagte Volker Heitz (FWV). Sybille Roll (SPD) sprach sich ebenfalls für Naturstein aus, allerdings klar gegen eine gelbliche Farbgebung. Hinsichtlich des Farbtons gab Heer zu bedenken, dass eine Vorgabe der Gemeinde darin bestehe, europäische Steine zu verwenden, schon aus Gründen von Kinderarbeit im asiatischen Raum. Der Ortschaftsrat entschied sich nach kurzer Debatte mit 5:1-Stimmen für die teuerste Variante, auszuführen in rötlichem Ton. Dieser Beschluss stellt lediglich eine Empfehlung dar, die letzte Entscheidung trifft der Gemeinderat. Auch wenn der Planer ankündigte, nach Einsparpotential zu suchen, bleiben zunächst einmal Mehrkosten von 115 000 Euro im Raum stehen.
PAK im Boden und künftige Park-Möglichkeiten
Heer ging darauf ein, dass ein Bodengutachten stellenweise erhöhte Werte für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gezeigt habe. Allerdings stünden die Chancen gut, ausgehobenes Material im Zuge der 0,50 Meter tiefen Frostschutzschicht zu verbauen. Die Ortsmitte, zwischen Haupt- und Jahnstraße beziehungsweise Kirche und Pension »Sonne« gelegen, soll klar akzentuiert werden, wie etwa durch einen deutlich markierten Gehweg auf der Nordseite der Jahnstraße. Die Räte sprachen sich bei der Wahl der drei Beleuchtungskörper, die ebenso in den Kosten enthalten sind wie drei Sitzgelegenheiten (Betonquader mit Holzauflage), für ein anderes Modell aus, als es im Ottenheimer Ortskern verwendet wurde.
Auf Nachfrage aus den Besucherreihen wurde mitgeteilt, Parken werde wie bisher am Straßenrand und weitgehend den Räumen der Ortsmitte selbst möglich sein. »Anders als in einem verkehrsberuhigten Bereich, wo nur auf ausgewiesenen Plätzen geparkt werden darf, soll hier keine entsprechende Regelung getroffen werden«, so der Planer. Eine weitere Frage betraf den voraussichtlichen Baubeginn, den der Planer auf etwa September/Oktober terminierte.