Ein Netzwerker mit roter Seele
SPD-Stadtrat, Ortschaftsrat, Alt-Ortsvorsteher und pensionierter Schulleiter und Hobby-Imker: Hermann Kleinschmidt feiert heute, Samstag, seinen 70. Geburtstag.
„Ein glückliches Leben ist eine Sammlung unvergesslicher Erlebnisse.“ Mit diesen Worten hat Hermann Kleinschmidt rund 80 Gäste zu seinem heutigen 70. Geburtstag eingeladen – und vor gut zwei Wochen wieder ausgeladen. Gezwungenermaßen: wegen der allgegenwärtigen Corona-Gefahr. „Das hat mir schon zugesetzt“ gesteht der Jubilar, der gern seine Familie und Freunde um sich hat.
Aber was soll’s. Hermann Kleinschmidt ist Realist genug, um zu erkennen, dass auch der Alltag in Corona-Zeiten anders aussehen muss. Und er kann sich damit arrangieren: „Sicher, das Treffen mit Freunden fehlt mir; aber ansonsten vermisse ich ganz wenig.“ Wegen einer Knieoperation Ende Februar ist weniger beweglich und weitgehend an sein Zuhause gebunden. Dort hat er seinen Garten und seinen Handwerkskeller. „Die Vereinsarbeit erledige ich vom Schreibtisch aus, und meine Steuererklärung habe ich auch schon gemacht“, gibt er Einblicke in seinen aktuellen Alltag.
Viel zu tun
Dass er trotz allem raus kommt an die frische Luft, dafür sorgen schon seine mittlerweile 24 Bienenvölker. „Da gibt es immer was zu schaffen“, sagt der Hobby-Imker, »und da bin ich allein.“ Mit dem temporären Verbot an Menschenansammlungen gerät er bei seiner naturverbundenen Passion daher nicht in Konflikt. Für die Imkerei hat er schon als Kind ein Faible gehegt, zum Hobby gemacht hat er sie aber erst vor zehn Jahren, als er seinen ersten Bienenstock geschenkt bekam.
Seither ist er in der Imkerei auch vereinsmäßig engagiert: Seit sechs Jahren ist er Schriftführer im Imkerverein Lahr, seit vier Jahren in gleicher Funktion im Landesverband Badischer Imker mit seinen 12 000 Mitgliedern, und im Schwarzwaldverein Reichenbach kümmert er sich als Vorstandsmitglied um den Bienengarten im Heimatmuseum Hammerschmiede.
Vereinsmensch durch und durch
»Ja, ich bin ein Vereinsmensch«, gibt Hermann Kleinschmidt unumwunden zu. 1978 war er Mitbegründer der Tennisabteilung im TuS Reichenbach und mehr als zehn Jahre deren Abteilungsleiter sowie sechs Jahre Schatzmeister des Gesamtvereins. Als Lothar Männle 1992 den TuS-Vorsitz abgab, wurde Hermann Kleinschmidt dessen Nachfolger. Den Chefposten gab er 1998 ab, nachdem er ein Jahr zuvor Ortsvorsteher geworden war.
Im Jahr 2008, zum 100-jährigen Bestehen des Turn- und Sportvereins, würdigte der TuS Kleinschmidts Verdienste mit dem Ehrenvorsitz. 2009 wurde er Vorsitzender des Lahrer Feuerwehr-Fördervereins; die Floriansjünger hatten schnell erkannt, dass der umtriebige Vereinsmensch wieder Ressourcen frei hatte, nachdem er nicht mehr Ortsvorsteher war. Sechs Jahre lang war Kleinschmidt zudem Rechner beim DRK-Ortsverein Kuhbach-Reichenbach.
Kleinschmidts Mentor im TuS, Lothar Männle, war es denn auch, der ihn überzeugte, in die Politik zu gehen. »Die Freiheitsliebe, der Gerechtigkeitssinn und das Solidarische dieser Partei« nennt Kleinschmidt als ausschlaggebende Gründe dafür, dass er 1989 der SPD beitrat. Diese Grundwerte sind es auch, die den Jubilar parteipolitisch bis heute bei der Stange halten, wenngleich der Abwärtstrend der Genossen bundesweit unübersehbar ist. 1992 schaffte Hermann Kleinschmidt erstmals den Einzug in den Lahrer Gemeinderat, dem er bis dato seit nun schon 28 Jahren angehört. Seit 2004 ist er finanzpolitischer Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion, und zwischendurch amtierte er auch mal als Fraktionsvize. Im Reichenbacher Ortschaftsrat hat er als gewählter Abgeordneter erst seit 1999 Sitz und Stimme. Eher ging das quasi »aus familiären Gründen« nicht, denn bis 1999 war sein Schwager Egon Billian im Gremium vertreten.
Alte Wunden
Ohne dass er Ortschaftsrat war, wurde Hermann Kleinschmidt 1997 aber schon zum Reichenbacher Ortsvorsteher und Nachfolger des verstorbenen Bernhard Schäffer gewählt, nachdem der eigentlich erwartete Amtsnachfolger Herbert Hilberer von den Freien Wählern (FW) sich für den SPD-Mann stark gemacht hatte. Etwas überraschend wurde Kleinschmidt zwölf Jahre später mit 4:6 Stimmen als Ortsvorsteher abgewählt. Zünglein an der Waage spielte die CDU; von deren drei Räten schlugen sich zwei auf die Seite von FW-Kandidat Klaus Girstl, und nur einer war für den Amtsinhaber. »Das hat mich getroffen«, gibt Kleinschmidt rückblickend unumwunden zu.
Die unerwartete Schlappe hat er inzwischen verdaut und erfreut sich eher an den Erfolgen, die er als Netzwerker und »Teamarbeiter«, wie er sich sieht, erreicht hat. Zum Beispiel, dass er noch als Rektor der Otto-Hahn-Realschule »den Fünf-Millionen-Anbau planungstechnisch abgearbeitet und damit die Basis für die Zukunft der Schule gelegt« habe, bevor er 2014 in den Ruhestand ging. Seine mehr als 40 Berufsjahre fasst er so zusammen: »Lehrer war für mich der Traumberuf, und als Schulleiter konntest du gestalten.«
Seinen 70er muss er nun im Kleinen feiern: mit seiner Frau Maria, die der gebürtige Nordbadener 1973 in Reichenbach kennen gelernt und 1974 geheiratet hat, mit Tochter Sina und ihrem Mann sowie den beiden Enkelsöhnen, zehn und sechs Jahre alt, die im Haus wohnen. Sohn Markus mit Frau und Sohn (3) aus Hamburg sind wegen Corona außen vor.