Schlachthof Lahr

An Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren erinnert

Endrik Baublies
Lesezeit 3 Minuten
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02. Dezember 2018

(Bild 1/2) Ausstellung zu »100 Jahre Frauenwahlrecht mit vielen Lahrerinnen und Referentin Sabine Liebig. ©Endrik Baublies

Suffragetten wären Hysterikerinnen. Frauen das Stimmrecht zu gewähren, sei das Ende – eines übertriebenen, selbstherrlichen und mit nichts zu ergründeten männlichen Chauvinismus. Im Schlachthof haben am Freitagabend Frauen in deutlicher Überzahl den Erfolg, 100 Jahre Frauenwahlrecht, gefeiert.
 

Die erste Wahl an der alle Deutschen, also auch die weibliche Hälfte der Deutschen, ab dem 20. Lebensjahr teilnehmen durften, war die zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919. Allerdings hatte der Rat der Volksbeauftragten am 30. November 1918, also genau 100 Jahre vor der Feier im Schlachthof, das allgemeine, gleiche, geheime und unmittelbare Wahlrecht für alle Bürgerinnen und Bürger in der Verfassung verankert.

Spannender Vortrag

Die Historikerin und Karlsruher Lehrstuhlinhabern Sabine Liebig stellte weibliche Biografien, Forderungen und Kuriositäten vom Ende des 18. Jahrhundert bis zur Gegen wart vor. In dem spannenden und gut erzählten Vortrag beleuchtete sie anhand von Frauenschicksalen, wie sich die Emanzipation über die ersten Forderungen nach Zugang zu Bildung im Zuge der Französischen Revolution zu mehr Beteiligung am öffentlichen Leben und der Forderung nach Gleichberechtigung an einer der weltweiten Bewegung sammelte. 

Das Ziel war, dass Frauen endlich auch Wählen konnten. Die Kuriositäten waren Männer, die Frauen mit der Teilnahme an der Politik die Gebärfähigkeit absprechen wollten. Was aus heutiger Sicht bestenfalls eine historische Randnotiz sein sollte. 
Eine der ersten Vorkämpferin für Gleichberechtigung war die Berliner Schriftstellerin Hedwig Dohm, die bereits 1849 Forderungen nach Mitbestimmung von Frauen gestellt hatte. Die SPD nahm diese Forderung im Jahr 1891 in das Gothaer Programm auf. Zu der Zeit war Frauen sogar die Mitgliedschaft und der Besuch von politischen Veranstaltungen und Vereinen verboten. Eine immer wieder aufgestellte These ist, dass die Schrecken des Ersten Weltkriegs, seine Dauer und die vielen männlichen Verluste, mit einer zu nehmenden Emanzipation zusammen hängen würden. 

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Dafür gebe es, er klärte Liebig, keinerlei Belege. Die Wende nach der Revolution in Deutschland und etwa zur gleichen Zeit in den meisten der westlichen Staaten sei damit nicht zu erklären. Im Land Preußen, das etwa zwei Drittel des Deutschen Reiches um fasste, ist das Drei-Klassen-Wahlrecht erst mit der Weimarer Reichsverfassung abgeschafft worden. Da wäre eher ein Grund zu finden, das Wahlrecht für alle zu erklären. In den USA ist das Wahlrecht – für weiße – Frauen erst 1920 in die Verfassung aufgenommen worden.

Gewaltige Defizite

Es ist nicht erstaunlich, dass Staaten wie Kuwait oder Saudi Arabien hier gewaltige Defizite aufweisen würden. Dass aber einige Schweizer Kantone hier erst in den 1990er-Jahren Frauen wählen ließen, mag hier für sich stehen. Am Ende sprach Liebig aber auch eine deutliche Warnung aus. Es gebe zum Beispiel bei einer Partei des Deutschen Bundestages klare Anzeichen, dass eine alte Vorstellung – der Mann ist für die Politik, die Frau für die Familie zuständig – an Ansehen gewinnen würde. Es ist vielleicht hier auch von Interesse, dass die Krankheitsform der Hysterie – außer in Seifenopern – keine Bedeutung mehr hat. Als Suffragetten in England auf die Barrikaden gingen, gab es eine Redewendung, die hier passt: »Was machen die Herren da nur für eine Gewese«. 

Dem Vortrag war eine Ausstellung vorausgegangen. In der ehemaligen Großviehhalle haben sich die Organisatorinnen mit ihrem jetzigen Engagement präsentiert und auch Historisches gezeigt. Es war auch hier erfreulich, wie viele Frauen es heute gibt, die sich in der Stadt für die Stadt engagieren. Es kann aber auch sein, dass einfach weniger Männer gekommen waren, als sonst üblich.

Info

Vom Landesministerium unterstützt

100 Jahren Frauenwahlrecht haben die Beauftragte für Chancengleichheit, das frauenpolitische Forum, der Inner Wheel Club, das Frauennetzwerk, der Jugendgemeinderat und die Lahrer Volkshochschule zusam mengestellt und organisiert. Das Landesministerium für Soziales und Integration hat diese Veranstaltung unterstützt.

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