Erster Römertag im Bürgerpark Lahr
Die vielen Zuschauer auf dem ersten Römertag in Lahr am Samstag lauschtem dem Theater – hier überwiegend auf Latein. Der Andrang am Streifenhaus und an den vielen verschiedenen Ständen war den gesamten Tag über gut. Auch das Wetter passte.
Schüler des Scheffelgymnasiums, an dem Latein unterrichtet wird, eröffneten die Vorführungen mit einer Zeitreise. Antje Bohnsack, Konrektorin, Lateinlehrerin und hier die Regisseurin, wies die Darsteller zuerst an, sich vor dem Auftritt auf-zuwärmen. Das ist bei einer Theatergruppe Usus und daher ist es auch vernachlässigbar gewesen, dass der Darsteller des Gottes Jupiter neben Lorbeerkranz und einem Blitz auch noch eine Sonnenbrille getragen hat.
Dann begann eine unterhaltsame Zeitreise. Eine Gruppe von Schülern fand auf der Bühne eine Pflanze, die sie in die Zeit 200 nach Christus beförderte. Dort trafen die Schüler auf Römer, die übrigens genau hier gelebt haben.
Aufgrund der »zerrissenen Designerkleidung« halten die Römer die Zeitreisenden für Bettler, die Lahrer Schüler wundern sich über die »Kartoffelsäcke« (die Römer nannten das Toga). Dann halten die Römer die seltsamen Gäste aufgrund eines Handys für Götter, worauf die »echten« Götter eingreifen müssen. Jupiter kam, sah und sage – genauer: er sprach ein Machtwort – und öffnet eine Tür, damit die Lahrer wieder ins hier und jetzt gelangen können. Als einer der Römer da mit will, wird Jupiter sehr deutlich. »Hic manete!« (Sinngemäß: »Hiergeblieben! Alle!«)
Der Clou war, dass die Römer und die Götter tatsächlich Latein parlierten, zumindest das Latein, das auf dem Scheffelgymnasium gelehrt wird. Zwei Erzähler machten es den Zuschauern ohne Latinum allerdings einfacher. Sie fassten zusammen, was auf der Bühne passierte. So lernten die vielen Zuschauer, dass das Theater »in medias res« (nach Horaz) beginnen würde.
Das Stück fange ohne längeren Prolog »mitten in den Dingen« an. Und Hand aufs Herz: »Alea jacta est« müssen alle Leser von »Asterix« kennen. Auch das sprach der Chef der Götter aus.
Wie die Römer lebten und dass es hier im zweiten Jahrhundert nach Christus wohl eher Gallo-Römer waren, er-fuhren die Zuschauer auf Stelltafeln, die einiges über das Zusammenleben der Römer mit Galliern erzählten. Die kleine Siedlung war ziemlich genau da, wo heute das römische Streifen steht (siehe Stichwort).
Dazu gehörte auch, dass die Besucher die Küche kennenlernten. Am Streifenhaus einer »Taverne für alle« (auf Latein) gab es Brot, Ziegenkäse und Kräuter. Hier wurde klar, dass man hier sehr weit weg vom im zweiten Jahrhundert schon recht dekadenten Rom war.
Der Historiker Tacitus beschreibt die Esskultur der Germanen so: »Ohne feine Zubereitung, ohne Gewürze vertreiben sie den Hunger.« Das würde eigentlich nichts Gutes versprechen. Hier muss aber eine Lanze zugunsten der Kräutergärtner, respektive der heutigen Lahrer Gärtner hinter dem Streifenhaus gebrochen werden. Die Kräuter wachsen heute genauso, wie es Funde aus der Zeit zeigen, die am Römertag lebendig wurde. Das erklärte Detlef Lingner, der die Gäste stilecht in der Toga durch die Gärten führte. Es gab dazu Handwerker sowie Stände, die zeigten, was an Ton und anderen Gebrauchsgegenständen zum Leben hierhergehörte.
Römer auch im Herbst
Drei Szenen über das Leben der Menschen auf den Höhepunkt des römischen Imperiums, die Walter Caroli geschrieben hatte, rundeten den ersten Römertag ab. Die Darsteller sprachen aber da mehr oder weniger Hochdeutsch. Ulrike Holland, Vorsitzende des Freundeskreises der Landesgartenschau, die das Event mit Ehrenamtlichen organisiert hatte, war mit dem ersten Römertag zufrieden. Und sie hatte ein Versprechen: Bei dem zweiten Römertag im Herbst werde es viel Neues geben.
Römische Vergangenheit in Dinglingen
In Dinglingen sind bei Ausgrabungen in den 1990er-Jahren rund 200 000 Objekte aus dem zweiten und dritten Jahrhundert gefunden worden. Ein Team der Universität Freiburg hat die Ausgrabungen ausgewertet und in Zusammenarbeit mit der Stadt Lahr den Nachbau eines der Siedlungshäuser am Eingang des Bürgerparks konzipiert. Die Häuser der Siedlungen waren nach den Handelswegen ausgerichtet und zweckorientiert angelegt: Die schmalen Gebäude reichten längsseitig von der Straße weg, um möglichst vielen Grundstücken einen Zugang zur Durchgangsstraße zu gewähren. Die Römerstraße von Basel (Augusta Raurica) nach Mainz (Mogontiacum) lag in unmittelbarer Nähe.