Feierlicher Empfang zur Verlegung von neun Stolpersteinen
Am Samstag sind in Nonnenweier neun Stolpersteine verlegt worden. Diese erinnern an neun von den Nazis verfolgte jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Der Künstler Gunter Demnig verlegte die Steine.
Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 18 jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner der damals eigenständigen Gemeinde Nonnenweier von den Nationalsozialisten verschleppt.
Zum Gedenken an jene drei jüdischen Familien, deren Angehörige von den Nazis vertrieben, ins französische Lager Gurs deportiert und teilweise ermordet wurden, verlegte der Künstler Gunter Demnig am Samstag vor den ehemaligen Wohnhäusern von Bertha, Moritz, Alice und Walter Baum (Hauptstraße 13), von Iwan, Max und Klara Meier (Hauptstraße 12) sowie von Jeannette und Jakob Meier (Schmidtenstraße 6) neun Stolpersteine.
Norbert Klein, Vorsitzender der Regionalgruppe Geroldseckerland im Historischen Verein für Mittelbaden, hatte mit seinem – vom damaligen Bürgermeister Wolfgang Brucker und Ortsvorsteherin Dagmar Frenk initiierten – Vortrag über die Geschichte der jüdischen Gemeinde die Verlegung der Stolpersteine angestoßen. Auf Antrag der Ottenheimer Ortsvorsteherin Silke Weber eröffnete der Gemeinderat allen Ortsteilen von Schwanau die Möglichkeit, Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer von Deportation und Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus zu verlegen. Der Anfang wurde nun am Samstag in Nonnenweier gemacht.
Bürgermeister Marco Gutmann und Ortsvorsteherin Dagmar Frenk betonten beim Empfang zum Festakt im Schulhof die Unterstützung durch den Pfadfinderstamm Regenbogen und den Historischen Verein Schwanau, sowie das Engagement der Arbeitsgruppe Stolpersteine um Norbert Klein. Ein besonderes Willkommen galt Winthrop Baum und dessen Ehefrau Stefanie, die als Nachfahren in vierter Generation im US-Bundesstaat Connecticut leben und zur Verlegung der Stolpersteine nach Nonnenweier angereist waren. Bei der Verlegung hielten sie eine emotionale Ansprache.
Ortsvorsteherin Dagmar Frenk beantwortete die Frage aus der Bevölkerung, ob Nonnenweier zusätzlich zu den Mahnmalen bei der ehemaligen Synagoge und auf dem Friedhof noch weitere Gedenksteine brauche, bei der Feier mit einem eindeutigen Ja. Mit den Stolpersteinen werde, so Frenk, der Erinnerungskultur im Ort eine neue Qualität verliehen, indem man den Opfern des Nationalsozialismus auf Schritt und Tritt begegne.
Mahnmale
Bürgermeister Marco Gutmann sieht die Stolpersteine als Mahnmale, die dauerhaft – auch außerhalb von besonderen Gedenktagen und Anlässen – geeignet sind, Betroffenheit zu wecken und dafür zu sorgen, dass Hass, Ausgrenzung und fanatischer Nationalismus nie wieder die Oberhand gewinnen. Gutmann hat die Botschaft „Stolpersteine sind unser Wegweiser“ auf dem Jakobsweg vor allem für die jüngere Generation als Kompass im Gedenken an die schreckliche NS-Zeit gesehen, der den Weg in eine bessere, friedlichere Zukunft ohne Gräueltaten weisen will.
Jenny Barreto und Matthias Janssen erinnerten an den jeweiligen Plätzen an die Personen und ihre Schicksale. Der Festakt wurde von der Gesangsgruppe Of Cabbages And Kings musikalisch-emotional ausgeschmückt. Die Sängerin Rebekka Ziegler stammt aus Nonnenweier und trat mit ihrem Trio anschließend in der ehemaligen Synagoge in Kippenheim auf.