Video

Feuerwehr sammelt reisende Reporterin ein

Jessica Schober
Lesezeit 6 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
27. September 2014

(Bild 1/2) Die Feuerwehr Oberweier vor ihrem neuen Löschfahrzeug mit ihrem Gast (von links): Moritz Busam, Michael Hahn, Sven Grundmann, Jessica Schober, Christian Beck, Michael Rottler, Thomas Kirn und Matthias Göbbels. ©Wolfgang Schätzle

Seit knapp zwei Monaten ist die junge Reporterin Jessica Schober quer durch Deutschland unterwegs - auf einer Reise durch den Lokaljournalismus. Mit der Feuerwehr Oberweier kam sie nun zum Lahrer Anzeiger. Ein Bericht über ihre Ankunft in Text und Video.

Die Sirene jault. Das Blaulicht blitzt. Die Bewohner aus Oberweier kommen an die Gartenzäune gerannt. Die Druckluftfanfare des knallroten Wagens dröhnt so laut, dass sich die Kinder am Straßenrand die Ohren zuhalten. Dennoch freuen sich alle, einige jubeln gar den Feuerwehrmännern zu. Kein Noteinsatz ist Grund für den Lärm am Donnerstagabend, sondern reine Freude: Oberweier hat ein neues Feuerwehrauto. Und dazu noch einen besonderen Gast an Bord.

Das bin ich. Eine Lokaljournalistin auf Wanderschaft. Die Männer der Feuerwehr haben mich am Nachmittag an einer Autobahnraststätte der A 8 freundlicherweise eingesammelt. Sie haben mich mitgenommen und gleich bei sich einquartiert. Denn ich darf kein Geld fürs Reisen und Übernachten ausgeben. Zur Zeit bin ich auf der Wortwalz – so nenne ich meine Reise durch den deutschen Lokaljournalismus. So wie sonst Zimmerleute, Tischlerinnen oder Bäcker durchs Land reisen, ziehe ich von Betrieb zu Betrieb, um mehr über mein Handwerk zu lernen. In diesem Fall also den Lokaljournalismus.

Video: Jessica Schober erklärt die "Wortwalz"

Und was gibt es für eine reisende Reporterin Besseres, als von einem Dutzend Feuerwehrmänner mit Blaulicht durch die Gegend kutschiert zu werden? Noch dazu in dem »LF 10-Allrad«, wie das neue Fahrzeug der Truppe heißt. Als wir unsere wilde Fahrt durch die Ortschaften an der Tankstelle beenden, kommt gerade auch noch der Lokalreporter Wolfgang Schätzle vom Lahrer Anzeiger vorbeigefahren. Und holt mich direkt zu dieser Zeitung.

Ein wunderbarer Einstieg für mich in der Ortenau. Einen Sommer lang reise ich schon ich schon auf diese Weise durchs Land. Ende Juli bin ich zu Fuß in München losgelaufen und habe seitdem in Lokalredaktionen von Pfaffenhofen bis Harburg über Bayreuth und Burgdorf gearbeitet. Mal übernachte ich bei einer Kulturredakteurin, mal beim Gerichtsreporter. Manchmal schlafe ich auch im Wald, mal mit Obdachlosen unter der Brücke, um eine Reportage darüber zu schreiben. Ich wandere viel, ansonsten trampe ich. Und so bin ich auch an diesem Nachmittag an der Autobahnraststätte gelandet. Völlig planlos, weil ich meinen Autoatlas verloren hatte. Eine halbe Stunde lang suche ich schon nach einer Mitfahrgelegenheit, als ich die Männer in dunkelblauer Feuerwehruniform auf mich zukommen sehe. »Ihr habt doch bestimmt noch einen Platz für mich frei?«, frage ich Gruppenführer Christian Beck. Der grinst und nickt.

- Anzeige -

Als ich den Wagen sehe, kann ich die Aufregung unter den Feuerwehrmännern verstehen. In leuchtendem Rot wartet das LF 10 darauf, in seine neue Heimat nach Oberweier gefahren zu werden. Um 4 Uhr hat sich die Gruppe auf den Weg nach Giengen an der Brenz gemacht, um das Fahrzeug bei der Firma Ziegler abzuholen. Vor Ort gab es noch eine Einweisung: Wo welcher Löschschlauch liegt, wo die sechs Atemschutzgeräte verstaut sind und wo der Schaumtank eingebaut ist, wurde den freiwilligen Feuerwehrmännern erklärt. Sie erzählen mir auf der Rückbank ganz begeistert davon.
»Das ist ein Ereignis, so ein neues Fahrzeug abzuholen, das man wohl nur ein Mal in seiner Dienstzeit erlebt«, sagt Beck. Schließlich müsse das rund 300 000 Euro teure Fahrzeug gut ein Vierteljahrhundert halten. Auch Kommandant Klaus Beiser zeigt sich zufrieden: »Mit dem modernen geländetauglichen Fahrzeug sind wir jetzt auch für Spezialaufgaben wie Waldbrände gerüstet.« Offiziell soll das LF 10 am 8. November von der Gemeinde an die Feuerwehr übergeben werden. Bei dieser Gelegenheit wird es auch geweiht.

Video: Jessica Schober beim Lahrer Anzeiger

Doch schon vorher wollen heute alle das Vehikel bestaunen. Als der Wagen vor dem Feuerwehrhaus in der Schwedenstraße geparkt ist, kommen lauter neugierige Anwohner vorbei.
Ich selber staune darüber, wie lebhaft die Vereinskultur in Oberweier ist. Ein neues Feuerwehrauto ist hier wirklich Dorfgespräch. Ich sehe glänzende Männeraugen und bin begeistert von dem unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen. Mit ihren Piepsern am Hosengurt sind immer wieder im Alltag abrufbar und rücken selbst aus, um Ölspuren zu beseitigen. Über so viel Engagement zu berichten ist einer der Gründe, warum ich den Lokaljournalismus so liebe.

Und so bin ich froh, dass mich mein erster Blaulichteinsatz auf der Wortwalz sicheren Fußes nach Oberweier geführt hat. Mittlerweile fahre ich mit dem Motto, welches mir ein Wandergeselle in Kluft verriet, ganz gut: »Pläne sind gut, Termine sind schlecht.« Einen Besuch in Oberweier habe ich zwar nicht geplant, aber ich beschließe spontan zu bleiben. Bald merke ich, dass es hier für mich viel zu lernen gibt. In einer Stadt wie Lahr, in der es gleich drei Lokalzeitungen gibt, war ich bislang nicht Außerdem freue ich mich, den Schwarzwald kennenzulernen, in dem traditionell viele reisende Wandergesellen unterwegs sind. Mir ist es wichtig zu sagen: Ich bin keine echte Wandergesellin. Ich trage keine Kluft, gehöre zu keinem Gesellenschacht und bin auch keine drei Jahre lang unterwegs. Die Regeln der Walz wende ich bloß so gut es geht an, denn ich bin mir sicher: In jedem Beruf, in jedem Handwerk, kann man auch nach dem Ende seiner Ausbildungszeit noch etwas lernen.

Eine der kuriosesten Sachen, die ich nun ganz nebenbei bei meiner Fahrt mit den Feuermännern gelernt habe, werde ich so schnell nicht vergessen: Ein Paar Einmalhandschuhe für den Rettungseinsatz passt genau in die gelbe Verpackung eines Überraschungseis. So eines  trug einer der Feuerwehrmänner in seiner Uniformtasche. Was für eine Überraschung!

Über ihre Erlebnisse auf ihrer Deutschland-Reise berichtet Jessica Schober auf ihrer Internetseite www.wortwalz.de

Info

Persönlich: Jessica Schober

Die 26-jährige Journalistin Jessica Schober aus München geht diesen Sommer auf die Wortwalz. Ihr Handwerk hat sie an der Deutschen Journalistenschule gelernt, später als freie Reporterin gearbeitet. Seit einem Interview mit einer Bäckergesellin ist sie fasziniert von der Walz. Morgens nicht zu wissen, wo man abends aufwacht, das war für sie zunächst nur eine fixe Idee. Nun ist es seit zwei Monaten ist Alltag. Auf ihrem Blog www.wortwalz.de schreibt sie wöchentlich über ihre Erlebnisse. Für den Lahrer Anzeiger wird sie am Wochenende ebenfalls berichten.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Lahr

Sie sitzen künftig abwechselnd auf dem Fahrersitz im Bürgerbus: (von links) Silvio Griesbaum, Anton Bucher, Joachim Kleis und Ingrid Kleis.
vor 6 Stunden
Vier neue im Schwanauer Bürgerbus
Der Kleinbus nimmt nach einer Pause wieder seine Tour durch die Gemeinde auf. Die erste Fahrt ist am Dienstag, danach geht es an zwei Tagen in der Woche durch die Ortsteile.
Präsentieren den Fund: Manuel Hugelmann, Klaus Siefert, Erik Weide, Hans-Jürgen Kopf und Alfred Kopf.
vor 6 Stunden
Blick in die Vergangenheit
Tief in einem Karton, verdeckt von Büchern und Papier sind bei den Recherchen für das Ortsfamilienbuch Schuttern bislang unbekannte Dokumente aufgetaucht. Das älteste ist rund 455 Jahre alt.
Vorsichtig haushalten, das sehen die Freien Wähler als das Gebot der Stunde.
vor 6 Stunden
Freie Wähler: sparsam haushalten
Die Kommunalen Freien Wähler haben den städtischen Haushalt 2024 beraten. Sie fordern von Bund und Land gezielte Förderungsprogramme für die Bauwirtschaft.
Maximal 15 Minuten sollte es dauern, bis der Rettungswagen im Notfall am Einsatzort ist.
vor 7 Stunden
Warum es mal länger dauert
In Notfällen kann jede Minute entscheidend sein. Doch nicht immer können die Einsatzkräfte die gesetzlichen Fristen einhalten. Ein Leser bezieht sich auf zwei aktuelle Fälle in Lahr.
Die gemeinnützige Hilfsinitiative Schublade 10 überreichte Jugendlichen in der Sitzung der Jugendvertretung einen Spendenscheck von 500 Euro. Schublade-Vorsitzende Andrea Königsmann-Schuppler sagte, dass die Spende an Jugendliche in Friesenheim gehen soll, die sich ehrenamtlich im Ferienprogramm engagierten: 2023 knapp 160 Einsatzstunden.
vor 7 Stunden
Die Jugend muss sich gedulden
Friesenheims Jugendliche sind auf der Suche nach Aufenthaltsplätzen im Freien. Das ist nicht einfach, wie sich in der Sitzung des Jugendclubs gezeigt hat.
Um 16 und um18 Uhr stellte die Deutsche Bahn ihre Pläne für den Ausbau der Rheintalbahn in Kurzvorträgen in der Sternenberghalle vor.
vor 7 Stunden
„Es gibt keine Superlösung“
Die Deutsche Bahn hat bei einem Infomarkt in der Friesenheimer Sternenberghalle über den Ausbau der Rheintalbahn informiert. Rund 200 Interessierte kamen.
Es geht ums Geld.
vor 7 Stunden
Grüne und SPD zum Haushalt
Vor der Haushaltsberatung äußert sich die Grünen-Fraktion. Die Konsolidierung müsse weitergehen. Die SPD-Fraktion sieht die Erneuerung und Ergänzung der sozialen Infrastruktur als vordringlich.
Sibylle Isenmann (links) wurde für 25-maliges Blutspenden geehrt. Ortsvorsteher Norbert Bühler (Zweiter von links) ehrte zusammen mit Gerd Schindel vom Obst- und Gartenbauverein Kuhbach (ganz rechts) die Blumenpaten Hermann Schwörer (Mitte) und Willi Wagner.
01.12.2023
Einsatz für einen blühenden Ortsteil
Fleißige Blutspender sind am Freitag in einer Feierstunde im Kuhbacher Rathaus geehrt worden. Dankesworte gab es auch für die Blumenpaten im Lahrer Ortsteil.
Es weihnachtet sehr in Lahr und den Ortsteilen.
01.12.2023
Wie Lahr Weihnachten feiert
Es wird Weihnachten – auch in Lahr. Beginnend am Freitag, 1. Dezember, gibt es eine Vielzahl von Aktionen der Werbegemeinschaft und anderer Veranstalter.
In der Marktstraße (von links): Bernhard Palm, Friederike Ohnemus (Stadt Lahr), Oliver Hütt, Markus Ibert, Michael Schmiederer, Thomas Gehle (Planwerk) und Martina Mundinger (Stadtmarketing).
01.12.2023
Lahrer Innenstadt leuchtet wieder auf
Es gibt wieder eine Weihnachtsbeleuchtung in der Lahrer Altstadt. Finanziert wird sie von Sponsoren. Bis zum Dreikönigstag soll die Beleuchtung für Stimmung sorgen.
Pavillon wird nach Sprengungen abgebaut.
01.12.2023
Aus für Sulzer Geldautomat
Der größte Lahrer Ortsteil Sulz steht bald ohne Geldautomaten da. Nach der Sprengung des Volksbank-Automaten im Oktober reagiert die Sparkasse – und baut ihren Pavillon ab.
Im weiteren Verlauf des Herrenwegs Allmannsweier steht die Containeranlage.
30.11.2023
Keine Konflikte im Herrenweg
Die Containerwohnanlage im Herrenweg in Allmannsweier ist derzeit mit 49 Personen belegt und fast ausgelastet. Anfänglicher Unmut über spät auf der Straße spielende Kinder habe sich gelegt.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.
  • Marc Karkossa, Peter Sutter und Luis Weber (von links) haben das Start-Up Dyno aus der Taufe gehoben. 
    20.11.2023
    Offenburger Start-Up startet Großoffensive in Offenburg
    Mehr Geld im Alter: Das Offenburger Unternehmen "Dyno" will Arbeitnehmern Gutes tun. Die Mission des Start-ups: "Dyno rettet die Rente!"