Frische Melonen aus Oberweier
Zehn Kilo schwere Melonen im Garten und drei Zentner Tomaten zur traditionellen Sugo verarbeitet. Dass es das nicht nur in Italien sondern auch in Oberweier gibt, stellt Familie Liccione unter Beweis.
Ganz schön schwer! Wie, zehn Kilo schwere Melonen im eigenen Garten? In mediterranen Klimazonen mag das keine Seltenheit sein. Aber in Oberweier dürften die Melonen von Donato Liccione in Sachen Größe und Gewicht derzeit sämtliche Rekorde im regionalen Fruchtanbau übertreffen und dem Kürbis-Gemüse Konkurrenz machen.
Wieso gerade Melonen? Der Lahrer Anzeiger ging der Sache auf den Grund und überzeugte sich zunächst von der erfolgreichen Ernte. Gleich mehrere Exemplare wuchsen bis auf eine Länge von rund einem halben Meter. Die grüne Schale unterscheidet sich kaum von den hierzulande im Handel befindlichen Exemplaren.
Die wahre Überraschung kommt erst nach dem Anschnitt. Die leuchtende rote Farbe der saftigen Frucht besticht. Wahre Freude kommt nach dem ersten Bissen auf. »Unsere Schwarzwald-Melonen sind viel saftiger und süßer als die gekauften«, verspricht Licciones Sohn Michelangelo ohne zu übertreiben.
19 Kolosse haben die beiden in den letzten Wochen geerntet. An Nachschub scheint es nicht zu mangeln. Noch gedeihen weitere Früchte an den sieben Pflanzen.
Vor 50 Jahren nach Deutschland
Vater Donato verbindet die erfolgreiche Ernte mit Kindheitserinnerungen. In einem kleinen Dorf der 1300 Kilometer entfernten süditalienischen Provinz Basilikata, unweit von Potenza, wuchs der 67-jährige in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon als jungen Burschen zog es ihn der Arbeit wegen vor 50 Jahren nach Deutschland. Einige Jahre später gründete er in Oberweier eine Familie.
Die Verbundenheit zur italienischen Heimat übertrug sich auf den 29 Jahre alten Sohn – sicher nicht nur des Vornamens Michelangelo wegen. Er genießt es geradezu, traditionelle Bräuche, insbesondere auf kulinarischer Ebene, aus der Heimat der Familie väterlicherseits zu pflegen.
Das Anpflanzen der Melonen sahen die beiden zunächst als Experiment an. Nachdem alle sieben Setzlinge, sie wurden direkt aus der Gegend um Brindisi importiert, Früchte trugen, steht einer Neuanpflanzung im nächsten Sommer nichts entgegen.
Doch die beiden »Giardinieri« (Gärtner) sehen die Umstände um den erfolgreichen Anbau in gewisser Weise auch kritisch. »Als ich nach Deutschland gekommen bin, gab es in den Wintern Eiszapfen an den Dächern der Häuser. Heute baue ich hier Melonen an. Der Klimawandel bringt nicht nur Vorteile«, so Donato Liccione. Für Michelangelo wird auch in Zukunft nur der Bio-Anbau in Frage kommen.
In einem weiteren Projekt reichten die eigenen Erträge nicht aus. Das liegt daran, dass die italienische Küche in erster Linie durch drei Gemüse bestimmt wird: Tomaten, Tomaten und Tomaten.
Wie seit Generationen schon in der italienischen Heimat, wird das Sugo als Grundlage für leckere Tomatensoßen im »Casa Liccione« selbstverständlich von Hand angefertigt.
Zubereitung auf traditionelle Art
150 Kilo Tomaten ergatterte Familie Liccione über einen Händler aus der Region um Foggia. Bis in die Nacht hinein dauerte es am Samstag, bis die Masse an passierten Tomaten in rund 200 Gläsern lagerfertig verarbeitet war. Die Zubereitung fand auf traditionelle Art und Weise der Familie statt. Hier war auch die Geschicklichkeit und Hilfe von Mama Elke gefragt. Natur pur, neben Tomaten wurde nur Basilikum und etwas Salz hinzu gegeben.
Wer es mit den letzten eigenen Tomaten der Gärtnersaison selbst einmal versuchen möchte, kann sich gerne des Familienrezepts (siehe Kasten) bedienen.
»Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?«, fragte Johann Wolfgang von Goethe vor über 200 Jahren. Die pflanzliche Vielfalt des ganzen italienischen Stiefels schien er damals nicht entdeckt zu haben. Das milde Klima und die fruchtbaren Böden lassen viel mehr gedeihen als hierzulande. Donato Liccione liefert einige Beweise, dass die Sonne über Oberweier in ausreichender Kraft scheint.
Tomaten-Sugo
Nach dem Waschen und Vierteln der Tomaten werden die Strunke entfernt. Nun werden die Tomaten kurz aufgekocht bis sie weich sind. Das Verwenden eines Hilfsmittels wie der »Flotten Lotte« erleichtert beim Durchdrehen das Entfernen der Tomatenkerne. Nun wird die Masse leicht gesalzen und nochmals etwa 20 Minuten aufgekocht bis sich eine leicht sämige Soße bildet. Der entstehende Schaum sollte abgeschöpft werden. Vor dem Einfüllen in die sauberen Gläser werden darin einige frische Basilikum-Blätter gegeben. Nach dem Einfüllen des heißen Sugo müssen die Gläser zugleich verschlossen werden.
Roma oder San Marzano
Für das Sugo empfiehlt Familie Liccione Tomaten der Sorte Roma oder San Marzano. Diese Sorten gelten als besonders aromatisch und fruchtig.