Ganztagsgrundschule Friesenheim abgelehnt
Die Grundschule Friesenheim bleibt eine Halbtagsschule. Das entschied der Gemeinderat am Montagabend einstimmig. Auch wenn nicht alle hinter dem Entschluss stehen: Der Eltern-Wille zählt.
Die Grundschule Friesenheim bleibt, was sie ist: eine Halbtagsschule. Alle Gemeinderäte und der Bürgermeister stimmten am Montag im Bürgersaal für den Erhalt des jetzigen Schulform. Damit ist das Thema Ganztagsschule vom Tisch.
Viel diskutiert wurde in der Sitzung nicht mehr. Alles war in den vergangenen drei Monaten gesagt worden. Jede Seiten hatten ihre Meinung mal mehr, mal weniger emotional vertreten. Rektorin Barbara Heck hatte sich für eine Ganztagsschule stark gemacht, die alle Schüler besuchen müssen. Flexibler und individueller könnten die Kinder unterrichtet werden. Im Gemeinderat gab es Befürworter und Gegner. Doch der heftigste Gegenwind blies den Verantwortlichen von Eltern-Seite entgegen. Das war beim Info-Abend Ende Mai so, zu dem rund 180 Mütter und Väter gekommen waren. Das war bei der Umfrage so, bei der Eltern von vier Jahrgängen um ihre Meinung gebeten wurden (289 von 509 Fragebögen wurden ausgefüllt). Zum Schluss stimmte auch die Schulkonferenz (vier Eltern, vier Lehrer) gegen die Ganztagsschule.
Nicht immer sachlich wurde die Diskussion von Eltern-Seite geführt. So manche Mutter, mancher Vater zog in den Kampf mit der vorgefassten Meinung: Die da oben haben eh schon alles entschieden. Daran erinnerte Charlotte Schubnell (CDU) im Gemeinderat: »Da wurde nicht immer alles auf die feine Art publiziert und kommuniziert.« Es habe sie »sehr nachdenklich gestimmt«, dass gerade »junge Leute« so wenig Wissen darüber haben, »wie Demokratie funktioniert«.
Fred Kletzin (SPD) zollte Heck Respekt: »Anerkennung für den Mut!« Dem schloss sich Bürgermeister Erik Weide an. Die Schulleiterin selber sagte gestern auf Anfrage des Lahrer Anzeigers: »Mit der Halbtagsschule kann ich besser leben als mit der offenen Ganztagsschule, weil in ihr die Rhythmisierung« – der Wechsel zwischen Entspannung und Unterricht – »nicht umgesetzt werden kann.«
Kletzin sprach sich in einer Kampfschrift voller ironischer Untertöne für den Ganztagsbetrieb aus: »Wer als Eltern im Arbeitsprozess steht, der ist, sofern er nicht den besser verdienenden Menschen gehört, auf solche Betreuungsangebote angewiesen. Ist das überall so? Nein, in einer kleinen Gemeinde am Rande des Schwarzwalds sieht man dies ganz anders... Wo käme man auch hin, wenn man statt den starren 45-Minuten-Takt der Unterrichtsstunden einer Halbtagsschule abschaffen wollte?« Er meinte aber auch: »Die Zeit für die Ganztagsgrundschule in Friesenheim wird kommen.«