Gemeinderat unterstützt die Hebammen in Friesenheim

Kordula Kovac (CDU) hat das Ortenauer Familien- und Hebammen-Netzwerk gegründet. ©Andreas Buchta
Auch die Gemeinde Friesenheim wird künftig freiberufliche Hebammen, die auf ihrem Gebiet tätig sind, finanziell unterstützen.
Dies beschlossen am Montag einstimmig die Gemeinderäte. Sie folgten darin ihren Kollegen in Ettenheim und Lahr, die eine solche Unterstützung bereits beschlossen haben.
Zur Sicherung der häuslichen Versorgung durch freiberufliche Hebammen wird ab dem 1. März als freiwillige Leistung ein Betreuungsgeld für die Vor- und Nachsorge (ohne Geburtshilfe) in Höhe von 50 Euro für Gebärende, die ihren Wohnsitz in Friesenheim haben, gewährt. Nicht betroffen ist die unmittelbare Geburtshilfe.
Die Gebärenden erhalten auf Antrag einen entsprechenden Gutschein, um die von den Krankenkassen nicht vergüteten Dienstleistungen der freiberuflichen Hebammen in Anspruch nehmen zu können. Die Einlösung der Gutscheine erfolgt durch die Hebammen bei der Gemeinde Friesenheim.
Anhebung des Beitrags
Die in der Beschlussvorlage vorgesehenen 30 Euro pro Gebärender sind von den Gemeinderäten während der Sitzung am Montag spontan auf 50 Euro heraufgesetzt worden. Einstimmig folgten sie darin einem Vorschlag von Joseph Hugelmann (GLU).
Die nicht zuletzt durch die gestiegenen Haftpflichtversicherungsbeiträge verschlechterte Situation der freiberuflichen Hebammen im Ortenaukreis war Gegenstand eines Gesprächs zwischen der in Friesenheim praktizierenden Hebamme Karin Rendler und Bürgermeister Erik Weide im März vergangenen Jahres.
Rendler hatte sich stellvertretend für die Friesenheimer Hebammen mit dem Wunsch nach regionaler, politischer und finanzieller Unterstützung für ihre Tätigkeit an die Gemeinde gewandt.
Immer mehr Hebammen steigen wegen finanzieller Not aus dem Beruf aus. Die verbleibenden kommen an ihre Belastungsgrenze, da sie sehr viel arbeiten müssen, um davon leben zu können. Hinzu käme, dass aufgrund der geringen Vergütung der Beruf bei jungen Frauen wenig attraktiv erscheint und kaum Vertretungen für Wochenenden und Urlaub zu finden sei.
Das würde man auch in der Region spüren. Die Hebammen könnten werdende Mütter und Wöchnerinnen nicht mehr adäquat betreuen, da sie keine Betreuungskapazitäten mehr hätten und vielen Frauen absagen müssten. Die Hebammen berichten, dass sie pauschal von den Krankenkassen bezahlt werden, unabhängig davon, wie viel Zeit sie tatsächlich für die Betreuung benötigen.
Ortenauer Netzwerk
Kordula Kovac (CDU), die das Ortenauer »Familien- und Hebammennetzwerk« ins Leben gerufen hat und sich seit Jahren für eine verbesserte Versorgung einsetzt, zeigte sich auf Nachfrage des Lahrer Anzeigers erfreut über den Beschluss: »Wir freuen uns sehr, dass eine weitere Gemeinde hier aktiv wird und die Familien und die Hebammen unterstützt.
Danke dafür an die Gemeinderäte und den Bürgermeister, auch für die Anhebung des Betrages.« Man komme in kleinen Schritten in der Förderung und Anerkennung der Hebammen voran. Zahlreiche Städte und Gemeinden in der Ortenau würden inzwischen über die Unterstützung von Familien und Hebammen nachdenken. »Derzeit laufen die Vorbereitungen des Netzwerks für eine große Umfrage bei den Eltern«, sagte Kovac.
Zur Finanzierung wurde den Gemeinderäten mitgeteilt, dass die durchschnittliche Geburtenzahl der vergangenen fünf Jahre in der Gemeinde bei rund 161 läge. Die Belastung betrüge pro Jahr rund 8000 Euro. Die Ausgaben seien im Haushalts-Plan bereits in Höhe von 7000 Euro veranschlagt, teilte Joachim Wagner, der Leiter der Finanzverwaltung mit. Auch die spontane Erhöhung auf 50 Euro lasse sich damit abdecken.