Georg Kleis, 98-jähriger Meißenheimer, erinnert sich an früher
Schon vor einiger Zeit hatte Bürgermeister Alexander Schröder dem ältesten Meißenheimer, dem 98-jährigen Georg Kleis, versprochen, mit ihm eine Rundfahrt über die Gemarkung der Gemeinde zu machen. Kleis ist derzeit in Nonnenweier im Seniorenheim, hat abe trotz seines hohen Alters noch eine gute Konstitution.
Kleis war früher Baumwart und als solcher kannte er die ganze Gemarkung von Meißenheim. Jahrzehntelang hat er dafür gesorgt, dass alte Obstbäume nicht einfach gefällt werden, sondern mit Pflegemaßnahmen immer wieder weiter bestehen können. Und er und die Förster kümmerten sich um kleine Baumschulen gab, in denen Bäumchen aufzogen. Beispielsweise bei der Schollenhütte oder hinter der Grundschule. Kleis war übrigens im ganzen Alt-Landkreis Lahr dafür bekannt, dass er sein damals schon biologisch angebautes Obst auf dem Lahrer Wochenmarkt anbot.
Am Donnerstag holte Schröder nun den »Kleis Schorsch« zum versprochenen Ausflug ab. Erstes Ziel war die »Gänsweide«. Dort hatte noch der Vater von Kleis im Auftrag von Jakob Schäfer, einem der beiden »Bote Jockel«, einen Birnbaum gepflanzt, der mittlerweile über 100 Jahre auf der Rinde hat. Bis heute reifen Früchte an seinen Äste. Der noch bis heute Früchte. Der alte Baum steht in unmittelbarer Nachbarschaft der »Schwatzen Wacken«.
Mitten durchs Wasser
Weiter ging die Fahrt in den Rheinwald. Früher gab es vier Waldhütten. Wer durchs »Rollwässerle« wollte, fand keine Brücke vor, sondern musste eine Furt durchfahren. Das war beim Brennholz abholen nicht immer ungefährlich, insbesondere bei höheren Wasserständen. Da wurde manches Pferde- oder auch Kuhgespann samt Wagen abgetrieben. Hier war auch ein Holzsteg für die »Grenzer«, über den sie auf ihrer täglichen Kontrolltour zur ehemaligen Grenze am Rhein marschierten. Gesprochen wurde auch über den sogenannten Langenwinkler Weg. Dieser Waldweg hat seine Namen dem Umstand zu verdanken, dass er beim Abriss des Dorfs Langenwinkel mit Bauschutt von dort aufgefüllt wurde. Natürlich hatte Georg Kleis auch immer wieder Bäume im Rheinwald im Blick, die ihm früher besonders am Herzen lagen. Da gibt es im Nordbereich eine stämmige »Ive«, eine resistente Ulmen-Art, die dem Ulmensterben trotzt.
»Jetzt haltsch emol«, hieß es vom »Schorsch Kleis« immer wieder, wenn er etwas Besonderes entdeckte. Wie der Teil beim Vältinsschollensee, in dem früher Obstanlagen standen. Im »Oberried« besuchten die beiden Männer das Kriegerdenkmal, das früher an der Schule gestanden hatte, entsorgt, im Rheinwald gefunden und von Erich Zürcher zur Restaurierung gegeben wurde.
Weiter ging es durch den ehemaligen »Fasanengarten«, ein Gewann, in dem es früher – wie der Name andeutet« – viele Fasanen gab und in dem heute die Pferderennbahn ist. An der »Hanfröste« sah Kleis zum ersten Mal, was hier entsteht. Die
»Babybäume« wurden beispielsweise im Herbst an dieser Stelle gepflanzt.
Georg Kleis war am Schluss anzusehen, wie sehr ihm die Fahrt durch die altvertraute und doch veränderte Heimat gefallen hat. Schröder versprach dem 98-Jährigen, der im Mai seinen 99. Geburtstag feiert, den Ausflug im Frühjahr gerne zu wiederholen.