Heftiger Kampf um Rathausschlüssel
Durch das Fenster seines Dienstzimmers stiegen die Dominos und Rebhexen ein. Rathauschef Erik Weide ist entmachtet. Sobald er wieder in Amt und Würden ist, gilt es für ihn, eine harte Nuss zu knacken: der Hexenkeller soll auferstehen.
Am Schmutzigen wurden wieder symbolisch die Rathäuser besetzt. Während in den Ortsteilen den Ortsvorstehern der Rathausschlüssel entrissen wurde, ereilte dieses Schicksal im Kernort Friesenheim Bürgermeister Erik Weide.
Zuvor »kämpften« Weide und dessen Stellvertreterin Charlotte Schubnell im Prolog mit Zeremonienmeister Andreas Wienold und Zunftmeisterin Christine Sturm um die Macht im Rathaus.
Nutzloses »verhandeln«
Doch alles »verhandeln« nützte nichts. Das historische Ratsgebäude, wo sich die Residenz des Gemeindechefs befindet, wurde mittels einer Leiter von den Dominos, Rebhexen samt ihrem Zeremonienmeister Andreas Wienhold gestürmt.
Die erste Amtshandlung der Narren war wie gewohnt dem Nachwuchs gewidmet. Jedes Jahr dürfen Grundschüler nämlich Namensvorschläge für die Fasentspuppe machen, die über die närrischen Tage wieder hoch oben im Narrenbaum thront.
Der Narrenbaum wurde aus Sicherheitsgründen bereits schon am Nachmittag in die Senkrechte gebracht. »Mania« soll sie heißen. Für die Namensgeberin Emilia König aus der Klasse vier bedeutete dies eine Eintrittskarte in den Europa-Park.
Und ein zweites Mal standen die Grundschüler im Blickpunkt. Sie durften einen neuen Narrenruf kreieren: Und so machte neben dem klassischen »Hexi – Hexo« und »Domini – Domino« der Kinder-Narrenruf »Klassi – klasso« mehrfach die Runde.
Zum närrischen Ritual gehörte am Schmutzigen auch die symbolische Schlüsselübergabe sowie der Eintrag ins Goldene Narrenbuch, das in Friesenheim seit 1979 gepflegt wird. Vor der Stürmung wurden zwei neue Rebhexen am Stockbrunnen mit der obligatorischen Taufe aufgenommen.
Hexenkeller soll als Kultur- und Vereinskeller wieder aktiviert werden
Guggechef Karsten Müller konfrontierte bei der Rathausstürmung am Donnerstagabend Bürgermeister Erik Weide mit einem Bauantrag. Sein Ansinnen: Der legendäre Friesenheimer Hexenkeller soll als Kultur- und Vereinskeller wieder aktiviert werden. »Wir würden uns bereiterklären, einen Haufen Arbeitsstunden zu investieren«, so Müller.
Die Räumlichkeit dümpelt dahin, ist feucht, alle paar Jahre müsse der Putz von der Wand geklopft werden. Es ist halt ein Naturkeller. Da unten würden Sachen herum stehen, die die Gemeinde durchaus woanders unterbringen könnte. Benötigt würde ein Ein- und Ausgang nach den aktuellen Brandschutzvorschriften, dazu müssten sich andere einen Kopf machen – sprich Bauverwaltung. Es wäre toll, wenn man gemeinsam mit der Vereinsgemeinschaft, der Fasents-Zunft und Winzergenossenschaft diesen Keller als Repräsentationsraum nutzen könnte. »Ich denke, das ist eine Diskussion wert. Und wir werden diesen Antrag in den Gemeinderat einbringen.«
Weide fühlte sich allerdings nicht angesprochen, das sei nun Sache der Narren, die ab sofort im Rathaus regieren. Er nahm aber schon sicherheitshalber einmal »großzügige Geldspenden« (Spielgeld) für das Projekt entgegen.
Müller verdeutlichte jedoch, dass auch nach Fasnacht – wenn Weide wieder in Amt und Würden sei – der Wunsch weiterhin bestehen würde und ein entsprechender Antrag im Gemeinderat eingereicht werden wird.