Heiligenzell will Jubiläums-Leuchtturm nicht
Der mächtige Leuchtturm wird zum Ende des Jubiläumsjahr von Friesenheim und Heiligenzell abgebaut und wird auch nicht mehr – wie zunächst gewünscht – an anderer Stelle in Heiligenzell aufgebaut.
Es war am Mittwoch innerhalb von vier Wochen bereits die dritte Ortschaftsratssitzung in Heiligenzell. Im Blickpunkt stand vor allem der alte Festplatz. Erst musste der über eine Änderung des Bebauungsplans »Im Ried« entschieden werden, um den Norma-Markt ansiedeln zu können. Nun musste schnell eine Entscheidung wegen des Leuchtturms getroffen werden, der für die 1000-Jahr-Feier errichtet worden war. Denn morgen, Samstag, diskutiert der Gemeinderat über den Haushalt 2017 – eine Chance auch über Mittel für den Kauf des Leuchtturms zu reden.
Um es vorweg zu nehmen: Nach fast einstündiger Präsentation und Diskussion war nur Thomas Manach (Freie Wähler), der einen entsprechenden Antrag auf Wunsch vieler Bürger in der Sitzung vor vier Wochen erneut bekräftigte, für den Kauf des Leuchtturms. Fünf Räte stimmten dagegen, zwei enthielten sich, zwei fehlten.
»Nur ein Event«
Zuvor hatte Ortsvorsteher Gerold Eichhorn (CDU) den Weg zu einem möglichen Kauf aufgezeigt. Rund 22 000 Euro soll der Turm, der Roland Herzog gehört, kosten. Dazu kommen nach Schätzung von Bauamtsleiter Markus Reinbold etwa weitere 25 000 Euro, um den rechtlichen Boden für den neuen Standort zu bereiten. Einfach werde das unter Umständen jedoch nicht. Jedoch soll der Turm in den nächsten zehn bis 15 Jahren keine Wartungskosten verursachen, erklärte Eichhorn.
Für das Objekt soll es bereits mehrere Interessenten geben. Herzog, der nicht in der Sitzung war, würde den Leuchtturm jedoch gerne an die Gemeinde verkaufen, damit dieser als Attraktion in seiner Heimat bleibt. Der Verein 1000 Jahre Friesenheim und Heiligenzell könne den Turm nicht kaufen, da ihm das Geld fehlt und er Anfang 2017 aufgelöst werde.
Dieser Turm sei fürs Fest gemacht worden als eine Art »Event« wie in Friesenheim das Schiff, meinte Peter Zimmermann (Freie Wähler). Er sei seinerzeit überrascht gewesen, als der Turm aufgebaut wurde ohne den Ortschaftsrat zu hören. Auch mit den Arkaden auf dem Sportplatz sei es ähnlich gewesen – nur ein »Event« fürs Jubiläum. »Es war sehr schön«, aber zum Ende des Festjahrs sollte der Turm abgebaut werden, zumal die Kosten für das Baurechtsverfahren zu hoch seien.
Gemeinderat Fred Klezin (SPD) fragte sich in Anbetracht der rund 47 000 Euro: »Sind diese Gelder notwendig? Ist dieses Projekt notwendig?« Es gebe andere Dinge, bei denen die Mittel besser einsetzt werden können. »Ich werde im Gemeinderat nicht zustimmen.« Manach erinnerte noch einmal daran, dass schon lange bevor überhaupt der Leuchtturm im Gespräch war, der Wunsch einer bleibenden Erinnerung an das Fest bestand. Bis heute sei da nichts geschehen. Daraus entstand der Wunsch, den Leuchtturm an der Mohlbuckhütte aufzustellen. Im Gespräch war auch die Eselshalde in Friesenheim, aber das sei dann nicht Sache des Heiligenzeller Ortschaftsrats, merkte Reinbold an.
Abschließend wurden die Zuhörer dazu gehört. Ein Bürger meinte, der Turm hätte von vorneherein auf der anderen Straßenseite stehen sollen. Andere favorisierten den Vorschlag Mohlbuckhütte. Und es gab auch Stimmen für die Eselshalde.
»Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen«, sagte Eichhorn gestern auf Anfrage des Lahrer Anzeigers. »Das Thema geht noch in den Gemeinderat.«
Herz oder Verstand?
Von Anja Rolfes
Es ist eine schwierige Entscheidung. Einerseits hat Friesenheim Ausgaben, die sein müssen, und der finanzielle Spielraum ist nicht groß. Da würden die 47 000 Euro für den Leuchtturm an anderer wichtiger Stelle fehlen. Andererseits: Der Leuchtturm ist ein einmaliger Hingucker. Und der soll nun einfach weg?! Es ist ein Kampf zwischen Verstand und Herz. Aber vielleicht können die beiden auch Hand in Hand arbeiten. Warum nicht private Sponsoren suchen? Oder: Wenn jeder Bürger nur zwei Euro gibt, wären das unterm Strich schon 26 000 Euro. Also: Ist euch der Leuchtturm etwas wert?
@ Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an anja.rolfes@reiff.de
Reaktion von Besitzer Roland Herzog
Roland Herzog, Erbauer und Besitzer des Leuchtturms, erfuhr erst durch den Lahrer Anzeiger gestern Mittag von der Entscheidung des Ortschaftsrats Heiligenzell. Er habe Kaufinteressenten, aber er hätte sich gewünscht, dass der Leuchtturm in seiner Heimatgemeinde bleibt. »Für alles hat die Gemeinde Geld, aber nicht dafür, der Bevölkerung und dem Jubiläum ein Denkmal zu setzen.« Er werde jetzt schnell den Turm abbauen – und auch das Schiff auf dem Friesenheimer Dorfbach, ließ er durchblicken.