Friesenheim

Helmut Jundt hat zwei Bücherschränke für alle gebaut

Walter Holtfoth
Lesezeit 3 Minuten
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28. September 2019

Helmut Jundt (rechts) sitzt mit Roland Herzog, der ihm das Holz zuschnitt, neben seinen Bücherschränken. ©Walter Holtfoth

Bücher für alle: Das macht Helmut Jundt aus Friesenheim möglich. Er hat vor seinem Haus in der Straße »Im Ried« zwei Bücherschränke aufgebaut. Bedienen darf sich jeder – auch über die Wintermonate.

»Wo man liest, da lass Dich nieder!« Leicht abgewandelt gilt dieser Text sicherlich für Bücherregale und Lesebänkle auf dem Anwesen von Helmut Jundt in Friesenheim. Angefangen hat alles mit einem Insektenhotel. Jundt ist seit seinem 63. Lebensjahr im Ruhestand und seither mehr im Baumarkt unterwegs als vor dem heimischen Fernsehgerät. »Ich bin ein Denker und Macher, brauch' immer etwas zum Basteln und hab mir zum Ziel gesetzt, damit anderen Menschen eine Freude zu machen«, erzählt er dem Lahrer Anzeiger. 

Das Handwerken begann für den Friesenheimer schon in seiner Kindheit und Jugend. Er züchtete mit großer Leidenschaft und Hingabe Vögel. Bis zu 200 Sitticharten und auch Exoten hatte er in einer großen Voliere, natürlich selbst gebaut, damals untergebracht. Mit der Rentenzeit setzte er sich intensiv mit der Natur auseinander. Er legte Strecken in der Ortenau, aber auch im nördlichen Breisgau zurück, um sich über Insektenhotels zu informieren. Er hatte Platz auf seinem Anwesen und zimmerte gleich zwei stabile Kästen, versorgte sie mit den nötigen Materialien, wie er es gelernt hatte und siehe da, von Beginn an summte es im Garten. 

Kleine Bibliothek

Im vergangenen Jahr hat sich der Bastler übrig gebliebener Werbetafeln von der 1000-Jahr-Feier angenommen. Er findet es schade, die Dinge wegzuschmeißen und beschließt kurzerhand, eine eigene kleine Bibliothek in Form eines frei zugänglichen Bücherregals zu bauen. Auch hier lässt er sich von bestehenden privaten Initiativen aus mancher Großstadt inspirieren. Schnell in die Tat umgesetzt, wird das Regal neben das bestehende »Rentnerbänkle« platziert und mit allerlei Büchern bestückt. Die Idee: Jeder kann nach Belieben Lesestoff entnehmen, lesend auf dem Bänkle verweilen oder aber auch als Lektüre nach Hause mitnehmen. Alles kostenlos, betont Jundt. Viele Bücher hatte er selbst auf dem Speicher, es hat sich aber schnell herumgesprochen und so kamen einige Bürger vorbei. Der Bestand der Bücher war derart groß, dass er ein zweites Regal für die Straße baute. 

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Kurzerhand nimmt Jundt Kontakt zu Friesenheims Holzbauer Roland Herzog auf und lässt die Bretter zuschneiden. Dass Herzog auf eine Rechnung verzichtete, war für Jundt überraschend und natürlich eine große Freude. In kürzester Zeit wurde der Bücherbestand verdoppelt. Links und rechts die Regale, in der Mitte das »Rentnerbänkle«. Die Einladung zum Lesen wird von den Bürgern der Nachbarschaft, aber auch aus ganz Friesenheim angenommen. Es freut ihn, dass vor allem Heiligenzeller Einwohner auf dem Spaziergang mit dem Rollator sein Anwesen ansteuern. 

Beliebter Treffpunkt

Das Bänkle neben den Regalen ist inzwischen ein beliebter Treffpunkt gerade der älteren Generation geworden. »Ich mache mir gerade Gedanken zu einem Rollator-Parkplatz.« Nachdem er beobachtet hatte, dass einige Zigarettenkippen am Boden lagen, hat er ein ausgedientes Milchkännle zum Aschenbecher umgebaut und aufgehängt. Der Effekt: Die Bürger nehmen den neuen Aschenbecher gerne an. 

Auch über den Winter bleiben die Bücher draußen stehen. Bisher hätte die Witterung keinen negativen Einfluss gehabt. Wenn eines der Bücher Feuchtigkeit zieht, dann kommt es ins Haus, wird getrocknet und gepresst. Es kommt laut Jundt oft vor, dass Bücher einmal länger ausgeliehen werden oder es gänzlich vergessen wird, sie zurück zu bringen. Das sei aber nicht schlimm, der Nachschub lässt nicht nach und Jundt freut sich über weitere Spenden. 

Info

Für Leseratten

Die beiden Bücherregale von Helmut Jundt stehen in der Straße Im Ried 18 in Friesenheim, unmittelbar Nähe alter Sportplatz Heiligenzell. Jeder darf sich bedienen, Bücher ausleihen oder vor Ort lesen.

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