Hilfe in den letzten Stunden
Seit 30 Jahren begleitet und unterstützt der Hospizverein Lahr sterbende Menschen und ihre Angehörigen. Ein Blick auf das Engagement des Vereins und seine Pläne.
Annedore Braun, die Vorsitzende des Hospizvereins Lahr, hatte zum Pressegespräch eingeladen, um die vergangenen 30 Jahre seit der Gründung des Vereins Revue passieren zu lassen. Zu den Gründungsmitgliedern zählte der ehemalige Erste Bürgermeister der Stadt Lahr und spätere Vorstandsvorsitzende des E-Werks Mittelbaden, Friedrich Dilger. Er war in Lahr bekannt dafür, sich mit Mut und Visionen für soziale Belange einzusetzen. Dilger kümmerte sich um das soziale Gesicht der Stadt, um behinderte und alte Menschen. Sein Anliegen sei es laut Braun gewesen, in Lahr ein stationäres Hospiz zu eröffnen. Dies blieb ihm zunächst verwehrt. Alternativ hob er den Hospizverein Lahr als ambulante Einrichtung aus der Taufe.
Mit von der Partie war Christiane Witteborn, bis zu ihrem Tod das Gesicht des Hospizvereins Lahr. Zusammen mit Eckhard Moldenhauer, Albrecht Hahn und Peter Zimmermann gehörten sie nicht nur zu den Gründungsmitgliedern, sondern prägten viele Jahre die Arbeit im Lahrer Hospizverein. Das Ziel: Schwer kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige in diesem schweren Lebensabschnitt zu begleiten. Um die Hospizarbeit auf sichere Beine zu stellen fanden sich um die Gründer rund 200 Mitglieder ein, die die Idee eines Hospizes unterstützen wollten. Heute hat der Verein 372 Mitglieder, 42 ehrenamtliche Mitarbeitende sowie drei Palliative Care-Fachkräfte. An der Führungsspitze steht neben Annedore Braun ein zehnköpfiges Vorstandsteam. „Mit vielen Ideen startet der Hospizverein ins Jubiläumsjahr“, sagte Koordinatorin Claudia Hillig im Pressegespräch.
Dass es den Hospizlern schon in der Vergangenheit nicht an Ideen und Aufgaben mangelte, ist aus der Liste der Vereinsaktivitäten zu entnehmen. Neben Sterbebegleitung auf der Palliativstation des Ortenauklinikums, den Pflegeheimen und im privaten Zuhause stehen Trauerwanderungen mit dem Schwarzwaldverein, Trauercafés mit dem Mehrgenerationenhaus Lahr im Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle sowie Beratungsangebote zur Vorsorge im Programm des Hospizvereins. Ein neuer Schwerpunkt soll der Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen sein. „Das ist unser Jahresthema mit Schulungen, Exkursionen und Online-Kursen“, so Hillig.
Viele Anfragen
Außerdem soll in diesem Jahr daran gearbeitet werden, die Folgen der Coronapandemie auszugleichen, sprich: Neue Ehrenamtliche zu gewinnen und den Angehörigen, die durch die Verordnungen während der Pandemie von Sterbenden nicht gebührend Abschied nehmen konnten, in deren Trauerarbeit zur Seite zu stehen. „Wir haben sehr viele Anfragen zur Trauerbegleitung“, sagt Koordinatorin Diana Stephan und fügt hinzu, dass der Bedarf durch Corona angestiegen sei. Durch die Pandemie sei der Tod in den Fokus geraten, nicht nur durch die Medien und ihre Berichterstattungen über die Folgen der Coronaerkrankungen. Den Menschen sei deutlicher ins Bewusstsein geraten, dass das Leben endlich ist. „Es war ein großes Drama und ganz schlimm für die Angehörigen und die Sterbenden in der Pandemiezeit. Ich hoffe, dass man daraus gelernt hat“, so Annedore Braun.
Derzeit bemühe sich der Hospizverein Lahr, „die Dellen der Pandemie auszubessern.“ Die Vorsitzende weist auf die Bedeutung der Arbeit hin – und auf die Informationsangebote des Vereins. „Die Leute sollen im Vorfeld wissen, was es gibt, wenn es ernst wird.“ Die Frage ums Geld ist auch geklärt: Auf die stationären und ambulanten Hospizleistungen hat jeder im Rahmen der Verträge mit den Krankenkassen und Wohlfahrtsverbänden Anspruch. Der Hospizverein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und über die Abrechnung von Ehrenamtlichen und deren Leistungen im Rahmen von ambulanten Hospizleistungen.
INFO: Hospizverein Lahr, Liebensteinstraße 10, Lahr: Internet: www. Hospizverein-lahr.de, Telefon 07821/9822860, E-Mail: info@hospizverein-lahr.de
Termine beim Hospizverein
Beratungsangebote: jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat, Terminvereinbarung über die Geschäftsstelle, Liebensteinstraße 10.
Trauercafé: jeden zweiten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Mehrgenerationenhaus Lahr, Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle (Kontakt: 07821/21787 oder edwin.fischer@lahr.de)
Trauerwanderung mit dem Schwarzwaldverein: 26. Mai und 7. Juli, Treffpunkt Parkplatz Klostermatte (Kontakt: Diana Stephan 07821/98222860) Tag der Offenen Tür: Samstag, 14. Oktober.pbs