In Lahr im Kindergarten Schachspiel eingeführt
Ein Schachturnier für Erwachsene, Jugendliche und Kinder wird es heute, Samstag, auf der Landesgartenschau geben. Organisiert wird der Wettkampf von Bernd Emmelmann, der in Lahr auch Schach im Kindergarten und in der Schule eingeführt hat.
Er bezeichnet sich selbst als Revoluzzer und Träumer mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, den er schon in Kindertagen entwickelt habe: Bernd Emmelmann. Er hat nicht nur den Gerechtigkeitssinn entwickelt, sondern auch gelernt, vor andern Respekt und Achtung zu haben. Und das ist es, was er neben der Förderung von Konzentration und logischem Denken schon den Jüngsten mit den Schachprojekten beibringen möchte.
Im Grundschulalter kam der 1944 geborene Bernd Emmelmann von Lübeck nach Lehrensteinsfeld in Württemberg, wo sein Vater als Postbeamter hin versetzt worden war. »Damals«, erinnert sich der heute 74-Jährige, habe alles, was von oberhalb der Mainlinie kam, als Ausländer und Flüchtling gegolten und sei entsprechend behandelt worden.
»In der Schule gab es eine Gruppe von Schülern, die mich immer wieder verhauen hat«, erzählt er. So lange bis er dem Anführer, der sich als Feigling entpuppt hatte, eines auf die Nase gegeben hatte. »Da habe ich gelernt, mir immer den vermeintlich Stärksten auszusuchen«, sagt er. Er sei völlig ohne Feindbild aufgewachsen. »Wenn das Leben dir etwas Schlechtes gibt, mach was Gutes draus«, lautet sein Lebensmotto.
Lehrer werden wollen
Eigentlich habe er Lehrer werden wollen. Doch auf Gymnasium und Abitur hatte er als Jugendlicher überhaupt keine Lust gehabt. Seine pädagogischen Fähigkeiten hat er dann lieber im Ehrenamt als Jugendbetreuer und Handballtrainer der C-Jugend eingesetzt, hat auch gemeinsam mit Jugendlichen ein Jugendzentrum eingerichtet.
Zum Schach sei er recht spät gekommen, erinnert sich Emmelmann. Erst als er schon in den 60ern war. Damals lernte er einen Schachgroßmeister des Schachclubs Baden-Baden kennen. Der Club hatte keinen Jugendleiter, also habe er den Jugendleiterkurs absolviert. »Schach spielen kann ich nicht«, sagt er, »aber ich kann Jugend«, erzählt er schmunzelnd.
Jeder kann’s erlernen
Die Folge war, dass er in Baden-Baden Schach im Altersheim und in der Schule angeboten und das Konzept durch private Kontakte auch nach Lahr gebracht hat. Seiner Meinung nach kann jeder das Schachspiel erlernen. Was aber viel wichtiger sei, als das korrekte Platzieren der Spielfiguren, sei das hohe Maß an Frustrationstoleranz, das gefordert sei, die Aufmerksamkeit, das lange stillsitzen. Selbst sehr aktive Kinder könnten Schach spielen, sagt Emmelmann.
Was bei professionellen oder ambitionierten Hobby-Schachspielern anfangs nicht, bei den Kindern dafür umso besser angekommen ist, sind die bunten Spielbretter. Statt schwarzer Felder gibt es welche in Pink, gelb, grün, blau, lila. »Man muss den Kindern einen kleinen Anreiz geben«, weiß Emmelmann. Das traditionelle Schwarz-Weiß sei für die Kleinen nicht ansprechend.
Der Erfolg gibt ihm Recht. Mittlerweile sind es mehrere Schulen und Kindergärten in Lahr, die sich am Projekt beteiligen, und es gibt auch junge Spieler, die schon zu Wettbewerben gehen. 100 Kinder waren es bei der Schulschachmeisterschaft im Bezirk. Vier der Teams haben sich für die südbadischen Meisterschaften qualifiziert. Die Mädchen des Scheffelgymnasiums sogar für die badische Meisterschaft.
Schach für alle Altersgruppen
Das Schachturnier, das heute auf der Landesgartenschau im Bereich des römischen Vicus stattfindet, beginnt um 10 Uhr. Gespielt wird auf vier Freischachfeldern. Neben den Turnieren für Kinder und Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Simultanschach gegen Großmeister zu spielen. Die Kindergartenkinder und Schüler der ersten Klasse spielen Bauernschach, die Zweit- bis Viertklässler spielen mit allen Figuren aber ohne Uhr, die älteren spielen mit Uhr.