Inklusive Tanzkompanie "Szene 2wei" begeistert mit Open-Air
Die inklusive Tanzkompanie »Szene 2wei« kreiert Bilder voller Poesie und Ästhetik, thematisiert die Elemente, die Wechselwirkung von Mensch und Natur. In einer Reihe kurzer Aufführungen an unterschiedlichen Orten wurden am Dienstag Ausschnitte des neuen Stücks »Wanderlust?« gezeigt.
Mit kurzen Aufführungen einen Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang umfassen. Orte aufsuchen, die für das seit 2014 in Lahr beheimatete Ensemble von Bedeutung sind und dabei auf die Menschen zugehen, die Ästhetik des Tanzes mitten im Alltag verorten. Die Idee selbst hat »Szene 2wei« den mit 2000 Euro dotierten Projektpreis des Lahrer Kultursommers »Sternschnuppen« eingebracht.
Die Umsetzung am Dienstag hat für wunderbar poetische Schlaglichter im öffentlichen Raum gesorgt. Die 2009 an der Folkwang Universität der Künste gegründete Tanzkompanie überzeugt mit einer anspruchsvollen Form des Tanztheaters, verbindet Professionalität mit inklusiven Ansätzen.
Fenster in die Welt
Choreograph William Sánchez H. und Timo Gmeiner, die künstlerischen Leiter von »Szene 2wei«, haben eine Truppe geformt, die längst auch einen neuen Ansatz aufzeigt. Die Integration von Menschen mit Handicap dient nicht als soziales Feigenblatt. Sie öffnet ein Fenster in die Welt der Kunst und Kultur, setzt Potentiale frei, die eine neue Positionierung ermöglichen.
Jörg Beese, Matthieu Bergmiller, Ricarda Noetzel und andere sind längst vollwertige Mitglieder von »Szene 2wei«. Ricardas Rollstuhl ist präsent, steht oft aber nur leer am Rande des Geschehens. »Szene 2wei« schickt sich längst an, eine neue Stufe zu zünden. Das Tanztheater verlässt den klassischen Kulturraum, dringt in den Alltag und zu den Menschen auf der Straße vor. Es lädt ein zu einem morgendlichen Besuch in der inklusiven Wohngemeinschaft der Kompanie, spricht zufällige Passanten auf dem Lahrer Sonnenplatz, im Lotzbeck-Palais an.
Wer will kann bei einem Workshop im Innenhof des »zeit.areal« selbst mit einsteigen, heißt es von Seiten der Organisatoren. Das Finale bei Sonnenuntergang, lockt am Ende trotz Nieselregen noch einmal fast 50 Zuschauer auf die Promenade im Seepark der ehemaligen Landesgartenschau.
Dämme brechen
Die Aufführungen brechen Dämme, weil sie auf einem hohen künstlerischen Niveau überzeugen. »Szene 2wei« geht weiter, hat seinen Hut auch beim Projekt »Stadtgulden« in den Ring geworfen und hofft auf breite Unterstützung, um weitere Produktionen im öffentlichen Raum, in Kindertagesstätten und Seniorenwohnheimen, in Einrichtungen der Behindertenbetreuung anpacken zu können. Gelebte Inklusion verbindet sich mit dem Anspruch, Kultur in den Alltag zu tragen und die Stadtgesellschaft im Geiste von Toleranz, Vielfalt und Offenheit zu bereichern.