Jazzpianist gibt Konzert in Stiftsschaffneikeller

Lorenz Stiegeler (am Klavier) mit Band und Gastsängerin Lisette Cardozo. ©Heidi Fössel
Der Jazzpianist Lorenz Grey lockte ein altersmäßig breit aufgestelltes Publikum zu seinem Konzert in den Stiftsschaffneikeller. Zwei Musikschülerinnen überzeugten als Gastsängerinnen.
Lorenz Grey, der Mann am Flügel, heißt mit bürgerlichem Namen Lorenz Stiegeler und unterrichtet an der städtischen Musikschule Lahr. Beim Konzert des Kulturkreises spielt der oft auch solistisch oder im Trio zu hörende Pianist, Sänger und Komponist im Quintett auf, zusammen mit dem virtuosen und zugleich unglaublich lässigen Rares Popsa an der Gitarre, dem Töne-Sparer Jörg Merbitz am Saxophon, dem aus Offenburg stammenden Simon Schallwig am Kontrabass und dem in Greifswald geborenen Johannes Hamm am Schlagzeug. Er verzaubert mit einem Solo zum Standard „Blackbird“. Manchmal nutzt er für Minuten nur den Rand der Trommeln, mal titscht er ebenso lang nur die Toms an – und immer passt es ins Gesamtgefüge.
Ähnlich subtil arbeitet der Rest der Band, wobei Gitarrist Popsa den größten Anteil an Soli beisteuert, auch er weit ab von Routine und Show-Effekten, sondern immer feinsinnig die Vibes von Lorenz Grey aufnehmend. Der Jazzpianist tritt mit vielen eigenen Songs an den Start, nicht nur jenen aus der 2020 veröffentlichten CD „Liberty Hotel“, sondern mit neuen Stücken, in denen New York gefeiert wird. Zum Beispiel in „Fearless Girl“, in dem Gerechtigkeit angemahnt wird. Als unerschrockenes Mädel aus Lahr übernahm die 16-jährige Lisette Cardozo den Gesangspart im Duett mit ihrem Klavierlehrer – ein singendes Banksy-Girl, das mit starker Stimme und tollem Ausdruck das Publikum überzeugte.
Am Ende des Konzerts holte Stiegeler mit der 23-jährigen Samira Arouna nochmal eine Schülerin der städtischen Musikschule auf die Bühne. „Stand tall, let‘s build a lighthouse for democracy“ – eine Hymne auf die Freiheitsstatue und auf die Demokratie, leidenschaftlich und mit warmem Timbre gesungen. Einmal mehr beweist Lorenz Grey sein (auch durch Preise belegtes) Hitschreiber-Potential.
Und der Meister selbst? Unprätentiös und nahbar ist und bleibt er, ein hervorragender Pianist, sowohl bei den Balladen wie auch bei den treibenden Stücken voller Energie und Groove. Gesanglich versiert und ausdrucksstark, doch möchte man ihm gelegentlich raten, wie beim Namen doch einfach mal nur er selbst zu sein. Eine Weltpremiere gab’s am Ende auch noch. „Falling in love with New York“, bei dem Stiegeler nochmal so richtig in Fahrt kommt. Erst nach mehreren Zugaben lässt das Publikum Lorenz Grey und seine wunderbare Band nach Hause gehen.