Jürgen Trittin weiht Windrad auf dem Langenhard ein

(Bild 1/2) Jürgen Trittin (Grüne) hielt bei der Einweihung die Festrede. ©Jacqueline Meier
Seit Samstag arbeitet es offiziell: das neue Windrad auf dem Langenhard. Zur Einweihung kam der Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin (Grüne). Für Interessierte war der Eingangsbereich der Anlage zur Besichtigung geöffnet.
Da steht es, das neue Windrad, ein Enercon 115. Weithin sichtbar drehen sich seine Rotorblätter im Wind. Es wurde an der Stelle errichtet, an der das im September 2013 abgebrannte erheblich kleinere Windrad gestanden hatte. Mit einer Nabenhöhe von 149 Metern und einem Rotordurchmesser von 115,7 Metern, somit einer Gesamthöhe von knapp 207 Metern, ist es erheblich größer als sein Vorgänger.
Als klaren »Fall von Repowering« bezeichnete der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) den Bau der Anlage bei der Einweihung am Samstag. In seiner Rede verteidigte der 62-Jährige die Masthöhe. Als Daumenregel rechnete er vor: »20 Meter mehr steigern die Stromausbeute um 20 Prozent. Dafür müsste man von den kleineren Anlagen fünf Turbinen statt vier errichten.« Das Windrad auf dem Langenhard stehe dafür, was die Energiewende besonders mache: »Es ist die Energiewende der Bürger, Bauern, Handwerker, der Stadt und des Mittelstands«, womit er sich auf die Finanzierung des 5,7 Millionen Euro teuren Projekts als Bürgerbeteiligungsmodell bezog.
Energiewende werde ausgebremst
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) habe kürzlich verkündet, die Energiewende sei nicht mehr aufzuhalten. Gleichzeitig versuche er sie durch Ausschreibungszwang, Sonnensteuer, Stillstand bei der Gebäudesanierung und dem Festhalten an der Diesel-Subvention auszubremsen. Das Verbot von Photovoltaik auf der Freifläche und die Einführung der Sonnensteuer hätten 40 000 Arbeitsplätze gekostet, um 20 000 Jobs in der Braunkohleförderung zu erhalten, kritisierte Trittin die Bundesregierung.
Statt einer sinkenden Einspeisevergütung soll es künftig Ausschreibungen geben, bei denen Energiegenossenschaften wie Oekogeno, die das Lahrer Windrad betreibt, nicht mehr mithalten könnten.
Trittin forderte ein EEG ohne Deckel, den Ausstieg aus der Kohle, mehr erneuerbare Wärme und ein Ende der Diesel-Subvention. Mit seinem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2000 habe Trittin das Ziel angestrebt, bis 2020 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Das sei nicht nur erreicht, es sei mit 30 Prozent weit übertroffen worden.
Das sei Bauern, Bürgergenossenschaften, Stadtwerken und Einlegern in Fonds zu verdanken. Genau das versuche die Große Koalition auszubremsen, so Trittin.
Als Vertreter des Oberbürgermeisters und Sprecher des Naturschutzbunds richtete sich Walter Caroli (SPD) an die Festgemeinde. Lahr habe bereits vor 25 Jahren die ersten Schritte zu einer Energiewende unternommen und sei 2010 und 2014 mit dem Energy Award ausgezeichnet worden. Der Wiederaufbau der abgebrannten Anlage sei für den Gemeinderat und die Stadt keine Frage gewesen. Wichtig sei die Bürgerbeteiligung, die mit 115 Gesellschaftern bei der ersten und mittlerweile rund 100 bei der neuen Anlage gut sei.
Schäden beseitigt
Die Schäden, die es auf den Wegen durch den Abtransport des alten Windrads und den Neuaufbau gegeben habe, seien mittlerweile zum größten Teil behoben. »Es wird schon bald nichts mehr zu sehen sein«, sagte Caroli.
Georg Hille, Geschäftsführer der Oekogeno, und Rainer Schüle, Vorstand der Genossenschaft, dankten der Stadt und der Gemeinde Seelbach für die Zusammenarbeit. Dagegen habe es Hürden vonseiten des Regierungspräsidiums zu überwinden gegeben. Als Stichwort nannte Schüle den Schutz der Haselmaus.
Einig waren sich alle, dass sowohl die direkten Nachbarn als auch die umliegende Gastronomie keine negativen Auswirkungen auf den Tourismus verzeichnet hätten.