Lahr

Juliana Bauer informierte zum »Tag der jüdischen Kultur«

Thorsten Mühl
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
04. September 2017

Anlässlich des »Tags der jüdischen Kultur« beleuchtete Kulturhistorikerin Juliana Bauer (Mitte) gestern bei einem Stadtrundgang die Schicksale verschiedener jüdischer Familien, die in Lahr lebten. ©Thorsten Mühl

Anlässlich des »Tags der jüdischen Kultur« lud der Historische Verein Mittelbaden gestern in Lahr zum Stadtrundgang ein. Kulturhistorikerin Juliana Bauer informierte rund 40 Besucher über die Spuren, die die jüdische Kultur bis heute in der Stadt hinterlassen hat. 

Ausgangspunkt für die rund 40 Besucher war bei strahlendem Sonnenschein der Storchenturm. Hier erklärte Kulturhistorikerin Juliana Bauer, dass das jüdische Leben in Lahr ab etwa 1300 seinen Ausgangspunkt hatte. 
Stadtherr Walter von Tübingen zu Geroldseck habe – wie nicht wenige Adlige der Zeit – seinen enormen Finanzbedarf nicht zuletzt durch Kredite bei jüdischen Mitbürgern gedeckt. Juden waren viele Berufsfelder verwehrt, so dass sie sich auf die »freien Berufe« wie Ärzte, Kaufleute oder Geldverleiher konzentrieren mussten. Das Spannungsfeld bestand darin, »dass man die Juden einerseits brauchte, sie aber andererseits bei vielen Mitmenschen verhasst waren«, stellte Juliana Bauer dar. 
1347 brach in Europa die Pest aus, rund ein Drittel der Bevölkerung des Kontinents starben. Die genaue Ursache blieb ein Rätsel, wurde aber vielfach den Juden in die Schuhe geschoben. 

»In manchem Landstrich war dieses böse Gerücht schneller als die Pest selbst«, formulierte Bauer bitter. Pogrome waren die Folge, 1349 wurde in einer groß angelegten Adelsversammlung die Ausrottung der Juden beschlossen. 
Das geschah in großem Stil, auch in Lahr fanden solche Pogrome statt, wie mehrere schriftliche Quellen belegen.
Juliana Bauer führte die Besucher an den Marktplatz. Zwischen Metzger- und unterer Lammstraße befand sich die ehemalige Judengasse, ehe die Straßen 1876 umbenannt wurden. 

- Anzeige -

115 Juden zu Hochzeiten
Nach Errichtung des zweiten Stadtmauerrings bestand ab etwa 1330 für knapp zwei Jahrzehnte ein kleines jüdisches Viertel an dieser Stelle. 
Nach den Pogromen existierte in Lahr rund 500 Jahre lang – bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – kein jüdisches Leben mehr in der Stadt. Erst das badische Freizügigkeitsgesetz (1862) änderte das wieder. 
Juliana Bauer thematisierte die Schicksale verschiedener jüdischer Familien vor dem Hintergrund zunehmender Repressalien von Hitlers Terror-Regime, zum Beispiel Adolf Friedmann (Lammstraße), Carl Haberer, Selma Wertheimer (beide Urteilsplatz) oder auch Berthold Maier (Marktstraße). 

Einigen Familien gelang die Emigration, andere fanden in den NS-Vernichtungslagern den Tod.
Im gleichen Zug ging Juliana Bauer auf das 1992 laufende »Stolperstein«-Projekt ein, in dessen Rahmen auch bereits 59 Gedenksteine in Lahr gesetzt wurden. 

Weitere Stationen bildeten die Bismarckstraße, wo sich der 1888 eingerichtete Betsaal der jüdischen Kultusgemeinde befand und das »Judenhaus« (Schlosserstraße), in das viele jüdische Mitbürger nah der Reichspogromnacht 1938 verwiesen wurden. 
Ihren Abschluss fand die informative Führung am Friedrich-Ebert-Platz. Hier erinnert ein Gedenkstein an die letzten 22 Juden Lahrs, die am 22. Oktober 1940 ins Vernichtungslager Gurs verschleppt wurden. 
Zu den Hochzeiten zählte die jüdische Gemeinde Lahrs etwa 115 Personen, was etwa ein bis 1,2 Prozent der Bevölkerung ausmachte.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Lahr

Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger (Vierter von links) und Nabu-Landeschef Johannes Enssle (Siebter von links) besuchen die NabuU-Gruppe Lahr anlässlich ihres 50. Geburtstages auf dem Langenhard.
vor 3 Stunden
Nabu-Präsident zu Gast
Zum 50. Geburtstag der Lahrer Ortsgruppe hat Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger den Langenhard besucht. Er besichtigte das Areal des Nationalen Naturerbes und das Laichgewässer Hohbergsee.
Die Sanierung der Grundschule wird deutlich teurer als erwartet.
vor 3 Stunden
Kaum Einsparmöglichkeiten
Die Sanierung der Pausenhalle in Oberschopfheim wird voraussichtlich viermal so teuer wie geplant. Der Bauamtsleiter überbrachte die schlechte Nachricht dem Ortschaftsrat.
vor 3 Stunden
Lahr
Am Sonntag, 21. April, endet der Ortenau-Check der Mittelbadischen Presse. Sie haben also nur noch zwei Tage Zeit, um Ihre Heimat zu bewerten, bevor es für die Redaktion an die Auswertung geht.
Freilaufende Hunde oder Waldbesucher abseits der Wege stören zur Brut- und Setzzeit das Wild besonders.
vor 3 Stunden
Besonders Hunde sind eine Gefahr
Die Stadt Lahr bittet Waldbesucher um Rücksichtnahme die dort lebenden Tiere. Anlass für den Appell ist die beginnende Brut- und Setzzeit von Hasen, Rehen und Vögeln.
Die alte Villa bleibt im Gegensatz zur frühen Planung erhalten, trotzdem sind die Nachbarn mit dem Bauvorhaben in der Obertorstraße 17 nicht einverstanden.
vor 3 Stunden
Villa in der Obertorstraße
Nach der Hochstraße formiert sich nun auch in der Obertorstraße Widerstand gegen ein Wohnbauvorhaben. Doch dort ist die Baugenehmigung bereits erteilt.
Die Präsenz der DLRG-Helfer gibt den Besuchern am Schutterner Badesee das Gefühl von Sicherheit.
18.04.2024
DLRG zieht Bilanz
Die DLRG-Ortsgruppe Friesenheim-Schuttern hat im vergangenen Jahr 670 Wachstunden am Badesee absolviert. 16 Mal wurde Erste Hilfe geleistet, hieß es in der Hauptversammlung.
Die Verladestelle für das Kieswerk in den Riedmatten soll direkt am Rhein, rund einen Kilometer vom Baggersee Meißenheim entfernt, gebaut werden.
18.04.2024
Nächster Schritt zum Kieswerk
Die Genehmigung für den Kiesabbau in den Riedmatten läuft. 2028 soll es los gehen. Der Meißenheimer Investor Ralf Zürcher hat im Gemeinderat den aktuellen Stand vorgestellt.
Die Zahl der gestohlenen Fahrräder ist in Lahr zuletzt gestiegen.
18.04.2024
"Vergleichsweise sicher"
Die Stadt wächst deutlich, die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten steigt indes nur leicht an. Bei der Kinder- und Jugendkriminalität vermeldet die Polizei einen Rückgang.
In Lahr versuchte ein 44-Jähriger an einem Geldautomat die Handtasche seines Opfers zu rauben. Der Mann konnte von der Polizei festgenommen werden. Allerdings fehlt vom Ofper nun jede Spur.
17.04.2024
Lahr
Nach einem versuchten Raub an einem Geldautomat in Lahr ist das Opfer verschwunden. Der Täter konnte nach der Tat festgenommen werden. Die Polizei sucht nun nach der unbekannten Frau.
Der Spaß soll im Vordergrund stehen, weshalb es beim Wandermarathon in Reichenbach keine Zeitmessung gibt.
17.04.2024
Eintopf auf halber Strecke
Bereits zum sechsten Mal hat der Schwarzwaldverein Reichenbach den Wandermarathon veranstaltet. Bei perfekten Bedingungen gingen am Samstag rund 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Start.
Im ehemaligen Volksbank-Gebäude am Oberschopfheimer Dreiangel soll eine neue Hausarztpraxis entstehen.
17.04.2024
Umbau ab August
Was im ehemaligen Volksbankgebäude am Oberschopfheimer Dreiangel passieren soll, erläuterte der Friesenheimer Bauamtsleiter Markus Reinbold im Ortschaftsrat.
Christa Klausmann-Weiß und Ludwig Hillenbrand wurden für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt, Hillenbrand außerdem zum Ehrenmitglied ernannt.
17.04.2024
Finanzielle Schieflage
Sportlich läuft es beim TV Lahr mit seinen 1600 Mitgliedern gut. Sorgen bereiten dagegen die Verluste in der Vereinskasse, die eine Beitragserhöhung erforderlich machen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".