Lahr

Katija Rothbächer überragend

Stephan Tissot
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11. Juli 2017

Das Ende des Menschen von Sezuan: Shui Ta (Katija Rothbächer) muss sich vor dem Gericht der Götter verantworten. ©Stephan Tissot

»Der gute Mensch von Sezuan – Version 1943« des Autors Bertolt Brecht ist am Wochenende im Stiftsschaffneikeller das dritte Mal weltweit – seit dem Jahr 1943 – aufgeführt worden. Die »Thea-terbühne im Keller« des Kulturkreises unter der Leitung von Christopher Kern hat dabei Mut gezeigt. 

Lahr. Das Wagnis ist gelungen: Die Fassung bot – trotz für die Theaterbühne im Keller gewaltigen Länge von drei Stunden Spielzeit – viel und überzeugendes Drama. Das Lehrstück hat dadurch nichts an Eindringlichkeit verloren, im Gegenteil. 
Zu der guten Gesamtleistung der 22 Darsteller gehörte das überragende Spiel von Katija Rothbächer (Shen Te/Shui Ta) und von Matthias Göbbels (Yang Sun). Das Gelingen lag auch an der guten Leistung des Pianisten Albert Vetter, der die sehr komplexe Partitur von Paul Dessau wunderbar in das Stück eingebracht hat. 
Drei Götter (Karin Endres, Will Draeger und Bärbel Huck) finden in der Prostituierten Shen Te in der Stadt Sezuan einen guten Menschen. Das Geschenk, Geld für einen Tabakladen, nutzen die – angeblich armen – Verwandten und Freunde schnell aus. In der Not schlüpft Shen Te in die Rolle des Vetters Shui Ta, der eben nicht mehr der gute Mensch von Sezuan ist. 
Rothbächer leistet dabei ein großartiges Doppelspiel. Das arme und hilflose Mädchen im Hemd und barfuß gelingt ihr ebenso überzeugend, wie die Rolle des kalten und völlig rational agierenden Shui Ta – mit Anzug Hut und Gesichtsmaske. Beeindruckend – und mit viel Szenenapplaus bedacht – ist ihr Solo als Shen Te mit dem imaginären Kind gewesen. Sie weiß, dass sie schwanger ist und erklärt »einem von morgen, der um ein heute bittet«, ihre Welt. 
Eine kongeniale Ergänzung der Doppelrolle Shen Te/Shui Ta war der Flieger Yang Sun. Shen Te rettet ihn vor dem Selbstmord. Er nutzt ihre Hilfe und ihre Naivität dann aber restlos aus. Da Shen Te sich in ihn verliebt hat, erbettelt er sich einen Großteil des Geldes der Götter. 
Die Dialoge mit Shen Te einerseits und Shui Ta anderseits machen aus dem Stück, wie es Kern inszeniert hat, ein spannendes Drama. Keiner auf der Bühne – außer der Doppelrolle und den Zuschauern – weiß ja um die zwei Gesichter des guten Menschen. Nur zerbricht Shen Te irgendwann, als sie einen Sack mit Opium bei sich hat. Hier hat Brecht die Gesellschaftskritik ungleich stärker ausgedrückt wie in der bekannteren Fassung.
Am Ende verwischen diese zwei Figuren. Der Vetter Shui Ta ist plötzlich auch schwanger und die Götter – in einem furiosen Finale des gesamten Ensembles – mutieren zu Richtern. Das Volk von Sezuan hat Shui Ta des Mordes an Shen Te beschuldigt. Den Göttern/Richtern offenbart Shen Te die Doppelrolle. 
Laut dem sehr ausführlichen Begleittext zum Stück hat Brecht diese Fassung im amerikanischen Exil in Sancta Monica verfasst und eigentlich nie beendet. Hier hat Kern konsequenterweise auf den of-fenen Schluss des bekannten Textes zurückgegriffen. Es endet, was aber eine Lahrer Besonderheit gewesen ist, alles unter rosa Wolken. 
Schade war, dass bei der Premiere am Freitag etwa ein Drittel der Sitze leer blieben. Weitere Aufführungen »Der gute Mensch von Sezuan – Version 1943« gibt es am Wochenende 29. und 30. September sowie am 1. und 2. Dezember.

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