Kehler Druck kauft Dinner Druck in Schwanau-Allmannsweier
Einschnitt beim Schwanauer Unternehmen Dinner Druck: Zum 1. März ist das 1979 gegründete Allmannsweierer Druckhaus in den Besitz von Kehler Druck übergegangen. Das bestätigte die Geschäftsleitung dem Lahrer Anzeiger.
Veränderungen bei Dinner Druck hatten sich bereits seit Wochen angedeutet. Ein Blick ins Handelsregister zeigt schon am 23. Februar Neuerungen in der Geschäftsführung, die seit dem 1. März bei Thomas Neß (Kehler Druck) und Stephan Dinner liegt. Damit einher ging auch der Kauf von Dinner Druck durch Kehler Druck, den Neß am Freitagnachmittag dem Lahrer Anzeiger auf Anfrage bestätigte.
Hintergrund und Begründung des Kaufs sind unter anderem eine Reaktion auf die herrschende Marktlage. »Der Druckerei-Bereich ist seit Jahren in schwierigem Fahrwasser, Zusammenschlüsse sind nicht außergewöhnlich«, so Neß. Während Kehler Druck den Schwerpunkt beim kommerziellen Druck lege, seien in Allmannsweier »Mailing, Personalisierung und Adressierung« zentrale Felder. »Unsere Programme ergänzen sich hervorragend«, ist Neß überzeugt, der als weitere Vorteile das vorhandene Platzangebot sowie den interessanten Standort Allmannsweier in Richtung Süden nennt.
"Der Standort Allmannsweier bleibt auf jeden Fall erhalten"
Formell soll sich nicht viel verändern. »Dinner Druck hat nur einen anderen Gesellschafter. Stephan Dinner wird in Allmannsweier weiter das Regiment führen«, verdeutlicht Thomas Neß. Hier offenbart sich die persönliche Ebene des Kaufs. Neß: »Stephan und ich kennen uns schon lange. Warum sollten wir uns also nicht zusammentun?« Er selbst war, wie Neß anmerkt, 1992 selbst für rund ein halbes Jahr bei Dinner tätig. Stephan Dinners Bruder Bernd schied inzwischen auf eigenen Wunsch aus der Geschäftsführung aus. Laut Neß wolle er sich künftig mehr auf den Innendienst konzentrieren.
»Der Standort Allmannsweier soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Veränderungen bei den Mitarbeitern sind zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls keine vorgesehen«, teilte Bernd Dinner gestern mit. Kehler Druck und Dinner Druck beschäftigen an den Standorten Kehl und Allmannsweier derzeit zusammen 110 Mitarbeiter. 60 sind es in Allmannsweier, beim 30-jährigen Bestehen 2009 waren es noch über 85. Zu weiteren Einzelheiten rund um den Kauf, etwa den Preis, wurden keine Angaben gemacht.
Auf ein gemischtes Echo ist die Entwicklung bei der Belegschaft getroffen. Laut Recherchen erfuhren die Mitarbeiter erst am 3. März offiziell von den Änderungen. »Warum haben wir das erst so spät erfahren?«, zeigt sich ein langjähriger Mitarbeiter von Dinner Druck, der ungenannt bleiben möchte, irritiert. Eine Betriebsversammlung sei angekündigt worden und habe stattgefunden. Aber: »Zu diesem Zeitpunkt war schon alles gelaufen«, kritisiert der Mitarbeiter. Er veranschaulicht: »Für uns Mitarbeiter war es ungefähr so, als ob einer mit dem Hammer kommt und zuschlägt.« Thomas Neß zeigt Verständnis: »Ich kann das verstehen. Aber solch eine Entscheidung kann man erst bei gesetzten Unterschriften bekanntgeben. Vorher ist es schwierig, wir haben es mit einem sensiblen Markt zu tun.« Von der neuen Konstellation verspricht er sich viel Positives: »So ist die Zukunft gesichert. Wir gehen von einer fruchtbaren Partnerschaft aus.«
Firmenhistorie
Die Geschichte von Dinner Druck beginnt Ende der 70er-Jahre. Am 1. April 1979 gründeten Helmut und Hannelore Dinner die Firma. Begonnen wurde in eigens umgebauten Räumen der einstigen Ottenheimer Zigarrenfabrik. Mit ihren ersten Mitarbeitern Hermann Schillinger und Julius Nemes starteten Dinners durch. Für den Traum hatten sie zuvor sichere Arbeitsplätze verlassen. Fünf Wochen dauerte aufgrund der verspätet gelieferten Druckmaschine die Vollendung des ersten Auftrags. Es handelte sich um ein zehnseitiges Faltprospekt für die damalige Korf-Stahl AG (Baden-Baden). Gefertigt wurde in einer Auflage von 4000 Exemplaren. Das Unternehmen entwickelte sich, konnte 1986 einen Neubau im Allmannsweierer Gewerbegebiet (Schlehenstraße) beziehen. Ab 1984 traten die Dinner-Kinder Bernd (gelernter Lithograf, staatlich geprüfter Industriefachwirt), Stephan (Offsetdrucker, staatlich geprüfter Techniker Druckindustrie) und Angela Faißt (geborene Dinner/gelernte Bankkauffrau) ins Unternehmen ein. Mitte 2008 übergab Helmut Dinner das Unternehmen an beide Söhne, 2009 verstarb der Seniorchef unerwartet.