Flüchtlingspolitik:

Kirchliche Institutionen in Lahr für Recht auf Familiennachzug

Stephan Tissot
Lesezeit 2 Minuten
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06. Dezember 2017

Inese Freija-Neimane, Annedore Braun und Katharina Lindner (hinten v. re.) stellten Flüchtlingsschicksale vor. Stehend links: Merma Abou Keram mit Mutter Linda Nasser Zahr Al Dien (vorn li.), daneben Jomane und Vater Abdu il Bari. ©Stephan Tissot

»Recht auf Familie« ist eine Aktion der Liga der freien Wohlfahrtsverbände. In Lahr haben Diakonie, Migrationsdienst und evangelische Erwachsenenbildung diesem Anliegen gestern Gesichter und Stimmen gegeben. 

Wie muss es einem Kind von zehn Jahren gehen, das aus Syrien geflohen ist und seit mehr als zwei Jahren die Mutter nicht mehr gesehen hat? Abdu il Bari ist vor 13 Jahren aus dem Irak – damals führten die USA Krieg gegen Saddam Hussein – nach Syrien geflohen und hat dort eine Syrerin geheiratet. Etwa zehn Jahre später glückte ihm zusammen mit der zehnjährigen Tochter Jomane die Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland. Die Ehefrau blieb mit zwei kleineren Kinder in einem Lager an der türkisch-syrischen Grenze in »relativer Sicherheit«. 

Falsche Angaben gegenüber türkischen Behörden
Gegenüber den türkischen Behörden gab sie an, sie sei Alleinerziehende. Dadurch habe sie »ein etwas besserer Los« in dem Lager gehabt. Wie aber sollen die Eheleute diesen Sachverhalt jetzt den Behörden in Deutschland und der Türkei begreiflich machen? Eine Antwort darauf gibt es nicht. 

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Es gibt keine Sicherheit
Merma Abou Keram und ihre Mutter Linda Nasser Zahr al Dien kommen direkt aus dem Irak. Al Dien ist seit mehr als zwei Jahren hier geduldet und wird daher wegen der Lage in Syrien zurzeit nicht abgeschoben. Es gibt keine Sicherheit: Der Status kann verlängert werden – oder irgendwann eben auch nicht mehr. Da sie nur geduldet ist, kann sie auch ihren Ehemann, der in Syrien ausharrt, nicht nachholen. Wie soll sie in dieser Situation die Konzentration aufbringen, vernünftig Deutsch zu lernen? Auch da will niemand im Gespräch eine Antwort, die Fragen reichen aus. 

Vier Menschen – vier bedrückende Schicksale, die gestern im evangelischen Gemeindezentrum Doler Platz der Presse vorgestellt wurden. Die Idee, dass Flüchtlinge einen Namen und Stimme bekommen, hängt mit der Aktionswoche »Recht auf Familie« zusammen. Zum Tag der Menschenrechte am Sonntag, 10. Dezember haben die Wohlfahrtsverbände im Land die Aktionswoche ausgerufen.

Ohne Familie keine Integration
Ohne Familie könne Integration nicht funktionieren, so Annedore Braun, Leiterin des Diakonischen Werks Lahr, Katharina Lindner, Bezirksbeauftragte für Flucht und Migration der evangelischen Erwachsenenbildung, und Inese Freija-Neimane, Sozialarbeiterin beim Diakonischen Werk Ortenau. Was Linda Nasser Zahr al Dien und Abdu al Bari zu erzählen haben, bringe dies sehr klar zum Ausdruck.

Hintergrund

Nur jeder Zweite hat Familie

Eine Studie im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit vom Oktober schätzt, dass bis zu 60 000 Menschen im Zuge einer liberaleren Familienzusammenführung nach Deutschland kommen würden. Das liege daran, dass viele der Geflüchteten jung sind und daher noch keine Familien haben. Im Schnitt sind 46 Prozent der Flüchtlinge verheiratet und haben statistisch 0,5 Kinder. Die Erhebung basiert auf Untersuchungen aus den Jahren 2013 bis 2016. 

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