Kirschessigfliege bereitet Sorge
Ökologischer Weinbau und seine Begleiterscheinungen standen am Donnerstag im Mittelpunkt beim dritten kommunalpolitischen Ortstermin der aktuellen Lahrer SPD-Sommertour. Winzer Hans Wöhrle informierte die Besucher über Einzelheiten zum gleichnamigen Weingut.
Lahr. Im Vergleich zu den Vorwochen fand sich am Donnerstagabend eine deutlich überschaubarere Runde zur dritten Station der Lahrer SPD-Sommertour zusammen. Auch der Lahrer Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner gesellte sich zu den Lahrer Genossen. Ziel war das Weingut Wöhrle (ehemals Weingut Stadt Lahr), im Mittelpunkt des Besuchs standen Themen wie die Weinbausituation am Schutterlindenberg und Aspekte des ökologischen Weinbaus.
Das Weingut ist ein echter Familienbetrieb. Hans Wöhrle, der bereits 2013 die Geschäftsleitung an Sohn Markus und Schwiegertochter Tanja übergeben hat, berichtete einführend über die Historie des Betriebs. Auch er kam einst über seinen Vater zum Weinbau.
Die Flurerneuerung am Schutterlindenberg brachte zwischen 1952 und 1955 manche Veränderung für die Winzer mit sich. Nach einer zeitweise überaus ordentlichen Entwicklung in den 60er-Jahren folgte ein Abwärtstrend. Als der damalige Oberbürgermeister Philipp Brucker 1978 nach einer längeren Vorgeschichte bei Wöhrles nachfragte, ob sie das 1943 gegründete städtische Weingut in Pacht übernehmen könnten, sagte die Familie zu. Die städtischen sechs Hektar wurden in Wöhrles eigenen Nebenerwerb von dreieinhalb Hektar eingegliedert. Mit dann neuneinhalb Hektar wurde auf Vollerwerb umgestellt.
Ökologischer Weinbau
1979/80 wurden Investitionen von 500 000 Mark getätigt, »das war der Grundstein einer bis heute rasanten Entwicklung für uns«, wie Hans Wöhrle rückblickend sagt. Seit 2004 zählt das Weingut mit jetzt 18 Hektar Fläche (15 Hektar Anbau, drei Hektar Umland) zum VdP, dem Verband deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter. Seit Beginn der 90er-Jahre betreibt die Familie Wöhrle ökologischen Weinbau. Darüber hinaus bilden Wöhrles heute rund 50 Azubis aus; beschäftigt werden während der Saison ferner zwischen sechs und zwölf rumänische Arbeitskräfte.
»Eine der besten Lagen«
Wöhrle nahm seine Besucher im Anschluss mit auf einen rund einstündigen Rundgang durch die Weinberge. Hier kam schnell zum Ausdruck, dass der Winzer sich mit der Gegend stark verbunden fühlt: »Der Schutterlindenberg ist einfach eine der besten Lagen, um guten Wein anzubauen.« Aus diesen Worten spricht seine ungebrochen große Begeisterung für das Winzerhandwerk.
Neben der Bedeutung von Arbeitsschritten wie etwa der Böschungspflege erläuterte Hans Wöhrle insbesondere die Gefahren für die Trauben. Dazu zählt aktuell nicht zuletzt die Kirschessigfliege. Der Schädling wurde aus Asien eingeschleppt, bereitet beispielsweise in Tirol seit zwei bis drei Jahren massive Probleme.
Am Schutterlindenberg wird laut Wöhrle in Kooperation mit Freiburger Forschern versucht, die Fliege unter Kontrolle zu bekommen. Das Problem besteht in den Weibchen, die reife Trauben anstechen und bis zu 400 Eier in den Beeren ablegen. Die Schädlinge wandeln den Zucker der Früchte zu Essig um, die Früchte verfallen regelrecht.
Forschungsprojekt
Bekämpfungsmöglichkeiten bestehen zum einen auf chemischem Wege durch spezielle Mittel. Versuchsweise wird auch mittels Fallen und dem Einsatz von Kalk versucht, einzugreifen. Da zur Kirschessigfliege der Informationsschatz in Teilen noch recht lückenhaft ist, erhoffen sich die Winzer durch weitere Untersuchungen der Freiburger Forscher neue Erkenntnisse. »Wir sehen die Situation nicht ohne Sorge«, räumt Hans Wöhrle ein.
Der offizielle Teil der Veranstaltung klang nach einem kurzen Betriebsrundgang in gemütlichem Rahmen bei einem Glas Wein aus.