Klänge wie Blütenblätter im Champagnerglas
Seine Freude, dass nach der langen Zeit der Einschränkungen wieder ein „richtiges“ Kirchenkonzert mit Publikum möglich war, brachte Pfarrer Michael Donner in seinen Begrüßungsworten zum Ausdruck. Dass die Stuhlreihen des Gotteshauses recht übersichtlich besetzt waren, sah einer der Mitwirkenden im Anschluss an das Konzert gelassen: „Wir waren mit der Besucherzahl sehr zufrieden, es waren fast alle aufgrund der Corona-Regeln reduzierten Plätze besetzt. Und viele werden wohl die Möglichkeit nutzen, die Musik im Internet zu hören“.
Damit wurde auf die Besonderheit hingewiesen, mit der die Organisatoren neue Wege einschlagen. Wie Martin Groß im Gespräch nach der Veranstaltung berichtete, wurde die Musik während des Konzerts aufgezeichnet, das Tonmaterial wird momentan geschnitten und in Verbindung mit Bildmaterial aus dem beeindruckenden Kirchengebäude in etwa zwei Wochen sowohl auf der Online-Plattform Youtube als auch auf dem Internet-Portal der Evangelischen Kirchengemeinde Lahr zu sehen sein. „Dabei wird auch zur Sprache kommen, dass wir dringend noch Sponsoren suchen. Die Steinmeyer-Orgel der Christuskirche hat erhebliche Schäden, die behoben werden müssen“, so Martin Groß.
Beim anschließenden Konzert ist eine Komposition aus der Feder von Groß zu hören: „Das wundersame Blumengärtlein“, geschrieben in genauer Kenntnis darüber, welche Töne aufgrund der Schäden auf der Steinmeyer-Orgel noch spielbar sind. Was sich den Zuhörern als heiteres Stück darbietet, bei dem man den Eindruck hat, als fielen geeiste Blütenblättchen mit zartem Klirren in ein Champagnerglas, prickelnd, leicht, dem Ohr angenehm und mit einem witzig gesetzten Schlusspunkt, sieht der Komponist in einer tieferen Dimension als Blick auf die Wunder, die Gott den Menschen in der Natur schenkt.
Anspruchsvolle Psalmvertonungen
Den Kontrast dazu bildet eine Komposition, die der Lahrer Karl Otto Bäder den beiden Künstlern Viola de Galgóczy und Ulrich Steurer auf den Leib geschrieben hat: zwei Psalmvertonungen für Mezzosopran und Englischhorn. Wusste er doch, dass dieses Musikerpaar die Professionalität besitzt, die schneidenden Dissonanzen auszuhalten, durchzuhalten und den Zuhörern die Dringlichkeit zu verdeutlichen, mit der der Psalmbeter fordert: „Singt dem Herrn ein neues Lied“. Keine leichte Kost, aber gerade deshalb eines der Glanzstücke des Konzerts.
Dazu gesellt sich das von Violinen-Solistin Anke Ohnmacht mit hörbarer Freude am Spiel vorgetragene Werk „Das Vögelchen aus Li-Na im Garten“ des Komponisten Isang Yun. Filigranes Tirilieren im gesamten Tonumfang des Instruments – das hat auch den Besuchern einfach Spaß gemacht.
Bei allem Lob für die Highlights: Auch die traditionelleren Stücke gefielen den Zuhörern: Der Spannungsbogen reichte dabei vom innigen „Cantabo Domino in vita mea“ über die tiefe Glaubensfreude, die Johann Sebastian Bach auszudrücken vermochte sowie ein eindrückliches Naturszenario, das Ulrich Steurer mit „Trecino“ komponiert hat oder dem „Trio D-Dur“ von Joseph Haydn, dessen fröhliche Grundstimmung ein jauchzendes „Geschafft!“ in den Raum stellte. Ein großes Bravo gilt deshalb auch Florentine und Veronika Ohnmacht (Violine/Viola), Jannis Döling (Fagott) sowie Jakob sowie Jochen Meier (Kontrabass/Cello).