Uwe Baumann stellt Kochbuch mit traditionellen Rezepten vor

(Bild 1/2) »Aus Großmutters Küche« gab es Kostproben bei der Buchvorstellung: ©Jacqueline Meier
»Kochen ist nicht Müssen, Kochen ist Dürfen.« Dieses Zitat von Kathrin Rüegg hat sich Uwe Baumann zu Herzen genommen und die Leidenschaft der 2011 verstorbenen Schweizerin in einem Kochbuch umgesetzt. Am Donnerstag hat er als Herausgeber das Buch »Aus Großmutters Küche« einem ausgewählten Kreis vorgestellt.
Im Küchenstudio von Thomas Hein in Ettenheim duftet es verführerisch. Auf einem Herd köcheln zwei Eintöpfe vor sich hin: ein Tiroler Gulasch und ein fleischloses Kartoffelgulasch. Dampf steigt aus den Töpfen auf. Thomas und Andreas Feißt, die beiden Köche aus Lahr, rühren noch einmal um. Doch bevor die Gäste probieren dürfen, heißt es, den Erläuterungen Uwe Baumanns zur Entstehung des Buchprojekts zu lauschen.
Baumann berichtet, dass er mehr als 20 Jahre lang Wegbegleiter gewesen sei von Kathrin Rüegg, die aus der ARD-Sendung »Was die Großmutter noch wusste« bekannt gewesen war und die mit Anfang 40 als Aussteigerin aus einem komfortablen Leben in die Tessiner Berge zog und damit eine neue Einsteigergeschichte geschrieben habe.
Einfache Küche
Die leidenschaftliche Köchin habe nicht nur ihr Leben auf die Einfachheit beschränkt, sondern auch die Küche wieder auf die Erfahrungen ihrer Mutter und Großmutter gerichtet. Einfach gekochte Mahlzeiten mit Zutaten, die die Hausfrau auf jedem Markt und in jedem Geschäft bekommen kann, ganz ohne Firlefanz oder wie Thomas Feißt es ausdrückt: »Ganz ohne Schnullibulli«, womit er die Haute Cuisine meint.
Aus der Haute Cuisine stammen die Rezepte in dem neuen Kochbuch sicherlich nicht. Im Gegenteil: Sie stammen aus einer Zeit, in der die Anleitungen noch wie Märchen weiter erzählt und bei Bedarf geändert oder ergänzt wurden. Aber gerade darin lag auch die Herausforderung für die Köche und den Herausgeber. Denn die Maße und Angaben zu Kochtemperaturen waren teilweise sehr vage oder in Ausdrücken, die heute keiner mehr kennt. »Unerfahrene Köche können mit ›leichter‹, ›mittlerer‹ oder ›großer Hitze‹ nicht viel anfangen«, weiß Baumann. Deshalb mussten die Küchenchefs auch höllisch aufpassen beim Aufschreiben der Rezepte, dass sie auch überall die genauen Angaben eintrugen.
Ein dreiviertel Jahr hat die Produktion des Buches in Anspruch genommen. Vier Wochen davon wurden im Küchenstudio Hein sämtliche Rezepte durchgekocht, fotografiert und natürlich auch verkostet. »Die Fotos sind alle tatsächlich während des Kochens entstanden«, erklärt Baumann, »da wurde nichts nachgefärbt.« Auch Szenenfotos wie das eines Teilnehmers, der erstmals in seinem Leben eigene Nudeln produziert hat und diese stolz in die Kamera hält, sind im Buch zu finden.
Zwei Kilo zugenommen
»Es war eine wilde Kochaktion«, berichtet Thomas Hein, Inhaber des Küchenstudios. »Vier Wochen mit vier Alphatieren, das komplette Kochbuch einmal durch den Magen und mit zwei Kilo Übergewicht auch geblieben – es war schön. Trotzdem bin ich froh, dass es vorbei ist. Aber ich freue mich darauf, wenn es weitergeht.« Denn Baumann hat schon das Nachfolgebuch in Planung. »Kathrin Rüegg hat um die 6000 Rezepte gesammelt«, sagt er. Da gebe es Potenzial für mehrere Bücher.
Als die Gäste – unter ihnen auch Rüeggs Schwester Julia Schlanser und ihre Ehemann Bruno, die aus dem Bündnerland angereist sind – schließlich von den beiden Eintöpfen kosten dürfen, sind sie sich einig: »Herrlich, vorzüglich, klasse, lecker« – die lobenden Ausdrücke finden kaum ein Ende. Das Essen schon. Denn es schmeckt nicht nur, es macht auch unglaublich satt.
◼ Das Buch »Aus Großmutters Küche – Hausgemachtes vom Löwenzahnsalat bis zum Sonntagsbraten« mit Rezepten von Kathrin Rüegg wird von Uwe Baumann herausgegeben und ist im Friedrich-Reinhardt-Verlag, Basel, erschienen. Das Buch hat 296 Seiten und ist im Buchhandel für 29,95 Euro erhältlich (ISBN 978-3-7245-2084-9).