Konzert im Heiligenzeller Schlössle begann 30 Minuten später
Ein reichhaltige Palette von Tönen wurde am Palmsonntag im Schlössle präsentiert. Eindrucksvoll wurde im Rahmen der Reihe »Heiligenzeller Schlosskonzerte« demonstriert, dass die Barockzeit nicht nur ein Klangspiel ist.
Manche genossen schon zu Lebzeiten große Anerkennung an den Höfen und Kirchen bedeutender Städte. An Palmsonntag wurden jene Musiker und Komponisten, die vor allem im 17. Jahrhundert aus einer reichhaltigen Palette der Töne schöpfen, im Schlössle in Heiligenzell eindrucksvoll präsentiert. Denn zur Osterzeit überraschte Hans-Wolfgang Brassel, der »Macher« der »Heiligenzeller Schlosskonzerte«, mit einer musikalischen Reise durch das Italien in der Barockzeit. Dass die Umfärbung von Tönen in der Barockzeit nicht nur ein Klangspiel ist, sondern auch ein starkes Mittel zur Ausdruckskraft unterstrichen Brassel und Sopranistin Ilona Braunstein auf vielfältige Weise.
Doch bis es soweit war, mussten sich die Besucher erst einmal in Geduld üben. Der »Chef« musste vor dem Konzert noch einmal nach Hause fahren, womit der musikalische Hochgenuss mit einer halbstündigen Verspätung begann. Viele der Gäste nutzen die Zeit zu einem Sonnenbad im Schlössle-Ambiente, darunter auch Entertainer und Moderator Uwe Baumann, der es sich nicht nehmen ließ, den Sonntag trotz des herrlichen Wetters im Schlössle zu verbringen. Die Verspätung nahm Baumann so wie alle Konzertbesucher Brassel nicht krumm. Vielleicht auch im Vorwissen, dass sie gleich auf eine unvergessliche Reise mitgenommen werden.
Und dass war es dann auch. Beginnend auf der Empore, wo Brassel auf der Vier-Orgel »Pietà, Signore!« von Alessandro Stradella anstimmte, gesungen von Ilona Braustein. Gefolgt von einem kleinen Abstecher in die Romantik, der »Passacaille« von Luigi Rossi, die Brassel ebenfalls auf der Orgel interpretierte. Im weiteren Konzertverlauf ging es unten in der Sankt-Georg-Kapelle weiter, Brassel begleitete Braunstein am Cemballo. Beispielsweise bei »Amarilli, mia bella« von Giulio Caccini und Antonio Caldaras »Alma del core«.
Frenetischer Applaus
Der zweite Konzertteil begann erneut auf der Empore mit einem kleinen romantischen Part, hervorragend interpretiert von Brassel an der Orgel und Ilona Braustein, die das »Ave Maria« von Francesco Paolo Tosti sang – ein Lied der Romanze, das unter die Haut ging. Es wurde übrigens auch in Deutsch gesungen: die beiden italienischen Volkslieder »Lässt sich Amor bei Euch schauen« und »Die Nudeln«, letzteres eine Tarantella aus Süditalien. Kaum war das Schlussstück »Caro mio ben« von Giuseppe Giordani verklungen brandete frenetisch Applaus auf, eine Zugabe war unumgänglich. Die wurde auch gewährt. Zunächst eine kleine Fabel, Brassel ließ auch schon zuvor immer wieder Fabel-Texte mit ins Programm einfließen, und ein kleines Stück zusammen mit Braunstein von Alessandro Stradella.
Weitere Konzerte
An Pfingsten findet in der Sankt-Georg-Kapelle das nächste Schlosskonzert statt. Dann steht nicht nur ein europäisches Land im Mittelpunkt, denn Musik ist europäische Vielfalt. Ab 17 Uhr heißt es am Pfingstsonntag, 4. Juni, »Europa in musikalischer Harmonie« mit dem Ensemble Fraal. Ein weiteres Schlosskonzert ist für Sonntag, 12. November, ebenfalls um 17 Uhr geplant – Arbeitstitel »Okzident trifft Orient«.