Konzert mit "Die Seilschaft" in Lahr
Am 9. November 1989 fiel die Mauer. In Lahr erinnern Schlachthof Stadtverwaltung, Rockwerkstatt und Musikschule an diesen denkwürdigen Tag. „Die Seilschaft – von Gundermann“ tritt im Schlachthof auf. Vor dem Konzert der Band gibt es ein Gespräch mit den Musikern, die in der DDR aufgewachsen sind.
Bürgermeister Guido Schöneboom, Birgit König (Leiterin der Mediathek), Heike Dorow (Rockwerkstatt) und Charlie Lüftner (Musikschule) stellten das Programm und die Idee im Schlachthof vor. Schöneboom stammt aus Leipzig, wo er die Montagsdemonstrationen als Anfang vom Ende in vielen anderen Städten der damaligen DDR, den Mauerfall und die Wiedervereinigung erlebte. Birgit König konnte noch unmittelbar vor dem Ende der deutschen Teilung die DDR verlassen. Lüftner hat als Kind Verwandte in der DDR besucht. Als Musiker hatte er zudem Kontakte zur „Seilschaft“.
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„Die Seilschaft“ war die Begleitband des Sängers und Liedermachers Gerhard Gundermann (1955 bis 1998). Veranstalter ist die Stadtverwaltung in Kooperation mit der Rockwerkstatt und der Musikschule. „Gespräch & Konzert“ finden am Samstag, 9. November, 18.30 Uhr, statt. Wobei das Konzert der Musiker den Hauptanteil der Erinnerung ausmachen wird. Da eine ähnliche Veranstaltung vor fünf Jahren anlässlich 25 Jahren Mauerfall im Schlachthof gut angenommen wurde, habe man sich entschlossen, dass es in diesem Jahr in Lahr ebenfalls etwas geben sollte.
Lahr sei eine der wenigen Städte im gesamten süddeutschen Raum, die eine solche Veranstaltung auf die Beine stellen. Darauf legte Schöneboom Wert. Als Zeitzeuge erinnerte er sich im Pressegespräch an die Tage unmittelbar vor den Mauerfall. Im Oktober habe kaum jemand daran denken können, was einige Wochen später Realität geworden war. Wenn man dagegen an die nahezu zeitgleichen Geschehnisse auf dem Pekinger „Platz des himmlischen Friedens“ denke, sei das gewaltlose Ende der DDR ein „weltweit einmaliges Phänomen“. Die Vorstellung, dass zwischen dem Ende der innerdeutschen Grenze und der tatsächlichen Wiedervereinigung nur elf Monate lagen, sei heute noch erstaunlich.
Der Sänger Gerhard Gundermann ist im Westen der Republik erst durch den Film „Gundermann“ im vergangenen Jahr bekannt geworden, 20 Jahre nach seinem frühen Tod. Die musikalische Karriere des „Baggerfahrers aus der Lausitz“ begann in den 1980er-Jahren. Gundermann war linientreu. So war der Sänger Stasispitzel als „IM Grigori“, bevor er sich als Sprachrohr im Lausitzer Braunkohlerevier in den Jahren 1989/1990 während der Wende einen Namen machte. Auf der Wikipedia wird der mit dem Satz zitiert: „Ich sehe mich nicht als Opfer und auch nicht als Täter. Ich habe mich mit der DDR eingelassen – mit wem sonst? – und ich habe ausgeteilt und eingesteckt. Und ich habe gelernt. Deswegen bin ich auf der Welt.“ Das war im Jahr 1995, als seine Arbeit als informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit bekannt wurde. Sicher ein Erfolg war, dass die Gerhard Gundermann und „Die Seilschaft“ im Vorprogramm von Bob Dylan und Joan Baez im Jahr 1994 auftraten.