Krötenwanderung: So helfen Ehrenamtliche derzeit Amphibien
Mit den wärmeren Temperaturen steigt auch die Aktivität der Amphibien. In Lahr sind derzeit mehrere ehrenamtliche Helfer damit beschäftigt, Frösche und Kröten sicher zu ihrem Laichplatz zu bringen – denn auf ihrem Weg dort hin, müssen die Amphibien eine Straße überqueren.
Die Plastikplanen auf beiden Seiten der Straße auf den Langenhard aus Richtung Sulz sind nicht zu übersehen. Die etwa 600 Meter Barrieren sollen verschiedene Amphibien davon abhalten, die Straße zwischen Wald und Naturbad zu queren. Erdkröten, Grasfrösche, Teich- oder Bergmolche haben die hartnäckige Gewohnheit im Frühjahr aus dem Wald zum Wasser zu wandern und umgekehrt. Es ist daher eine Aufgabe, die Amphibien vor den Gefahren des Straßenverkehrs zu schützen. Diese Pflicht der Stadtverwaltung benötigt allerdings viel ehrenamtliche Hilfe.
Etliche Helfer
Urte Stahl ist Mitarbeiterin der Abteilung öffentliches Grün im Lahrer Rathaus. Gegen 10 Uhr sind etliche Helfer mehr gekommen, als sonst üblich. Amphibien wandern, wenn es einigermaßen warm und ausreichend feucht ist. Am Samstagmorgen passte alles. Davor war es bislang zu kalt oder zu trocken. Die ausgelegten Planen versperren den Tieren den Weg über die Straße, dadurch sind viele Helfer gefragt. Frösche, Kröten und Molche folgen ihrem Instinkt und marschieren aus dem Wald Richtung Wasser, in dem sie laichen – oder umgekehrt, von den Laichplätzen zurück in den Wald.
Das ist den ganzen Frühling über der Fall. Da die Amphibien nur der Barriere ausweichen können, tappen sie dann in vorbereitete Fallen. Entlang beider Seiten haben die Helfer – noch im Winter – Eimer in den Boden eingebuddelt, in die Frösche, Kröten oder Molche plumpsen.
Die Tiere müssen immer morgens und abends „befreit“ und gefahrlos über die Straße getragen werden. Daher ist die Stadtverwaltung auf etliche Helfer angewiesen. Derzeit ist es ein „harter Kern“ von 16 Personen. Stahl spricht von einem „guten Bestand, der auch zuverlässig ist“. Daneben gehen einige andere als Nothelfer morgens oder abends die Strecke ab oder der Nabu hilft im Fall der Fälle aus. Die Fallen sind im Abstand 30 bis 50 Meter zwischen Barriere und Wald, beziehungsweise Laichplatz, eingegraben.
Noch bis Ende April
Was die Arbeit ausmachen kann, ergänzt Dietmar Maletz, der in Sulz wohnt. Der Rekord „gefangene Amphibien“ lag in diesem Jahr bei 800 Tieren, wohlgemerkt bei einer Kontrolle. Normalerweise sind zwei oder drei Helfer jeden Morgen und jeden Abend noch bis Ende April unterwegs. 100 bis 150 Tiere sind an guten Tagen das normale Maß. Abends sind derzeit noch Taschenlampen erforderlich. Stahl verweist auf die Straße, außerhalb des Ortsschilds, auf der am Samstagmorgen einige Autos vorbeifahren und das nicht gerade langsam. Alle Helfer tragen Warnwesten mit Reflektoren. Die Helfer sind allerdings von der Straße aus gesehen hinter der Barriere für Amphibien und auch durch die Leitplanke einigermaßen geschützt.
Eine Bucht, die aus Richtung Sulz auf der linken Seite ist – aus Sicht der Frösche ist das der Wald – bietet Parkmöglichkeiten für die Helfer. Die kommen teilweise von weiter her. So stammt Lennart aus Seelbach. Er ist auf der Seite Richtung Laichplatz – wieder aus Krötenperspektive – mit Lasse und Max auf der Suche nach Tieren in der Falle. Alle drei haben keine Scheu die Tier anzufassen. Sie tragen dennoch, wie alle anderen auch, Schutzhandschuhe. Das ist sinnvoll, hat Stahl vor Beginn der Arbeit erklärt. Es gebe Pilze auf der menschlichen Haut, die Amphibien nicht vertragen. Umgekehrt sondern Feuersalamander, die es hier ab und an auch gibt, ein Sekret ab, das die menschliche Haut reizt. Aber alle drei wissen aus Erfahrung, dass die Amphibien eine sehr glatte Haut haben.
Beim Besuch sind allerdings nicht alle als Mitarbeiter dabei. Eine Mutter ist gekommen, weil Zaun, Fallen und Frösche für den Sprössling zu weit entfernt von Zuhause sind. Sie selbst möchte einen Frosch nur ungern in die Hand nehmen. Dann aber kommt die Erkenntnis, bei der die anderen Frauen lachend einstimmen.
In der Pflicht
Die Straße von Sulz auf den Langenhard ist im Eigentum der Stadt. Daher hat die Stadt die Pflicht, Amphibien mit der Barriere zu schützen. In den Jahren 2017 und 2018 waren im Frühjahr mehr als 2000 Kröten zwischen Wald und Laichplätzen unterwegs. Ein guter Laichplatz ist der Teil des Naturbads in Sulz, der mittels Pflanzen zur Reinigung des Wassers dient. Laut Urte Stahl vom Amt für öffentliches Grün übernehmen die Amphibien dabei sogar einen Teil der natürlichen Sauberhaltung des Wassers. In der Regel verirren sich die Kaulquappen auch nicht in den Badebereich im Naturbad. Auch sie suchen irgendwann den Weg zurück in den Wald.