Lahr

Lahrer Hospizverein wird 25: Arbeit auf drei Standbeinen

Karsten Bosch
Lesezeit 4 Minuten
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25. Juli 2018

Mal so richtig gemütlich auf dem Balkon sitzen – das ist eigentlich nie drin. Claudia Hillig und der Vorsitzende des Lahrer Hospizvereins, Peter Zimmermann, freuen sich aufs Jubiläum, für das sie eine Festschrift aufgelegt haben. ©Karsten Bosch

Der Hospizverein Lahr feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Vorsitzender Peter Zimmermann und Koordinatorin Claudia Hillig sprachen deshalb über die Arbeit des Vereins, der das Sterben aus der Ecke wenigstens ein wenig herausgeholt hat.

Da sitzen sie und sprechen. Über den Tod, das Leben der Hospitz-Mitarbeiter und über die Menschen, die den Hospizdienst in Anspruch nehmen. Sie reden, als ob das Ganze zum normalen Leben gehört. Und irgendwie haben sie natürlich Recht, Claudia Hillig, die für die Koordination des Hospizvereins Lahr zuständig ist, und Peter Zimmermann, der Vorsitzende des Vereins.

25 Jahre besteht der Hospizverein mittlerweile, im Oktober wird ein Fest gefeiert. Und bis dahin und danach auch über den Tod geredet. »Er gehört dazu«, meint Zimmermann. Und es sei nicht zuletzt den Hospizvereinen zu verdanken, dass er sich aus seiner Ecke langsam in Richtung gesellschaftlich diskutierten Bereich bewegt.

Peter Zimmermann gehört zu den Urgesteinen des Vereins. Er war schon einmal Vorsitzender und ist es jetzt wieder. »Ich denke, das zweite Mal war ich eigentlich zu früh dran«, meint er heute. Denn er hatte selbst die vielleicht schwierigste Begleitung in den Tod hinter sich. »Meine Frau war gerade ein Vierteljahr vorher gestorben. Und da haben sie mich trotzdem gefragt.« Er sagte Ja, obwohl er natürlich mit der eigenen Trauer alles andere als fertig war.

»Fertig sein« mit Trauer

Genau das ist ein Thema, bei dem sie beim Hospizverein zweimal hingucken, bevor sie einen der ehrenamtlichen Helfer – besser wäre Helferinnen, da Frauen absolut in der Mehrzahl sind – auf den nächsten Begleitungsfall vorbereiten. Er muss »fertig sein« mit seiner Trauer; sei es um einen eigenen Angehörigen oder einem »Fremden«.

»Unsere Arbeit besteht aus drei Standbeinen«, kommt Zimmermann auf den sachlicheren Teil zu sprechen. Das erste sind die Besuche zu Hause. Hinzu kommen die Besuche in Pflegeheimen und in den Kliniken. Gerade bei Letzterem hat der Hospizverein Lahr eine Vorreiterrolle gehabt: »Wir waren der erste Verein, der Palliativbetten in Baden-Württemberg im Krankenhaus anboten«, erinnert sich Claudia Hillig.

Es hat sich bewährt, von vier sind die Betten auf acht gesteigert worden. Doch das Ganze hat auch Nachteile. »Wenn die Patienten von ihrer Station in die Palliativ-Abteilung verlegt werden, dann wissen sie natürlich, dass dies die letzte Station ihrer ›Reise‹ ist, oder zumindest sein kann«, sagt Hillig.

Zurück zu Helfern

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Doch kommen wir zu den Helfern zurück, die die Sache im übrigen völlig Ehrenamtlich tun. Ganz einfach ausgedrückt: Wie wird man Hospizhelfer?

»Es gibt zunächst einmal ein Vieraugengespräch«, sagt Peter Zimmermann. Man müsse so früh wie möglich sicher sein, dass der Bewerber das überhaupt verkraftet. Es geht dabei nicht nur ums Geistige. »Er muss auch, um ein Beispiel zu nennen, mit dem Geruch Schwerstkranker umgehen können.« 

Sechs Wochenenden

Hat man dies geschafft, dann warten sechs Wochenenden, die der theoretischen Weiterbildung dienen. »Wir legen Wert darauf, dass die Teilnehmer bei allen Wochenenden dabei sind«, sagt Hillig. Einmal im Monat sind sie, ansonsten werden die angehenden Hospizmitarbeiter von erfahrenen Helfern mitgenommen und erfahren so, wie es bei den zu Betreuenden und ihren Angehörigen zugeht.

»Wir haben im jüngsten Kurs elf neue Mitglieder gewonnen«, sagt Peter Zimmermann nicht ohne Stolz. Genauso wie er anmerkt, dass drei von ihnen Männer seien. »Das ist wichtig«, ergänzt Hillig. »Gerade viele Männer unter den zu Betreuenden wünschen sich einen Mann.« Ingesamt kann der Verein aus 50 Helfern schöpfen.

Einverständnis

Bei alldem gilt: Der zu Betreuende muss einverstanden sein. Eventuell hat er es seinen Angehörigen gesagt, schriftlich niedergelegt, seine Freunde glauben, dass er die Betreuung braucht oder das Personal in einem Pflegeheim kommt auf den Hospizverein zu. Von selbst kommen nur wenige, da die meisten von ihnen schlicht zu krank sind. Und: »Es kommen so gut wie keine Meldungen von Ärzten«, sagt Hillig.

Natürlich darf am Ende die Frage nicht fehlen: Möchten sie selbst Begleitung durch den Hospizverein, wenn es dem Ende zugeht? Claudia Hillig sagt ganz klar Ja. Und schränkt es sofort wieder ein: »Momentan ist es ganz klar bei mir. Aber wenn es wirklich ans Sterben geht, weiß man nie, wie man sich entscheiden wird.«

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