Lahrer Musikschüler: Die Barock-Ära wieder entdeckt
Die erste »barocke Nacht« der Lahrer Musikschule hat in der Wittelbacher Kirche St. Peter und Paul sicher eine ungewöhnliche Kulisse gehabt. Da damit aber auch die Gründung einer Barockabteilung verbunden ist, passte das Ambiente am Freitagabend in der hochmittelalterlichen Kirche gut.
Annabelle Cavalli, Lehrerin an der Musikschule, hat vor zwei Jahren das Barockorchester gegründet. In diesem Jahr hat es eine gelungene Kooperation mit dem Freiburger Barockorchester gegeben.
Dazu gehörten neben Konzertbesuchen und Workshops auch zwei Auftritte in Lahr und in Freiburg. Im kommenden Jahr ist ein Meisterkurs geplant, den Schüler der Musikschule – gemeinsam mit dem Barockensemble »L’Ephemere«, zu dem Cavalli gehört – besuchen können. Damit solle der »Barockschwung« etabliert werden. Cavalli erklärt dazu, dass sie Schüler aller Instrumentalklassen die Türen zur Barockmusik öffnen möchte.
Dass das bereits gelungen ist, haben die Besucher beim Konzert unschwer erkennen können. Der erste Auftritt des Barockorchesters war grandios. Auch wenn die Bläser den Gang in der kleinen Kirche einnehmen mussten und das Cembalo im Altarraum stand, war der »Prince Rupert« von John Playford (1623 bis 1686) gelungen. Auriela Grollmuss zeigte, dass auch die jüngsten Eleven an der Musikschule an der Musik Bachs, Händels oder Vivaldis Gefallen finden. In nicht allzu ferner Zukunft wird es für sie wohl eine Schultüte geben. Vielleicht sind darin auch Notenblätter?
Kurze »Affeti«
Barock sollte »Affeti« (auf Deutsch Gefühle) ausdrücken. Diese seien kurz, intensiv und vergänglich. Das hatte Cavalli im Programm erklärt. Die Vielfalt der Musik etwa zwischen 1600 und 1750 zeigten die Schüler, die nach der gemeinsamen Ouvertüre als Solisten, im Duett oder als Trio auftraten, mit überwiegend unbekannten Meistern der Epoche.
Dass am Anfang die Grenzen zwischen dem Stil der Renaissance und dem Barock fließend sind, zeigten Aylin Lässle und ein Flötenensemble mit Thomas Morleys (1657 bis 1602) »You that wont to my Pipes«. Nach den Lebensdaten war Morley, Organist an der St. Pauls Cathedral in London, ein Zeitgenosse William Shakespeares. Damit gehört er eigentlich in die Renaissance.
Unstrittig sind Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Henry Purcell, Georg Philipp Telemann oder Georg Friedrich Händel Meister des Barock. Viel Abwechslung, und das ist ein Verdienst der Lehrer wie der Schüler am Abend und die Vielfalt der Epoche gebührt aber Musikern, die bis zu dem Abend kaum jemand gekannt haben dürfte. Mit »O Nuit« von Jean Philipp Reaumur ging das Konzert zu Ende. Hier war wieder das gesamte Barockorchester versammelt.
Man darf also gespannt sein, was die neue Barockabteilung in der Musikschule bewerkstelligen wird.