Landeskirche besorgt wegen geplanter Lahrer Munitionsfabrik
Die badische Landeskirche hat die geplante Munitionsfabrik in Lahr kritisiert. Mitglieder der Kirchenleitung äußerten sich heute, Donnerstag, in Karlsruhe besorgt, dass die Stadt Lahr mit der Ansiedlung eines munitionsproduzieren Betriebes nachhaltig Schaden nehmen könnte.
Die Produktion in der geplanten Munitionsfabrik in Lahr soll laut der antragstellenden Firma Galtech überwiegend für die Bundeswehr und die deutsche Polizei bestimmt sein. Aus andernorts vielfach belegter Erfahrung sei jedoch zu befürchten, dass die Munition „über kurz oder lang in unkontrollierbaren gewaltsamen Konflikten in Krisengebieten weltweit zum Einsatz käme“, äußert sich der evangelische Oberkirchenrat der evangelischen Landeskirche in Baden in einer Pressemitteilung kritisch.
Der frühere Lahrer Dekan und heutige Oberkirchenrat Matthias Kreplin verwies auf eine von der badischen Landeskirche beauftragte Studie „Munitionsexporte in deutscher Verantwortung“.
Bei internationalen Rüstungsmessen
Diese Studie hat laut dem evangelischen Oberkirchenrat aufgezeigt, dass ein Großteil der in Deutschland produzierten Kleinwaffenmunition exportiert werde. Nach Erkenntnissen des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit habe auch das Firmengeflecht, zu dem Galtech beziehungsweise Saltech gehört, einen „stark exportorientierten Charakter“ und präsentiere sich auf internationalen Rüstungsmessen, heißt es weiter in der Stellungsnahme.
Kontakt mit Krisengebieten
Die Studie zu Munitionsexporten soll deutlich gemacht haben, dass in der Debatte zu Rüstungsexporten oft darüber hinweggesehen werde, dass Munition das „Grundnahrungsmittel aller bewaffneten Konflikte und Kriege“ sei. Der Export von Munition sei das tödlichste Segment des Rüstungsexportes, zitiert der Oberkirchenrat aus der Studie.
Die badische Landeskirche stehe im engen Kontakt mit Partnerkirchen in Krisenregionen in Afrika und im Nahen Osten, in denen auch deutsche Munition eingesetzt werde.
Genaue Information einholen
Der evangelische Oberkirchenrat habe aus den Partnerkirchen Informationen bekommen, dass bei bewaffneten Konflikten, etwa in Nigeria, Syrien oder Lateinamerika, immer wieder auch Munition und Handfeuerwaffen eine verheerende Rolle spielen, die ursprünglich in Deutschland produziert wurden und die dunkle und nicht kontrollierbare Wege in die Hände von Terroristen und Milizen gekommen seien.
Die Kirchenvertreter appellieren deshalb an die Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Lahr und der Zweckverbandversammlung der IGZ-Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr GmbH, sich vor einer Entscheidung über die Grundstücksanfrage der Firma Galtech über die oft unterschätze Problematik der Munitionsexporte genau zu informieren.