Leuchtender Appell für Frieden in Lahr

Mehrere Hundert Teilnehmer zogen bei dem liturgischen Lichtermarsch am Samstagabend durch die Lahrer Innenstadt. ©Stephan Tissot
Der Lichtermarsch am Abend vor dem vierten Advent war eine eindrucksvolle Demonstration. Mehr als 250 Teilnehmer zogen von der Friedenskirche durch die Stadt bis zur Martinskirche.
Ein liturgischer Lichtermarsch für Frieden führte am Samstagabend durch die Innenstadt. Auf dem Rathausplatz sprachen OB Wolfgang G. Müller, Pfarrer Frank-Uwe Kündiger und Elisabeth Akbaba, Mitglied der aramäischen Gemeinde. Pfarrer Kieren Jäschke hielt eine Andacht in der Christkirche.
Akbaba begann ihre Rede mit einer Geschichte, die zum Nachdenken anregte. An der Freiburger Universität habe sich ein Kommilitone gewundert, dass sie Elisabeth heiße. Ihre Antwort, der Name Johannes – des Fragenden – sei aramäisch. Übersetzt: »Gott erbarme sich«. Der Name Elisabeth, ebenfalls aramäisch, bedeute »Gott ist Frieden«. Viele heute gebräuchlichen Namen haben einen aramäischen Ursprung. »Ich bin stolz, Aramäerin zu sein«, betonte sie.
Die aramäisch-christliche Gemeinde sei eine der ersten gewesen, die Christus folgte. Von der Vergangenheit spannte Akbaba den Bogen in die Gegenwart: Sie wünsche sich für alle Minderheiten des Orients, Aleviten, Jesiden oder andere, dass sie zu ihren Grundwerten stehen. Akbaba sprach sicher für alle mit der Aussage, dass die Rechte von Minderheiten – vor allem deren Schutz – universell seien. »Das Kind von Bethlehem ist die Menschenrechtserklärung Gottes.« Dieses Licht würden alle beim Marsch durch die Stadt tragen.
Jeder bringt etwas mit
Jeder, der nach Lahr komme, würde seinen religiösen oder kulturellen Hintergrund mitbringen, betonte OB Wolfgang G. Müller. Damit sprach der OB die rund 110 Nationalitäten in Lahr an. Der Rathauschef wünschte sich, dass die Menschen in der Stadt immer »mehr Bürger statt Einwohner« werden sollten.
»Es gibt keinen schlüssigen Ausweg, kein konsensfähiges politisches Konzept, keine schnelle militärische Lösung: Moral und Menschenrechte werden als Propagandawaffe missbraucht.« Das sagte Pfarrer Kündiger und stellte die rhetorischen Frage: »Weihnachten: Was feiern wir da eigentlich?«
In der Christuskirche zitierte Pfarrer Jäschke die berühmten Seligpreisungen aus der Bergpredigt nach dem Matthäus-Evangeliums. »Die Weihnachtsbotschaft ist eine frohe Botschaft.« Wie aber würde sich Gott fühlen, wenn er die Welt heute ansehen würde, die Ausbeutung, die Gewalt oder die Umweltzerstörung? »Wie geht Gott um mit uns?« Er habe ein Kind geschickt, klein und hilflos. Der Pfarrer der Christuskirche zitierte Jesus aus dem Evangelium nach Johannes: »Ich bin das Licht der Welt. Ihr seid das Licht der Welt.«
»Ich freue mich, dass sie gekommen sind und ein Zeichen des Friedens setzen.« Mit der Botschaft Jäschkes zogen die Menschen mit den vielen Kerzen bis zur Martinskirche. Im Gemeindehaus gab es syrische und aramäische Spezialitäten und Lieder des Gospelchores »Golden Harps.«