Die literarischen Abende, die das Team der evangelischen Gemeindebücherei Wittenweier seit einigen Jahren anbietet, leben von ihrer Atmosphäre sowie der Art und Weise, wie Bücher vorgestellt werden. Man kommt zusammen, um einem gemeinsamen Hobby nachzugehen, man tauscht sich aber auch über die Leseeindrücke aus, was zumeist ganz neu oder zumindest in den vergangenen zwei Jahren neu erschienene Bücher angeht. So mancher Besucher hat aufgrund der fundierten Tipps des Bücherei-Teams Anregungen für das eigene Bücherregal oder Geschenktipps für die bevorstehenden Weihnachtstage abschöpfen können.

Beim literarischen Abend, zu dem wieder ein kleiner Kreis von rund 15 Gästen zusammen kam, standen insgesamt sieben Bücher im Mittelpunkt. »Der eine oder andere Besucher mehr wäre sicher ganz schön einerseits. Auf der anderen Seite bliebe dann aber gar nicht mehr die Zeit, jedem einzelnen Besuch viel Zeit einzuräumen. Ein kleinerer Kreis ist zudem eindeutig aufmerksamer«, sagt Anke Lampeitl, die Leiterin des Bücherei-Teams, im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger aus. Das Team war bemüht, seinen Gästen wieder eine Reihe von Werken vorzustellen, die ein Spektrum von eher leichteren und lockeren, aber auch zum Nachdenken anregenden und tragisch-schweren Stoffen abdeckten.

Senioren-Freundschaft

Lampeitl befasste sich unter anderem mit Kent Harufs eher dünn umfänglichem Werk »Unsere Seelen bei Nacht«. Das Buch, unter gleichnamigem Titel 2017 mit Robert Redford und Jane Fonda in den Hauptrollen verfilmt, behandelt eine ungewöhnliche Senioren-Freundschaft. In diese mischen sich die Kinder der Protagonisten ein, was zu Problemen führt. »Persönlich hat mich berührt, wie viel Inhalt und Kraft in diesem vergleichsweise dünnen Büchlein steckte«, schilderte Lampeitl. 

Danach stellte sie die französisch-frische Komödie »Monsieur Thomas und das Geschenk der Liebe« aus der Feder von Gilles Legardinier vor. Monsieur Thomas ist ein in Indien tätiger Arzt, der nach 20 Jahren erfährt, dass er eine Tochter aus einer früheren Liebschaft hat. Umgehend sucht er sich Arbeit in Paris und wird zum Leiter eines Seniorenheims. Fortan muss er sich um das Heim voller liebevoll gezeichneter Charaktere kümmern, aber auch die Suche nach seiner Tochter betreiben. »Ein Buch voll herrlichem Witz, toller Charaktere, das sehr zum Lachen anregt«, beschrieb Lampeitl.

Ernsthaftere Themen

Wesentlich ernsthaftere Themen behandeln zum Beispiel die Werke »Kalte Weide: Ein Hirtenbub im Schwarzwald« und »Kukolka«. »Kalte Weide« von Julia Heinecke erzählt vom Schicksal eines Hirtenbubs, der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs aus Freiburg in den Schwarzwald zum Hüten der Herden geschickt wird. Die Bedingungen auf den Höfen sind hart, nicht selten werden die Kinder ausgenutzt. Heinecke erzählt eine fiktive Geschichte im Schatten des Krieges, der Inhalt basiert basieren jedoch auf Berichten echter Hirtenkinder. 

»Kukolka« ist das Erstlingswerk von Lana Lux, in dem sie sich in brutal offener Form den Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution in der Ukraine nähert. Beschlossen wurde der literarische Abend mit einem Sektumtrunk. Auch 2019 ist eine Wiederholung der Veranstaltung geplant.