Literaturabend weckt die Vorfreude auf opulentes Werk
Lahr-Hugsweier. Neun Wochen bevor die von Walter Caroli verfasste Hugsweierer Chronik erscheint, haben der Verein für Heimatpflege und Ortsgeschichte und der Ortschaftsrat zu einem Literaturabend mit Musik in den evangelischen Gemeindesaal eingeladen. Rund hundert Zuhörer hatten ihre Freude an den Lesungen des Autors, an der mit Musik unterlegten Bilderschau und den Beiträgen des Posaunenchors.
1550 E-Mails verschickt
»Der Countdown für die Chronik Hugsweier läuft«, eröffnete die Vereinsvorsitzende Martina Enneking den Abend. Am 28. April wird das mit nahezu 600 Seiten recht opulente Werk in der Schutterlindenberghalle vorgestellt und zum Verkauf angeboten. Caroli hat nach eigenen Angaben insgesamt 5000 Stunden für sein Werk aufgewendet. Die 592 Seiten verfügen über 400 Bilder aus 41 Archiven. 1550 E-Mails hat der Autor seit seinem Arbeitsbeginn verschickt.
Der von Günter Noll geleitete Posaunenchor traf mit Variationen des Badnerlieds ganz den Geschmack der Zuhörer: Der Radetzky-Marsch klang ebenso mit wie die »Schwäbische Eisenbahn« und die französische Nationalhymne.
In der Lesung »Die unglückliche Regina Zierlin« entführte Caroli die Zuhörer ins 17. Jahrhundert. Die aus Hugsweier stammende Frau wurde Opfer der Hexenverfolgung. Sie wurde wegen »Hurerey, Ehebruchs, Mord-Thaten, getriebener Zauberey und Vermischung mit dem Teufel« verurteilt und 1655 in Lahr beim »Stumpen Lindle« mit dem Schwert gerichtet und verbrannt.
Einen glücklicheren Ausgang hatte die Geschichte »Vierzig Revolutionäre«. In den Wirren der Badischen Revolution um 1849 verfügte Bürgermeister Karl Rubin, dass eine Bürgerwehr aufzustellen sei und mit entsprechender Ausrüstung für den Ernstfall bereitstehen müsse.
Die ledigen Wehrmänner von 18 bis 30 müssten als erste zur Verfügung stehen. Da aber letztlich der befürchtete Ernstfall nicht eintrat, durften die Wehrmänner nach Beschluss des Bürgermeisters und des Gemeinderats ihre aus Blusenhemd, Zwillichhose und schwarzem Hut bestehende Revolutionskleidung behalten.
Von zwei Hugsweierer Spießförstern aus dem 18. Jahrhundert handelte eine weitere Erzählung. Der dem Trunke ergebene Jakob Herrscher hatte alle Mühe, seine Familie mit dem jährlichen Fixum »4 Viertel Halbweizen und 4 Gulden« zu ernähren. Sein Nachfolger Christmann Sütterlin fiel bei sonst guter Beurteilung dadurch negativ auf, dass er »nach eigenem Gutdünken und ohne Legitimation« im Hugsweierer Wald zu jagen pflege. Walter Caroli schlug dann den Bogen ins 20. Jahrhundert und beschrieb das Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht der Hugsweierer. Nach diesen Erinnerungen an eine schwierige Zeit geriet man mit den Schmunzelgeschichten »Gottvertrauen« und »Das Dampfbad« wieder in fröhliches Fahrwasser.