Meißenheim trauert um Mundartdichter
Der älteste Bürger von Meißenheim, Georg Jakob Kleis, ist am Freitag wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag in Nonnenweier im Feierabendhaus verstorben.
Georg Kleis wurde am 14. Mai 1920 in Meißenheim geboren und wuchs in dem Ort auf. Bekannt war er in der Region als Mundartdichter. Unter anderem gab er die Bücher „S‘Äschpele“ und „Im Schnitzgradde“ heraus. „D‘r Kleis Schorsch“, wie er überall im Ried genannt wurde, betrieb in seinem Heimatdorf Landwirtschaft.
Er liebte die Natur und war ein Experte in Sachen Obstbaum-Veredelung. Selbst aus dem Schuttertal wurde Veredelungsreisig von ihm geholt. Tausende Obstbäume waren von ihm „abgezwieje“ worden und ungezählte Obstanbauer erlernten von ihm die Kunst der Baumveredelung. Überdies war Kleis viele Jahre Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Meißenheim und wurde für seine Verdienste und sein Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Auch in Lahr kannten sie „D‘r Kleis Schorsch“. Auf dem Großmarkt verkaufte er seine Äpfel und Birnen in Bio-Qualität. Er wurde spaßeshalber der Apfelkönig aus dem Ried genannt. Im Lahrer Stadtpark war er elf Jahre tätig und veredelte viele Ziersträucher und Bäume. Danach arbeitet er sieben Jahre bei der Gemeinde Meißenheim und sorgte mit dafür, dass sein Heimatort beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ auf Landesebene eine Goldmedaille bekam und auf Bundesebene eine Silbermedaille.
Mit seiner vor Jahren verstorbenen Frau Maria Magdalena hatte er fünf Kinder. Bis zu seinem Ableben am 1. Mai war er immer noch ein guter Gesprächspartner, der nur etwas schlechter hörte. „Bisch zfriede im Läwe, dann bisch glücklich, bisch bescheide dann bisch rich“ – das war immer sein Motto.
Georg Kleis wird im engen Familienkreis beerdigt. Wäre nicht gerade die Corona-Pandemie mit ihren einschneidenden Folgen, wären sicher viele, viele Menschen gekommen, um ihn auf seiner letzten Reise zu begleiten. So aber dürfen beim Abschied nur wenige Trauernde dabei sein.